Schlicht und weiß war gestern Heizkörper in neuem Design
21.10.2014, 18:30 Uhr
Haben sie auch das gleiche Sofa, wie Ihr Nachbar? Oder die gleiche Schlafzimmereinrichtung wie ihr Arbeitskollege und die gleiche Küche wie ihre Geschwister? Wahrscheinlich nicht. Jeder hat schließlich seinen ganz eigenen Geschmack. In Sachen Heizkörper scheint der uns allerdings zu verlassen. Denn laut Branchenkennern, hängen bei den meisten Deutschen die schlichten weißen Stahlheizkörper: weiß, preisgünstig und funktionell. Dabei geht es längst anders – der Heizkörper als individuelles Designobjekt.
Ein vermeintlicher Gartenschlauch aus Stahl, die Schuhabdrücke vom letzten New York-Marathon – verewigt in Beton oder Wärme aus einer Heizung, die eher an eine Chemiefabrik erinnert, als an ein Badezimmer-Interieur. Die Welt scheint mutiger zu werden in Sachen Heizung!
Der studierte Industriedesigner Max Kant hat sich schon vor vielen Jahren dem Thema Heizkörper verschrieben. Sein Werkstoff Beton. In seiner Werkstatt in Berlin baut er individuelle Heizkörper für jeden Geschmack. Zur Zeit arbeitet er an einer ganzen Wand bestehend aus Beton-Heizkörpern. Und mitten drin – unsichtbar für den Betrachter –das komplexe Heizungssystem. Die Herstellung ist aufwendig: Vom ersten bis zum letzten Handgriff – alles Handarbeit.
Aus Beton oder Stahl
Henning Lohner hingegen hat es der Stahl angetan. Der Komponist und Musikproduzent ist Perfektionist. In seiner neuen Wohnung soll alles passen. Die liegt in einem klassischen Berliner Altbau.
Mit Freunden suchte er im Internet, auf Flohmärkten und in Abrisshäusern nach den alten Heizkörpern, die er mühevoll aufarbeiten ließ. Restauriert hat die Heizkörper dann Wolfgang Obereisenbuchner, der sich mit seiner Berliner Firma Grünherz historischen Armaturen verschrieben hat.
Auch wenn der Markt inzwischen designte und hochwertige Heizungen im Programm hat, will der deutsche Kunde offenbar davon nichts wissen. Da bleiben sich die Bauherren treu, wie Peter Clos von der Innung Sanitär Heizung Klima erläutert: "Die Deutschen sind in Sachen Heizkörper eher konventionell. Da sind die wenig mutig. Standard sind eben diese Stahlplatten, höchstens im Bad wird mal was Besonderes genommen, also ein Badheizkörper mit einer besonderen Form."
Unsichtbare Leitungen
Und so sind die Kunden von Max Kant auch eher die Individualisten, die bis zu 1.000 Euro pro Quadratmeter für die Heizung auf den Tisch legen. Und die stecken längst nicht mehr nur in reinen Betonplatten. Seine Heizungsleitungen versteckt der Designer inzwischen in Küchenarbeitsplatten, Fensterbänken oder Treppenstufen. Wie hier in einer Kreuzberger Wohnung. Die Heizung ist das vermeintliche Wandbild.
Installateurmeister Peter Schwarzwälder wiederum liebt auch historische Heizkörper. In seiner Berliner Galerie zeigt er, was er in 20 Jahren Sammelleidenschaft rund um Installationstechnik zusammengetragen hat. Von der technischen Qualität der alten Gussheizkörper ist er überzeugt: "Dünnwandige Stahlheizkörper nehmen schnell Wärme auf und geben auch schnell die Wärme wieder ab. Die Oberflächentemperatur am Stahlheizkörper ist dann meistens größer. Es kommt zu den unangenehmen Nebenwirkungen wie Staubentwicklung, trockene Luft, da kann natürlich ein dickwandiger Gussheizkörper, sehr viel angenehmer sein."
Ganz ähnlich funktioniert die Wärmeabgabe bei den Heizkörpern aus Beton. Hennig Lohner will schon bald in seine neue, dann fertige Wohnung einziehen. 300 Euro wird er dann insgesamt pro Heizkörper investiert haben. Und so können wir übrigen Deutschen uns bei diesen innovativen Berlinern in Sachen Heizkörper wohl durchaus noch eine Scheibe abschneiden.
Quelle: ntv.de