Ratgeber

Bacheloritis So kommt man durch

In diesem Jahr werden zehn Jahre Bologna-Reform gefeiert - vielen Studenten ist aber nicht nach Party zumute. Im Gegenteil: Im Sommer haben Tausende beim Bildungsstreik ihrem Ärger über die Reform Luft gemacht. Denn sie hat dafür gesorgt, dass viele Studenten gehörig unter Leistungsdruck stehen. In der Folge leiden etliche unter Uni-Frust, fast jeder Dritte wirft das Handtuch. Dagegen hilft nur, offen damit umzugehen, wenn es einem zu viel wird.

Die heutige Studentengeneration dürfte später nicht sehr wehmütig auf die Uni zurückblicken.

Die heutige Studentengeneration dürfte später nicht sehr wehmütig auf die Uni zurückblicken.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

 

Experten haben im Zuge der Bologna-Reform eine neue Krankheit ausgemacht, die unter Studenten grassiert: die Bacheloritis. Sie äußert sich in Prüfungsangst und Stresssymptomen. "Der Druck hat zugenommen", ist die Beobachtung von Achim Meyer auf der Heyde vom Deutschen Studentenwerk. Durch die Verkürzung der Studienzeit seien die Lehrpläne im Bachelor oft überfrachtet worden. "Und damit sind auch der Stress und die Angst vor dem Versagen gewachsen."

 

Studienanfänger sind in der jetzigen Umbruchphase daher fast zu bemitleiden - manche dürften sich wie Versuchskaninchen vorkommen. Denn sie bekämen noch viel Unausgegorenes aufgetischt, beklagt Florian Keller vom Dachverband der Studentenschaften in Deutschland. Inzwischen geben sich auch die Verantwortlichen einsichtig: "Wir wissen gut, dass mancherorts die Prüfungslast zu hoch ist oder Studienpläne zu eng geplant sind", sagt Prof. Margret Wintermantel, Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Bonn.

 

Die folgenden Tipps helfen Studienanfängern gegen die Bacheloritis:

 

Gemeinsam statt einsam lernen: Viele fühlen sich im Bachelor alleingelassen: Laut dem Hochschul-Informations-System beklagen 38 Prozent in den Naturwissenschaften mangelndes Feedback von den Professoren, in den Sozialwissenschaften sind es fast 50 Prozent. Da hilft es, sich mit anderen auszutauschen - auch, um sich mal den Frust von der Seele zu reden. "Man merkt dann: Ich bin nicht der einzige, der Probleme hat", sagt Meyer auf der Heyde.

 

Prüfungsangst ins Auge sehen: Studienanfänger sollten rechtzeitig Hilfe in Anspruch nehmen, wenn sie merken, dass ihnen alles zu viel wird, rät Keller. Dazu gehört, vor einem Studienabbruch mit einem Studienberater zu reden. Studenten sollten auch keine Hemmungen haben, psychische Probleme anzusprechen, ergänzt Meyer auf der Heyde. "Das ist nichts Ehrenrühriges."

 

Das Lernen lernen: Kurse zur Prüfungsvorbereitung und zum Zeitmanagement können laut Meyer auf der Heyde helfen, die Abwehrkräfte gegen die Bacheloritis zu stärken. Studenten lernen darin, sich den Stoff einzuteilen und bei vollen Stundenplänen den Überblick zu behalten. Das hilft, mit der Belastung besser umzugehen.

 

Finanzen klären: Bacheloreinsteiger müssen vor Semesterbeginn ihre Studienfinanzierung klären, rät Meyer auf der Heyde. Die Lehrpläne ließen kaum Zeit, um neben dem Studium zu jobben. Wenn zum Leistungsdruck noch Finanzsorgen kommen, ist das oft das Ende. Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach denkt derzeit jeder dritte Student in den ersten Semestern über einen Abbruch nach oder hat ihn bereits erwogen. Drei Viertel der akut Betroffenen sagen, dass sie Probleme haben, ihr Studium zu finanzieren.

 

Das Hamsterrad anhalten: Wer merkt, dass er mit dem Lehrplan nicht mithalten kann, sollte rechtzeitig mehr Zeit einplanen. Dabei müssen Studenten aber genau hingucken, welche Kurse sich im nächsten Semester nachholen lassen. Ein Semester dranzuhängen, sei oft nicht einfach, weil viele Lehrpläne einen Jahresrhythmus haben, erklärt Keller. Wer aber zwei Extrarunden dreht, fliegt unter Umständen raus.

 

Wechseln statt aussteigen: Bekommen Studenten den Bachelor-Blues, sollten sie einen Fach- oder Ortswechsel erwägen. "Wenn man nach dem ersten Semester merkt, dass es das falsche Fach ist, ist ein klarer Cut oft das Beste", empfiehlt Keller.

 

Quelle: ntv.de, dpa

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