EU-Parlament erwägt neue Regeln für Fluglinien Zweites Handgepäckstück bald gratis?
26.10.2013, 20:24 Uhr
Die Fluglinien befürchten Einbußen, wenn mehr Gepäck mit an Bord genommen werden darf.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ryanair erlaubt es ab Dezember, andere Airlines müssen eventuell bald folgen: Das EU-Parlament könnte dafür sorgen, dass Fluggäste künftig zwei Handgepäckstücke gratis mit an Bord nehmen dürfen. Während Fluglinien Einbußen befürchten, freuen sich Andere.
Die Einen ärgern sich, dass die Fächer für das Handgepäck im Flugzeug überquellen, weil andere Passagiere neben dem vollgestopften Rucksack auch noch die Handtasche mitgenommen haben. Die Anderen sind sauer, weil sie ein zweites Gepäckstück aufgeben und dafür einen hohen Aufpreis zahlen mussten. Gute Aussichten für die Schwerbepackten: In Europa könnte das Fliegen für sie bald etwas günstiger werden.
Das EU-Parlament erwägt einem Bericht zufolge, in Europa operierende Fluglinien zur kostenlosen Mitnahme von zwei Handgepäckstücken pro Passagier zu verpflichten. Wie das Magazin "Wirtschaftswoche" berichtete, wird sich der Verkehrsausschuss des Parlaments bei seiner nächsten Sitzung am 14. November mit einem entsprechenden Vorstoß befassen. Demnach könnte das EU-Parlament die Neuregelung bereits zu 2015 beschließen, sollte der Vorschlag im Ausschuss eine Mehrheit finden.
Zusatzeinnahmen in dreistelliger Millionenhöhe
Vor allem Billigflieger wie der irische Konzern Ryanair erheben bislang hohe Extragebühren für zweite Gepäckstücke. Diese Entgelte bescheren dem Unternehmen nach Angaben der "Wirtschaftswoche" Zusatzeinnahmen in dreistelliger Millionenhöhe. Die Fluglinien rechtfertigen solche Aufpreise mit zunehmendem Platzmangel in ihren immer stärker ausgelasteten Maschinen und sehen die vorgesehene Regelung somit eher kritisch.
Die Betreiber der Flughäfen dagegen unterstützen den Parlamentsvorstoß, da sie dem Bericht zufolge Umsatzverluste in Duty-Free- und anderen Flughafengeschäften beklagen. Weil Kunden der Billigflieger nur wenig Gepäck mit an Bord nehmen dürfen, würden sie auf den Flughäfen auch weniger einkaufen.
Ryanair kündigte vor wenigen Tagen an, ab dem 1. Dezember vorläufig die kostenlose Mitnahme eines zweiten Gepäckstücks in der Größe einer kleinen Damenhandtasche oder einer Einkaufstüte zu erlauben. Zudem wird das Aufgeben von Koffern am Schalter um die Hälfte billiger und künftig 30 statt wie bisher 60 Euro kosten. Ryanair reagiert damit auf massive Kritik an seinem Service und will mit den Verbesserungen sein Image aufpolieren. Konzernchef Michael O'Leary war zuvor auf Twitter mit Kritik und Beschimpfungen überschüttet worden.
Quelle: ntv.de, sno/hah/dpa/AFP