Ratgeber

Tinnitus und Hörsturz Studenten lassen sich stressen

"Voll" ist das erste Wort, das Mark Stern zu seinem Alltag einfällt. Im Semester ist er während der Woche oft zwölf Stunden pro Tag an der Uni, am Wochenende verdient er sich seinen Lebensunterhalt als Maschinenbediener in einem Industriebetrieb. "Das ist anstrengend, ja klar", sagt der 23-Jährige, der im sechsten Semester in Freiburg VWL büffelt. Ein optimales Studentenleben sei das nicht. "Es geht aber nicht anders."

Wenn Klausuren anstehen, nimmt der Stress noch zu. Trotzdem hält Stern an seinem Ziel fest, sein Studium nach acht Semestern abzuschließen. Und noch hat er das Gefühl, mit dem Druck zurecht zu kommen. Viele seine Kommilitonen dagegen haben offenbar schon die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht.

Immer mehr suchen Hilfe

So verzeichnen die Studentenwerke seit geraumer Zeit einen steigenden Beratungsbedarf. Kamen 2004 rund 16.100 Studenten in die psychologischen Sprechstunden, waren es 2006 schon 22.800. Die Zahl der jungen Leute mit starken Stresssymptomen und psychosomatischen Beschwerden nehme zu, bestätigt Wilfried Schumann von der Psychosozialen Beratungsstelle des Studentenwerkes und der Universität Oldenburg. "Was früher für Manager typisch war - Tinnitus, Hörstürze -, ist heute bei Studierenden keine Seltenheit mehr."

Gerade die sehr Leistungswilligen sind laut Schumann gefährdet, ihre eigenen physischen und psychischen Grenzen zu missachten. "Sie haben sich den Zeitgeist sehr zu eigen gemacht", sagt er. Bevor sie die Leistungsanforderungen infrage stellen, würden sie eher sich selbst infrage stellen.

Stressbewältigung ist lernbar

"Leistung wird schneller und in immer kürzerer Zeit eingefordert", sagt Prof. Isabella Heuser vom Berliner Universitätsklinikum Charit. Sie ist aber der Ansicht, dass jeder den richtigen Umgang mit Druck im Studium lernen kann - vorausgesetzt, der Betreffende kümmert sich rechtzeitig darum. "Wer zu Panik vor Prüfungen neigt, weiß das schon seit dem Abitur, spätestens aber beim ersten Schein an der Uni." Sie rät daher dazu, sich schon zu Beginn des Studiums die Zeit zu nehmen und ein Coaching oder eine psychologische Beratung aufzusuchen.

Wichtig sei ein strukturierter Plan, was wann erreicht sein soll. Ein lernfreies Wochenende vor dem Examen sei zwar vermutlich illusorisch, aber planen lässt sich zum Beispiel, sonntags nur einen halben Tag zu pauken oder sich für vier Stunden mit Kommilitonen über die Inhalte auszutauschen. Ganz dringend eingehalten werden sollten Ruhephasen, sagt Heuser: Nach spätestens sechs Stunden Lernen müsse eine Stunde Pause folgen - sie empfiehlt Spazieren oder Meditieren.

Quelle: ntv.de

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