Sport

Bayer 04 Leverkusen Jupp und seine Sauhunde

Hat wieder richtig Lust auf Fußball: Jupp Heynckes.

Hat wieder richtig Lust auf Fußball: Jupp Heynckes.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Was ist neu?

Der Trainer. Dabei ist Jupp Heynckes einer der alten Garde. Aber nach seinem Kurzgastspiel beim FC Bayern, als er in den letzten Saisonspielen das rettete, was Jürgen Klinsmann mutmaßlich versaut hatte, hat der 63-Jährige wieder richtig Lust auf Fußball. Und er hat klare Vorstellungen, was er bewirken will bei einem Team, das beinahe schon traditionell in den entscheidenden Saisonphasen versagt. "Hier waren die Leistungsträger vielleicht zu jung, zu introvertiert, zu anständig. Auf dem Rasen braucht man aber echte Sauhunde – die möchte ich in der Mannschaft sehen", sagte er dem "Spiegel". Mit schönem Gruß an seinen Vorgänger Bruno Labbadia.

Was bringt das?

Titel wohl nicht. Obwohl: Einen hat der ewige Zweite – in der vergangenen Saison verloren die Leverkusener das Pokalfinale gegen Werder Bremen – tatsächlich unter Heynckes schon geholt. Den Zayton-Cup in Wattenscheid, ein Vorbereitungsturnier. Ansonsten besteht der Plan darin, der jungen Mannschaft den Hurra-Stil auszutreiben und sie hin zu einem Spiel zu führen, das unter dem Label kontrollierte Offensive firmiert. Denn obwohl mit René Adler einer der besten deutschen Torhüter die Abwehr dirigiert, kassierten die Leverkusener in der vergangenen Saison 46 Gegentreffer. Dass sich das ändert – dafür soll der international erfahrene finnische Innenverteidiger Sami Hyypiä sorgen, der vom FC Liverpool kam. Heynckes hält auch viel von U-21-Europameister Daniel Schwaab, der als rechter Verteidiger des SC Freiburg maßgeblich am Aufstieg in die Bundesliga beteiligt war. Allerdings fehlen zum Auftakt mit Patrick Helmes (Kreuzbandriss) und Simon Rolfes (Knie-Operation) der beste Torjäger und der Mittelfeldmotor.

Wie ist die Stimmung?

Wieder voll dabei: Theofanis Gekas beim Pokalsieg in Babelsberg.

Wieder voll dabei: Theofanis Gekas beim Pokalsieg in Babelsberg.

(Foto: dpa)

Gut. Allein deswegen, weil sie nach Platz neun und dem verlorenen Pokalfinale denkbar schlecht war. Die Spieler, denen kein allzu gutes Verhältnis zu Labbadia nachgesagt wird, wirken wesentlich entspannter. Allen voran Theofanis Gekas. Der griechische Stürmer ist von seinem Gastspiel in Portsmouth zurück und hat in den Testspielen elf Treffer erzielt. Schon zu seiner Zeit als Torschützenkönig beim VfL Bochum galt Gekas als Eigenbrötler, der schlichtweg keine Lust hat, sich näher mit seinem Kollegen zu befassen – geschweige denn die Sprache zu lernen. Das scheint sich geändert zu haben. Der "Tagesspiegel" sah den Griechen scherzend und fröhlich mit den Kollegen plaudernd auf dem Trainingsplatz. Nicht nur deswegen darf er sich Hoffnungen auf einen Platz in der Stammformation machen. Ansonsten sind nicht nur die Fans froh, dass die umgebaute Arena in Leverkusen fertig ist und sie nicht mehr ins Ausweichquartier nach Düsseldorf fahren müssen.

Wie wollen sie spielen?

Kontrollierter halt. Und sie haben immer noch Toni Kroos. Das Supertalent kam in der vergangenen Saison leihweise vom FC Bayern und hat sich bisher – wie zuvor in München – noch nicht richtig durchgesetzt. Er könnte aber hinter den beiden Spitzen für Akzente sorgen. Auch im Sturm sind die Leverkusener gut besetzt, Stefan Kießling und der verletzte Patrick Helmes sind junge Nationalspieler, Gekas ist im Aufwind. Und sie haben einen Neuen: Der Schweizer Eren Derdiyok (21) kam für 3,8 Millionen Euro vom FC Basel. Er gilt, Überraschung, als großes Talent. Vorstellbar ist ein 4-4-2 mit einer Raute im Mittelfeld

Was ist das größte Problem?

Für Ästheten auf jeden Fall, dass Bernd Schneider nicht mehr dabei ist. Nach einer Bandscheibenoperation hatte der Nationalspieler einsehen müssen, dass das Kapitel Profifußball für ihn beendet ist. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen großartigen Techniker, sein Spitzname Schnix und dass sie ihn den weißen Brasilianer genannt haben. Und womit? Mit Recht!

Wo geht’s hin?

In den vergangenen beiden Spielzeiten belegten die Leverkusener die Plätze neun und sieben. Da verwundert sich kaum, dass sich Jupp Heynckes beim Thema Saisonziel dezent zurückhält und davon spricht, sich möglicherweise für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren zu wollen. Das wäre immerhin mehr als in den vergangenen zwei Jahren. Talent genug hat die Mannschaft jedenfalls. Was fehlt, ist die Konstanz. Aber dafür haben sie ja jetzt Jupp Heynckes.

Wer ging, wer kam?

Hin: Pierre De Wit, Assimiou Toure (beide VfL Osnabrück/waren ausgeliehen), Daniel Schwaab (SC Freiburg/250.000 Euro), Stefan Reinartz (1. FC Nürnberg/war ausgeliehen), Theofanis Gekas (FC Portsmouth/war ausgeliehen), Sami Hyypiä (FC Liverpool), Eren Derdiyok (FC Basel/3,8 Millionen), Burak Kaplan (eigene Junioren), Fabian Giefer (Bayer Leverkusen II)

Und weg: Pirmin Schwegler (Eintracht Frankfurt/750.000), Henrique (FC Barcelona/war ausgeliehen), Angelos Charisteas (1. FC Nürnberg/war ausgeliehen), Gabor Kiraly (TSV München 1860/war ausgeliehen), Deniz Naki (FC St. Pauli/war ausgeliehen/250.000), Constant Djakpa (Hannover 96/ausgeliehen), Karim Haggui (Hannover 96), Erik Domaschke (SV Wehen Wiesbaden), Vratislav Gresko (Ziel unbekannt), Bernd Schneider (Karriereende)

Und die anderen?

VfL Wolfsburg
FC Bayern München
VfB Stuttgart
Hertha BSC
Hamburger SV
Borussia Dortmund
TSG Hoffenheim
FC Schalke 04
Bayer 04 Leverkusen
SV Werder Bremen
Hannover 96
1. FC Köln
Eintracht Frankfurt
VfL Bochum
Borussia Mönchengladbach
SC Freiburg
FSV Mainz 05
1. FC Nürnberg

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen