Der ultimative n-tv.de EM-Wegweiser Island foppt Ronaldo, Österreich dankt DFB
22.06.2016, 08:52 Uhr
Ronaldo - die Lachnummer des Turniers?
(Foto: imago/PanoramiC)
Vor dem Gruppenfinale gegen Österreich noch schnell Cristiano Ronaldo ärgern? Die Isländer können das. Die Schweden wollen verhindern, dass Zlatan schon heute sein letztes Spiel für die Landslaget macht.
Wie ist die Ausgangslage in Gruppe F?
Selten haben sich die Österreicher über einen deutschen Sieg so gefreut wie gestern: Weil Nordirland bei drei Punkten stehen bleibt, reicht dem ÖFB-Team ein Sieg in Paris gegen Island (18 Uhr, Sat 1) auf jeden Fall für Rang drei. Wenn Portugal zeitgleich in Lyon gegen Ungarn (ZDF) nicht gewinnt, landet Österreich sogar auf Rang zwei. Angesichts der bisherigen Leistungen von David Alaba und Co. sollte man sich aber auch mit einem anderen Szenario beschäftigen – einem isländischen Erfolg und damit auch dem Gruppensieg der Nordeuropäer. Alles zum Hätte, Wenn und Aber hat die Uefa dankenswerter auf ihrer Website zusammengefasst. Wenn Sie selbst Schicksal spielen wollen, empfehlen wir den Tabellenrechner von den sport.de-Kollegen.
Welches Spiel ist die bessere Wahl?
Wenn Sie zu denen gehören, die Cristiano Ronaldo gerne leiden sehen, könnten Sie ja nach Tabellenlage entscheiden. Das entscheidende Szenario für alle Hater: Wenn sowohl Portugal als auch Island verlieren, wobei Island nicht höher verlieren darf als Portugal, sind die Iberer als Gruppenletzte ausgeschieden. In dem Fall wollen Sie natürlich live dabei sein, wenn Cristiano Ronaldo traurig schaut. Der dreifache Weltfußballer entwickelt sich ja – ob zurecht oder nicht, das sei mal dahingestellt – zur Lachnummer des Turniers. Der nächste Witz auf seine Kosten kommt aus dem Camp der Isländer. In einem akuten Anfall von Arroganz hatte Ronaldo beim Remis zum Auftakt Kapitän Aron Gunnarsson den Trikottausch verweigert und über die defensive Spielweise geschimpft. Nun bekam Gunnarsson sein Shirt doch noch – von Teamkollege Alfred Finnbogason.
Wie ist die Ausgangslage in Gruppe E?
Alanis Morissette hat vor einigen Wochen in der "Late Show" eine moderne Version ihres Hits "Ironic" gesungen. Damals wie heute geht es in dem Song um ironische Wendungen – "It’s like Netflix, but you own DVDs". Die italienische Nationalmannschaft könnte seit gestern abend auch eine schöne Zeile beisteuern: "It’s like winning the group of death, and up next is Spain." Platz eins war schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen Irland (21 Uhr, Sat 1) sicher, was sich jetzt als unglückliche Fügung erweist: Keine Chance mehr, den Spaniern auszuweichen, selbst mit einer Niederlage. Die Iren brauchen einen Sieg für die Chance auf die K.o.-Runde. Im Parallelspiel reicht Belgien ein Punkt gegen Schweden (21 Uhr, ZDF) für Rang zwei, die Skandinavier können sich nur mit einem Sieg noch Hoffnungen auf ein weiteres Länderspiel von Zlatan Ibrahimovic machen.
Welches Spiel ist die bessere Wahl?
Es war die Nachricht des Tages in Schweden: Zlatan Ibrahimovic tritt nach der EM aus der Nationalmannschaft zurück. "Mein letztes Spiel für Schweden wird bei dieser EM sein. Und ich hoffe nicht, dass es morgen sein wird", sagte er. Besonders groß sind die Hoffnungen auf das Achtelfinale nicht. "Schenk' uns ein Wunder, Zlatan", flehte die schwedische Zeitung "Svenska Dagbladet". In 115 Länderspielen hat er bislang 62 Tore erzielt, er wird sein Konto aufstocken müssen, wenn Schweden gewinnen will. Bislang war der Superstar völlig auf sich allein gestellt, die Taktik der Gegner klar: Zlatan kalt stellen, der Rest ergibt sich von selbst. "Vielleicht war er in den ersten beiden Spielen nicht so gut", sagte Belgiens Nationaltrainer Marc Wilmots, "aber große Spieler wachen dann im dritten auf." Selbst wenn Wilmots Recht behält: Es könnte zu spät sein – und die Zuschauer Zeugen des letzten Spiels von Ibrahimovic im Trikot der Nationalmannschaft werden.
Was verursacht noch EM-Herzrasen?
Was genau ist eigentlich los bei der Uefa? Die unselige Aufstockung der EM auf 24 Teams, die unsinnige Zwei-gelbe-Karten-und-du-bist-raus-Regelung, der schlechte Zustand des Rasens, von den schlampigen Sicherheitsvorkehrungen in manchen Stadien ganz zu schweigen, und nun das: Die Spiele der Gruppe F finden allen Ernstes schon 18 Uhr statt, also vor den Spielen der Gruppe E. Nochmal, zum Mitschreiben: F kommt heute vor E. Was auch immer der Grund dafür sein sollte (und wir vermuten, dass Geld der Grund ist): Wer so etwas macht, liebe Uefa, der hat das Alphabet nie geliebt.
Angeberwissen für das Public Viewing
Harmlos: Ausgerechnet Zlatan Ibrahimovics Schweden sind das erste Team der Einführung der EM-Gruppenphase 1980, das in den ersten zwei Vorrundenspielen keinen einzigen Schuss auf‘s Tor gebracht hat.
Die Zahl des Tages: 71
Wer nach den Gründen für den enttäuschenden Start der Österreicher in die EM sucht, landet sehr schnell bei David Alaba. Ein Weltklasseverteidiger bei den Münchner Bayern, wollte und sollte der erst 23-Jährige im Nationalteam eine zentrale Rolle übernehmen. Beim Auftakt gegen Ungarn noch auf der Doppelsechs, ließ Trainer Marcel Koller seinen besten Mann gegen Portugal eine Art hängende Spitze spielen. Ein Experiment, das völlig schief ging, Alaba musste nach einer Stunde vom Platz. Nur 52 seiner 73 Pässe fanden in den ersten beiden Spielen einen Abnehmer, eine Passgenauigkeit von 71 Prozent. Zum Vergleich: Bei den Münchner Bayern lag Alabas Saisonwert bei 92 Prozent. "Was ist nur los mit Star Alaba?", fragte das Boulevardblatt "Österreich". Trotz der Schwächephase will Koller an ihm festhalten. "Er wird sicher spielen", meinte der Schweizer. "Auf welcher Position, wird man sehen."
Das EM-Histörchen des Tages: 22. Juni 2008
Auf dem Weg zur alles dominierenden Mannschaft der letzten Jahre musste Spanien in diesem Viertelfinale in Wien gegen Italien einen lästigen Fluch besiegen: Seit dem Finaleinzug bei der EM 1984 war die "Furia Roja" bei großen Turnieren nicht mehr über das Viertelfinale hinausgekommen. Mit erschreckender Regelmäßigkeit kam das Aus in engen Partien in der Runde der letzten Acht. 1986 bei der WM im Elfmeterschießen gegen Belgien, übrigens am 22. Juni. Acht Jahre später hatten die Iberer im Viertelfinale gegen Italien mit 1:2 das Nachsehen. Europameisterschaft 1996, wieder der 22. Juni, wieder Viertelfinale, wieder Elfmeterschießen – und wieder ein schmerzhaftes Aus, ausgerechnet gegen England. Vier Jahre später war Frankreich Endstation. Bei der WM 2002 kam das Aus gegen Südkorea natürlich am 22. Juni - und natürlich im Elfmeterschießen.
Der Fluch lag an diesem 22. Juni 2008 über dem Ernst-Happel-Stadion in Wien, und er schien die Spanier wieder einzuholen. 120 Minuten lang passierte rein gar nichts, es ging ins Elfmeterschießen. Doch wer anders als ein Heiliger, als "San Iker" Casillas sollte die bösen Mächte vertreiben? Der Torhüter von Real Madrid parierte die Elfmeter von Daniele de Rossi und Antonio di Natale, nach 24 Jahren erreichten die Spanier wieder ein Halbfinale. Der Fluch war gebrochen.
Das Bonmot zum Spieltag
"Wir schämen uns, wenn wir hässlich spielen. Doch wenn wir erfolgreich spielen wollen, dann müssen wir eben unser hässliches Gesicht auf dem Platz zeigen. Ich bin von Natur aus hässlich und habe kein Problem, noch hässlicher zu sein." Ob sich Cristiano Ronaldo mit dieser Marschroute seines Trainers Fernando Santos identifizieren kann?
Quelle: ntv.de