Gefühlte Benachteiligung Viele Erben streiten
04.05.2011, 11:20 UhrWenn's ums Erben geht, kennen viele keine Verwandten: Nicht selten kommt es zum erbitterten Streit um den Nachlass. Und künftig könnten die Auseinandersetzungen sogar noch zunehmen.

Nach dem Tod eines Angehörigen hoffen viele auf wirtschaftliche Verbesserungen durch das Erbe.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Bei rund jeder sechsten Erbschaft in Deutschland kommt es zu Streitigkeiten. Während sich in Ostdeutschland aber nur zwölf Prozent der Hinterbliebenen um das Erbe stritten, sei das im Westen bei 19 Prozent aller Erbschaften der Fall, ergab eine in Berlin vorgestellte repräsentative Studie der Postbank. Insgesamt habe jeder dritte Deutsche ab 16 Jahren schon einmal Geld geerbt.
73 Prozent der Auseinandersetzungen ums Erbe rührten daher, dass sich einige Hinterbliebene "benachteiligt fühlten", teilte die Postbank mit. Ein fehlendes Testament sei in 47 Prozent der Fälle die Ursache für den Zwist. Noch häufiger als wegen eines fehlenden Testaments zankten sich die Hinterbliebenen den Zahlen zufolge jedoch ums Erbe, weil sie auch schon vorher zerstritten waren (57 Prozent) oder weil sie eine Erbengemeinschaft eingehen mussten (52 Prozent). In 16 Prozent der Fälle komme es zu Auseinandersetzungen, weil die Hinterlassenschaft kleiner ausfalle als zuvor erwartet.
Künftig könnte es der Untersuchung zufolge noch häufiger zu Streit unter Hinterbliebenen kommen. 26 Prozent derer, die für die Zukunft ein Erbe erwarten, rechnen den Angaben zufolge damit, dass es beim Erhalt der Erbschaft Auseinandersetzungen geben wird.
Insgesamt hat laut Studie jeder dritte Deutschen ab 16 Jahren schon mindestens einmal geerbt. Weitere 23 Prozent der Deutschen gehe von einer künftigen Erbschaft aus. Am häufigsten wurde dabei demnach Geld vererbt (75 Prozent). Die meisten Erben erhielten bisher einen Nachlass ihrer Eltern (74 Prozent). Deutlich seltener habe die Hinterlassenschaft von Groß- oder Urgroßeltern (22 Prozent), Onkeln oder Tanten (14 Prozent), Schwiegereltern (14 Prozent) oder Ehe- und Lebenspartnern (neun Prozent) gestammt.
Meist weniger als 10.000 Euro
In einem Drittel aller bisherigen Erbfälle sei die Erbschaft geringer als 10.000 Euro ausgefallen, geht aus der Studie hervor. Ein Viertel habe zwischen 10.000 Euro und 50.000 Euro betragen, ein weiteres Viertel sei noch höher gewesen. Ein Prozent der Deutschen habe hingegen Schulden geerbt. 16 Prozent der Befragten machten laut Postbank keine Angabe zur Höhe ihres Erbes.
Es gebe allerdings Anhaltspunkte, denen zufolge künftige Erbschaften umfangreicher ausfallen könnten, teilte die Postbank weiter mit. Sie begründete diese Annahme damit, dass 58 Prozent der künftigen Erben davon ausgingen, ein Eigenheim zu erhalten. Damit würden mehr als doppelt so viele Häuser und Wohnungen vererbt als bisher. Bei den vermieteten Immobilien zeichne sich ein ähnliches Bild ab: Während bisher 13 Prozent der Erbschaften Mietwohnungen oder -häuser waren, rechneten künftige Erben in 20 Prozent der Fälle mit einer solchen Immobilie. Insgesamt erwartet rund jeder fünfte Deutsche laut Postbank für die Zukunft eine Erbschaft.
"Das Wissen in der Bevölkerung zu wichtigen Begriffen rund um Erbschaften ist jedoch nur gering im Verhältnis zur offenkundig breiten und wachsenden Bedeutung des Themas", erklärte Postbank-Vorstand Michael Meyer. Ein Drittel der Deutschen kennt sich den Studienergebnisse zufolge mit dem Thema Erben überhaupt nicht aus. Das gilt demnach in gleichem Umfang für die Menschen, die ein Erbe erwarten.
Quelle: ntv.de, AFP