Ratgeber

Auf Druck der BaFin Versicherer malen schwarz

Die deutschen Versicherer müssen sich auf Druck ihrer Aufsichtsbehörde auf eine lange Durststrecke mit niedrigen Zinsen einrichten. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) verlangt erstmals drei Modellrechnungen von ihnen, die davon ausgehen, dass die Zinsen - und damit die Renditen für die Kapitalanlagen der Versicherer - bis 2018 sehr niedrig bleiben könnten. Die BaFin und der Branchenverband GDV bestätigten einen entsprechenden Bericht der Financial Times Deutschland.

Ist es tatsächlich Licht am Ende des Tunnels? Oder der entgegenkommende Zug? Die BaFin lässt alle Szenarien nachrechnen.

Ist es tatsächlich Licht am Ende des Tunnels? Oder der entgegenkommende Zug? Die BaFin lässt alle Szenarien nachrechnen.


Eine so lange Zinsflaute würde die Versicherer stark unter Druck setzen, weil sie bei Lebensversicherungen langfristige Renditezusagen geben, die sie am Markt erwirtschaften müssen. Die BaFin stellt in einem Schreiben an die 120 Lebensversicherer die Zinszusagen in Frage: "Die dauerhafte Erfüllung der Zinsgarantien in der Lebensversicherung ist in jüngster Zeit zunehmend in den Fokus gerückt."

 

Garantiezins sinkt nicht weiter


Kurzfristig sieht der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) keine Notwendigkeit, den staatlich festgelegten Garantiezins zu senken, den die Lebensversicherer ihren Kunden versprechen dürfen. Er war seit den 1990er Jahren vom Höchststand von 4,0 auf aktuell 2,25 Prozent gesenkt worden. Für alte Lebensversicherungen gelten noch die höheren Sätze, im Durchschnitt liegen die Renditeversprechen bei 3,4 Prozent. "Für 2010 steht keine Senkung an, für 2011 ist noch keine Entscheidung gefallen", sagte die GDV-Sprecherin.


Die neu zugeschnittenen Stresstests, die bis 4. November abgeschlossen sein sollen, sind ein Frühwarnsystem, mit dem die BaFin die Fähigkeit der Versicherer ausloten will, schwierige Zeiten zu überstehen. In den vergangenen Jahren waren einige Unternehmen an diesen Tests gescheitert, die von einem abrupten Einbruch einzelner oder aller Märkte ausgehen. Die BaFin drängt diese Versicherer dann, sich besser dagegen zu wappnen. In einem der von der BaFin vorgegebenen Szenarien werden parallel zu der Niedrigzinsphase anhaltend niedrige Aktienkurse angenommen.


Die BaFin und der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) beschwichtigten aber, es handele sich um unwahrscheinliche Extreme: "Wir haben sehr pessimistische Szenarien zugrunde gelegt, gehen aber nicht davon aus, dass sie eintreffen", sagte ein Behördensprecher. Experten gehen angesichts der steigenden Staatsverschuldung nach der Krise von einer höheren Inflation und dadurch stark steigenden Leitzinsen aus. Eine GDV-Sprecherin sagte: "Aufgrund ihrer Kapitalanlagenstruktur und Reserven ist die Branche in der Lage, auch über sehr lange Phasen ein Niedrigzinsniveau abzufedern."

 

Quelle: ntv.de, rts

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