Wie werde ich ...? Europasekretärin
18.07.2008, 08:18 UhrInternationale Kontakte sind in den meisten Unternehmen Gang und Gäbe. Sekretärinnen müssen daher schon lange mehr können als tippen und Kaffee kochen. Europa-Sekretärinnen beherrschen sogar drei Fremdsprachen - mindestens. Solche Generalisten braucht die globale Wirtschaft dringend. "Im Moment gibt es gar nicht so viele Europa-Sekretärinnen, wie gesucht werden", sagt Brigitte Schottner, Vorsitzende der European School for Higher Education in Administration und Management (ESA) in Mannheim.
Europa-Sekretärinnen erledigen fremdsprachige Geschäftskorrespondenz. Sie telefonieren mit ausländischen Kunden, übernehmen Dolmetscheraufgaben, arrangieren Geschäftsreisen und Konferenzen und vertreten den Chef in dessen Abwesenheit - alles Aufgaben, die in Unternehmen mit internationalen Geschäftskontakten immer wichtiger werden. Bei all dem sind die Gepflogenheiten des jeweiligen Landes zu beachten. "Loyalität, Verschwiegenheit und Stil müssen für diese Vertrauenspositionen unbedingt vorhanden sein", betont Schottner. "Eloquent und akribisch" sollten diejenigen sein, die sich für die Arbeit als Europa-Sekretärin interessieren.
Alle Branchen stehen offen
"Ich würde den Beruf wieder wählen", sagt Suzane Lipovak aus Stuttgart. "Ich wollte eine Ausbildung, mit der ich garantiert in verschiedenen Branchen einen Job finde", erzählt die Tochter bosnischer Kroaten. Europa-Sekretärinnen könnten quasi die Zeitung aufschlagen "und alles nehmen". Touristikunternehmen, Speditionen, Kanzleien und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften können auf solche Fachkräfte nicht verzichten.
Die ESA hat das Berufsbild 1964 entwickelt und seitdem kontinuierlich den Veränderungen des Arbeitsmarktes angepasst. Bewerber müssen Abitur oder Fachhochschulreife vorweisen und sprachgewandt, stressresistent und teamfähig sein. Das auf zwei Jahre angelegte Konzept sieht die Ausbildung in Englisch und zwei weiteren gebräuchlichen Fremdsprachen vor. Das können beispielsweise Französisch, Russisch oder Spanisch sein. IT-Technik und Betriebswirtschaft nehmen breiten Raum ein. Obligatorische Prüfungen vor dem Deutschen Bundesverband Sekretariat oder - auf Wunsch - einer britischen oder französischen Handelskammer runden die Lehre ab.
Investition zahlt sich aus
Die Karrierechancen der Europa-Sekretärinnen sind so gut, dass meistens schon vor der Abschlussprüfung Anstellungen vereinbart werden. Für die Lebensplanung bietet die Ausbildung auch noch weitere Vorteile: "Ich hatte einen Superjob, um später mein Studium zu finanzieren", erinnert sich Lipovak. Frauen in der Familienphase profitieren von den guten Berufsperspektiven ebenfalls. "Wenn Sie bei EDV auf dem Laufenden bleiben, klappt die Rückkehr nach einer Mutterpause gut", beobachtet Schottner. "Der Beruf ist ein gutes Sprungbrett, um nach einigen Jahren ins Marketing, in den Personalbereich oder die Selbständigkeit zu wechseln."
In Deutschland bieten gut 30 Schulen die Ausbildung zur Europa-Sekretärin an. Der Beruf ist eine Frauendomäne, Männer ergreifen ihn so gut wie nie. Die private Ausbildung kostet rund 500 Euro im Monat. Semesterprüfungen schlagen mit 45 Euro und das Examen mit 400 Euro zu Buche.
Quelle: ntv.de