Ratgeber

"Erschreckend viel Fehlberatung" Viele Bausparkassen patzen

Wer bei Bausparkassen nach Bauspar-Angeboten fragt, bekommt oft kreative Lösungen präsentiert - aber nicht unbedingt die passenden. Viele Mitarbeiter würden am Kunden vorbei beraten und viel zu teure Verträge verkaufen, warnt die Stiftung Warentest. Guter Rat sei ein Glücksfall.

Ein Bausparvertrag ist langfristig kalkulierbar. Das macht ihn auch in der aktuellen Niedrigzinsphase interessant.

Ein Bausparvertrag ist langfristig kalkulierbar. Das macht ihn auch in der aktuellen Niedrigzinsphase interessant.

(Foto: Ernst Rose, pixelio.de)

Für alle, die es mit dem Bauen oder Modernisieren nicht allzu eilig haben, ist ein Bausparvertrag nach wie vor eine gute Sache. Erst wird Geld zu vergleichsweise niedrigen Zinsen angespart, später gibt es dann zum Guthaben noch ein günstiges Darlehen zu einem Zinssatz, der schon heute feststeht. Es ist ein Geschäft mit sehr überschaubaren Risiken – dennoch könnten Kunden am Ende draufzahlen, wenn sie sich auf die Beratung bei ihren Bausparkassen verlassen. Das hat die Zeitschrift "Finanztest" in einem Praxistest mit 22 Bausparkassen festgestellt. Nur vier von ihnen schnitten "gut" ab. Die Zahl der Fehlberatungen ist erschreckend", so Stephan Kühnlenz von der Stiftung Warentest.

Der Weg zum richtigen Bausparvertrag

Bedarf ermitteln: Die Bausparsumme sollte passen, sonstmuss man länger auf das Darlehen warten als nötig. Oft werden Bausparverträge über50.000 Euro oder 80.000 Euro angeboten. Bei Modernisierungen reichen oft aberschon 25.000 Euro aus.

Sparrate festlegen: Bausparverträge sind langfristig angelegt,mindestens auf sieben Jahre. Die Sparrate sollte so gewählt werden, dass sie indieser Zeit nicht zur Belastung für die Haushaltskasse wird.

Vorgaben machen: Um ein passendes Angebot zu bekommen, mussman dem Berater möglichst genaue Vorgaben machen.  Im Spar- und Tilgungsplan muss aufgeführt sein,welche Sparrate die Bausparkasse empfiehlt, wie hoch der Guthabenzins ist und wanndie Zuteilung in etwa erwartet wird.

Angebote vergleichen: Bevor man sich für einen Bausparvertragentscheidet, sollte man mehrere Angebote einholen, am besten drei vonmindestens drei verschiedenen Bausparkassen. Allein bei den Guthabenzinsen gibtes große Unterschiede. Ist ein passender Bausparvertrag gefunden, sollten die Vertragsunterlagennoch mal geprüft werden. Alles, was im Angebot steht, sollte auch im Vertrag aufgeführtsein.

In jeweils sieben Filialen jedes Unternehmens ließen sich die Testkunden Angebote erstellen. Der Modellfall war simpel: In vier Jahren sollte eine Immobilie für 50.000 Euro modernisiert werden, die monatliche Sparrate sollte nicht höher als 400 Euro liegen. Eine lösbare Aufgabe, mit der allerdings jeder vierte Berater überfordert war: Mal war die Spar- oder Darlehensrate für den Kunden zu hoch, mal die Zeit bis zur Zuteilung zu lang. So setzte eine Beraterin bei der Deutschen Bank die Sparrate einfach auf 750 Euro fest – fast doppelt so viel wie vorgegeben. Eine Beraterin der LBS Bayern empfahl dagegen, die Sparzeit auf zehn Jahre zu verlängern. Beides Extremfälle, die jedoch zeigen, dass Kundenvorgaben mitunter einfach ignoriert werden, um ein bestimmtes Produkt zu verkaufen.

Oft teurer als bei der Bank

Oft seien die Angebote viel zu teuer gewesen, weil die Berater den falschen Tarif oder eine ungünstige Sparvariante wählten. Als Referenz galt ein Sparvertrag bei der Bank, der mit 1,75 Prozent kalkuliert wurde, für das anschließende Darlehen nahmen die Finanztester einen – nach heutigem Maßstab großzügig kalkulierten – Zinssatz von 5,5 Prozent an. Mit einer guten Beratung hätten die Bausparkassen die Bank-Variante locker schlagen können, schreibt "Finanztest". In der Praxis schnitt allerdings jedes zweite Bausparangebot schlechter ab. Vier Angebote der Deutschen Bank Bausparkasse seien selbst bei einem Zinsanstiegt auf zehn Prozent noch teurer als die Bankfinanzierung gewesen. Die Deutsche Bank Bausparkasse fiel deshalb im Test ebenso durch wie die Huk-Coburg, die LBS Ost und die LBS Rheinland-Pfalz.

Bei diesen und drei weiteren Kassen wurden die Testkunden gleich in drei von sieben Fällen schlecht beraten. Mitarbeiter derselben Bausparkasse erstellten völlig verschiedene Angebote. "Gute Beratung wird so zum Glücksfall", moniert "Finanztest"-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen. Die "guten" Bausparkassen hingegen zeigen, dass es besser geht: Beim Testsieger Wüstenrot war selbst das schlechteste der sieben Testgespräche noch "gut".

Der Verband der privaten Bausparkassen kündigte an, mögliche Mängel bei der Kundenberatung schnell anzugehen. "Selbstverständlich können wir nicht mit allen Ergebnissen des Tests zufrieden sein", hieß es in einer Mitteilung. Man werde die Hinweise nun genau analysieren. "Dort, wo offensichtlich Mängel aufgetreten sind, werden die Bausparkassen alles tun, um diese zu beseitigen."

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Quelle: ntv.de, ino/dpa

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