Kontaktloses Bezahlen Was auf Bankkunden zukommt
11.01.2012, 16:14 UhrBezahlen mit der Karte ohne Geheimnummer oder Unterschrift - daran arbeiten Banken schon länger. Nun bringen die Sparkassen die Funktechnik im großen Stil, allein die Sparkassen wollen bis Jahresende 16 Millionen Kunden mit der neuen Technik ausstatten. Ob die Kunden mitmachen, ist abzuwarten.

Mit der Karte fängt es an, doch auch für Mobiltelefone könnte die neue Bezahltechnik genutzt werden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Kramen nach Kleingeld soll ein Ende haben: Ob beim Bäcker, am Kiosk oder im Supermarkt, bald können Millionen Bankkunden auch den kleinen Einkauf mit der Karte bezahlen- und zwar kontaktlos. Sie müssen die Karte nur einen Augenblick lang vor ein Lesegerät halten. Fünf Fragen und Antworten zur neuen Karte:
Wie funktioniert kontaktloses Bezahlen überhaupt?
Per Funk - der Inhaber gibt seine Kreditkarte oder Girocard (EC-Karte) nicht aus der Hand. Die Karten sind mit einem speziellen Chip ausgestattet. Die Daten werden verschlüsselt mit dem Terminal an der Kasse ausgetauscht, wenn die Karte im Abstand von maximal vier Zentimetern davorgehalten wird. NFC (Near Field Communication) heißt die Funktechnik, die Banken und Kreditkartenunternehmen für die Übertragung einsetzen. Das System kann auch in Mobiltelefone integriert werden - dann könnte man auch den Taxifahrer oder Paketboten damit bezahlen. Das Hauptargument der Anbieter ist die Schnelligkeit: In weniger als einer Sekunde habe man bezahlt.
Für welche Beträge ist das gedacht?
Vor allem für Kleinbeträge, die üblicherweise bar bezahlt werden: Tageszeitung, Kaffee, kleine Einkäufe. Nutzer neuartiger Visa- oder Mastercard-Karten können kontaktlos bis zu einem Betrag von 25 Euro ohne Geheimnummer (PIN) oder Unterschrift bezahlen. Liegt der Betrag darüber, sind PIN oder Unterschrift notwendig. Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken geben ihre kontaktlosen Geldkarten unter dem Logo "Girogo" mit einem Guthaben von maximal 200 Euro aus. Damit können Beträge bis 20 Euro per Funk bezahlt werden. Nächstes Jahr entscheidet die Kreditwirtschaft über höhere Summen.
Ist die Technik sicher?
Ja, versichern die Anbieter. Die Sparkassen erklären, es würden nur zahlungsrelevante Daten wie Betrag und Kartennummer ausgetauscht: Visa führt aus, Zahlungen seien "besonders sicher". Weil nur noch der Chip und nicht der Magnetstreifen zum Einsatz komme, gebe es keine Chance für Kriminelle, die durch manipulierte Automaten Kartendaten abschöpfen.
Auch Mastercard will die Sorge vor ungewollten Abbuchungen nehmen: Die Karte funktioniere nur, wenn sie sich im Abstand von höchstens vier Zentimetern vom Terminal befinde. Erkenne das Lesegerät weitere Karten als die, mit der gerade bezahlt werden solle, breche die Transaktion ab. Die Befürworter geben aber zu, hundertprozentige Sicherheit gebe es nicht.
Wo kann schon kontaktlos bezahlt werden?
In den Stadien der Fußball-Erstligisten Bayer Leverkusen und Mainz 05 sowie beim Handball-Bundligisten Frisch Auf Göppingen. In Dortmund haben Studentenausweise die kontaktlose Bezahlfunktion. Im April startet die deutsche Kreditwirtschaft einen Pilotversuch mit mehr als einer Million Karten im Raum Hannover, Braunschweig, Wolfsburg. Als Partner gewonnen hat sie die Esso-Tankstellen und die Douglas-Gruppe (Thalia, Christ, Hussel, AppelrathCüpper) und den Einzelhändler Edeka.
Die Sparkassen wollen die Zahl der neuartigen Karten bis Jahresende von 1,2 Millionen auf 16 Millionen steigern. Bis Ende 2014 werden laut Netzel alle Karten der Sparkassen ausgetauscht. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken werden nach Auskunft des Vorsitzenden ihres Bundesverbandes, Andreas Martin, erst den Pilotversuch abwarten und 2013 entscheiden, wann und in welchem Umfang die neuen Karten bundesweit eingeführt werden.
Das Mastercardsystem "PayPass" akzeptieren viele Tankstellen (BP/Aral) und die Gastronomiekette Vapiano. Die kontaktlose Visa-Zahlungskarte ("Visa payWave") wollen bis Mitte 2012 sechs deutsche Banken an ihre Kunden ausgeben: BW-Bank, Comdirect, DKB, Landesbank Berlin, Targobank und Volkswagen Bank.
Wie zahlen die Menschen in Deutschland vor allem?
Traditionell mit Bargeld. Nach den aktuell verfügbaren Zahlen der Bundesbank und des Einzelhandelsverbandes HDE für das Jahr 2010 sind Schein und Münze bei Einkäufen das mit Abstand meistgenutzte Zahlungsmittel in Deutschland. Gemessen am Umsatz liegt der Bargeldanteil nach wie vor bei etwa 60 Prozent. Viele Verbraucher zahlen auch deshalb lieber bar, weil sie dann ohne großen Aufwand den Überblick über ihre Ausgaben behalten.
Quelle: ntv.de, Jörn Bender und Burkhard Fraune, dpa