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"Es sieht nicht gut aus" Was Teldafax-Kunden tun können

Rund 700.000 Kunden hat Teldafax mit Dumpingpreisen für Strom und Gas eingesammelt, 350.000 sind noch übrig. Der Energieversorger ist pleite und die Aussichten, Vorauszahlungen und Kautionen wiederzusehen, sind nicht gerade gut. Es gibt aber noch Chancen.

Teldafax hat stürmische Zeiten hinter sich. Doch die Zukunft sieht auch nicht gerade rosig aus.

Teldafax hat stürmische Zeiten hinter sich. Doch die Zukunft sieht auch nicht gerade rosig aus.

(Foto: dapd)

Wer dieser Tage die Internetseite von Teldafax ansurft, könnte meinen, es sei alles in bester Ordnung. Dort empfängt den Besucher das Bild einer glücklichen Familie vor einer Sommerwiese und dazu das Versprechen, "verbraucherfreundliche Angebote mit optimalem Preis-Leistungsverhältnis zu fairen Konditionen" zu bieten. Kunden des Troisdorfer Energieanbieters dürften derzeit allerdings andere Erfahrungen machen. Denn fair und verbraucherfreundlich ist es nicht, was sie erwartet, nachdem Teldafax gestern Insolvenz angemeldet hat.

Dumpingpreise für Strom und Gas konnte Teldafax auch deshalb anbieten, weil viele Kunden mit Vorauskassetarifen Geld vorgestreckt haben. Manche haben auch eine Kaution geleistet, um die Kosten weiter zu drücken. Nach der jährlichen Verbrauchsabrechnung müssten zu viel gezahlte Vorausleistungen eigentlich zurückgezahlt werden. Die Kaution sollte es spätestens bei Beendigung des Vertragsverhältnisses zurückgeben. Doch auf beides ist nach der Teldafax-Insolvenz kein Verlass. Schließlich sind die Kunden nicht die einzigen Kreditgeber. Sie stehen in der Schlange der Gläubiger zusammen mit Banken und nicht zuletzt den Beschäftigten, die auf ihre Gehälter warten. Findet der Insolvenzverwalter einen Investor, der die Verträge und Verbindlichkeiten von Teldafax übernimmt, sind die Gelder gesichert. Doch die Chancen dafür stehen schlecht. "Kaution und Vorauszahlungen sind wahrscheinlich verloren", prognostiziert der Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher.

Vertragserfüllung: ja oder nein?

Auch Ulrike Weingart von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg macht wenig Hoffnung: "Es sieht nicht gut aus", so die Juristin. Sie rät Teldafax-Kunden, zunächst einmal zu klären, ob ihr Vertrag überhaupt noch Bestand hat. Denn dass Teldafax pleite ist, heißt nicht, dass die Verträge null und nichtig sind. Ein Sonderkündigungsrecht besteht nur, wenn der Anbieter nicht mehr liefert. Das ist in einige Regionen bereits der Fall, nämlich dort, wo die Netzbetreiber ihre Durchleitungsverträge mit Teldafax gekündigt haben. Das betrifft unter anderem Hamburg, Teile Berlins und Brandenburgs oder des Ruhrgebiets. Hier sind die Kunden schon in den Ersatztarif des Grundversorgers aufgenommen worden. Weitere Netzbetreiber haben angekündigt, ihre Zusammenarbeit mit Teldafax beenden zu wollen.  In diesem Fall können Kunden innerhalb von vier Wochen kündigen. "Grundsätzlich sollten die Betroffenen nun den Insolvenzverwalter kontaktieren und fragen, ob der Vertrag noch erfüllt wird oder nicht", erklärt Weingart den ersten Schritt.

Abwicklung fraglich

Wie es dann weitergeht, hängt davon ab, ob überhaupt ein Insolvenzverfahren eröffnet wird. Das stehe nämlich noch gar nicht fest, so Weingart. Möglicherweise sind die Verfahrenskosten so hoch, dass sich die Sache gar nicht lohnt - und dann gibt es auch nichts zu verteilen. "Wird die Insolvenz ordnungsgemäß eingeleitet, dann sollten Kunden ihre Ansprüche geltend machen und ihre Forderung zur Insolvenztabelle anmelden", erläutert Weingart das weitere Vorgehen. Das entsprechende Formular gibt es beim Insolvenzverwalter. Wer dabei Unterstützung braucht, aber keinen Rechtsanwalt bemühen will, findet auch bei den Verbraucherzentralen Hilfe.

Größeren Schaden vermeiden

Um weiteren finanziellen Schaden abzuwenden, sollten sich Teldafax-Kunden nach der Kündigung so schnell wie möglich nach einem neuen Anbieter umsehen. Denn der Grundversorgungstarif, in dem man landet, wenn Teldafax nicht mehr liefert, ist normalerweise überdurchschnittlich teuer. Wer jetzt noch Strom oder Gas von Teldafax bezieht und einen befristeten Vertrag mit Vorauskasse oder Kautionszahlung hat, sollte sich allerdings gut überlegen, ob er jetzt überhaupt kündigt. Denn selbst wenn das Insolvenzverfahren eröffnet wird, macht Teldafax nicht einfach dicht. Stattdessen wird der Insolvenzverwalter versuchen, die Verträge weiter zu erfüllen und den regulären Betrieb aufrechtzuerhalten. Gerade erst bestätigte ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Biner Bähr, dass die Kunden weiter beliefert werden sollen.  Dann besteht immer noch die Chance, das Geld wiederzubekommen, wenn der befristete Vertrag ganz regulär ausläuft.

Wer jetzt lieber aussteigt oder schon zwangsweise in der Ersatzversorgung angekommen ist, hat unter Umständen noch eine weitere Chance, sein Geld zu retten. Dann nämlich, wenn Teldafax die Beiträge per Lastschriftverfahren eingezogen hat. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen seine Kunden gebeten, auf Überweisungen umzustellen. Pech für jene, die mitgemacht haben: Überweisungen lassen sich nämlich nicht einfach zurückrufen. Lastschriften kann man dagegen noch sechs Wochen nach Rechnungsabschluss kostenlos zurückbuchen lassen.

Infos für Teldafax-Kunden

- Hotline des Bonner Amtsgericht für Fragen zum Insolvenzverfahren: 0228 / 702-2216, -2217, -1908 und -1909
- Hotline der Verbraucherzentrale Baden Württemberg: 0711 / 6691234
- Hotline der Verbraucherzentrale Sachsen: 0900 / 1797777 (1,24 €/Min aus dem deutschen Festnetz), 15. und 16 Juni jeweils 10-12 und 13-16 Uhr
- Teldafax-Kundenhotline: 0180 / 4001020(20 Cent /Gespräch)

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Quelle: ntv.de

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