Fußball

Sechs Dinge, gelernt am 4. Spieltag BVB jagt, FCB gewarnt, Meier ein Gott

Da geht doch noch mehr, oder? Die Dortmunder Adnan Januzaj, Pierre-Emerick Aubameyang und Marcel Schmelzer.

Da geht doch noch mehr, oder? Die Dortmunder Adnan Januzaj, Pierre-Emerick Aubameyang und Marcel Schmelzer.

(Foto: imago/DeFodi)

Sie sagen's nicht, aber Lust haben sie schon: Dortmunds Borussen schicken sich an, dem FC Bayern Konkurrenz zu machen. Nun warten alle auf den Gipfel. Derweil feiern sie in Frankfurt ein Phänomen. Und die Lilien blühen auf.

1. Der Rekord-BVB ist auf der Jagd

Thomas Müller will es ja schon vorher gewusst haben: "Dortmund kam für mich schon vor der Saison als Meisterschaftskandidat infrage. Sie wollen jetzt natürlich wieder attackieren." Alle anderen dürften etwas überrascht darüber sein, mit welcher Verve der BVB in diese 53. Saison der Fußball-Bundesliga gestartet ist. Vier Spiele, vier Siege - Platz eins. Da träumen nicht nur die Fans davon, dass die Dortmunder und ihr Trainer tatsächlich dem FC Bayern ernsthaft Konkurrenz im Kampf um den Titel machen können. Ein Ansinnen, dem sich Thomas Tuchel nicht grundsätzlich versperrt: "Wir möchten genauso hungrig bleiben und diese Lust ausstrahlen. Aber wir fahren gut damit, uns auf uns selbst zu konzentrieren."

Lust hätte er schon: Thomas Tuchel im Kreise seiner Liebsten.

Lust hätte er schon: Thomas Tuchel im Kreise seiner Liebsten.

(Foto: imago/nph)

Der Mann, der als Nachfolger der sieben Jahre erfolgreich gewirkt habenden Klubikone Jürgen Klopp das Potenzial der Mannschaft wieder voll auszuschöpfen scheint, machte auch nicht nach dem 4:2-Sieg in Hannover den Fehler, sich und den BVB öffentlich zum ärgsten Widersacher der Münchner auszurufen. Aber Lust hätten sie schon. Kapitän Mats Hummels konstatierte, der Rückstand sei "viel, viel kleiner geworden. Und es wäre toll, wenn es bis zum Saisonende ein enger Kampf mit Bayern bleibt". Das mit dem "viel, viel kleiner" ist nun auch nicht so schwer, betrug der Rückstand der Dortmunder in den vergangenen Jahren nach dem Gewinn des nationalen Doubles 2012 doch 25, 19 und zuletzt 33 Punkte. Nun sagt Tuchels Münchner Kollege Josep Guardiola: "Es gibt eine Mannschaft, die es bisher besser gemacht hat als wir." Das ist in der Tat richtig. Und nicht nur die Fans des BVB und des FC Bayern freuen sich auf den achten Spieltag, und da ganz besonders auf Sonntag, den 4. Oktober. Dann treffen sich beide Teams in München. Bayerns Jérôme Boateng warnt schon einmal: "Dortmund ist zuletzt weit hinterhergehinkt, die sind hungrig. Wir müssen ruhig bleiben."

2. Der FC Bayern wird reich beschenkt

Über einen Mangel an Geschenken können sich die Münchner nicht beklagen. Erst beschert ihnen die DFL einen Spielplan wie gemalt - mit drei Heimspielen in den ersten vier Runden. Und dann sprechen ihnen die Schiedsrichter am Samstag gegen den FC Augsburg einen Elfmeter zu, der nie einer hätte sein dürfen - und damit den Sieg.

Geschenkter Gaul und so: Thomas Müller feiert sein Elfmetertor.

Geschenkter Gaul und so: Thomas Müller feiert sein Elfmetertor.

(Foto: imago/MIS)

So geschah es, dass auch der FC Bayern nach vier Spieltagen auf vier Siege kommt. Die Leverkusener mussten schon nach München und auch der VfL Wolfsburg (am 22. September) und die Dortmunder Borussia (am 4. Oktober) müssen zuerst in die Arena nach Fröttmaning. Viele haben angesichts dieser für die Münchner nicht gerade ungünstigen Konstellation davon gesprochen, dass die Meisterschaft bereits nach einem Drittel der Saison entschieden sei. Doch da ist ja bisher der neuerdings wieder extrem gierige BVB vor. Ein Geschenk für die Münchner ist allerdings auch, dass sie Robert Lewandowski und Thomas Müller in ihren Reihen haben. Wie in der Partie bei der TSG Hoffenheim sorgten sie auch gegen Augsburg für die Tore. Gemeinsam sind sie für neun der bisher zwölf Treffer des FC Bayern verantwortlich. Oder anders ausgedrückt: Bei aller Vorliebe des Trainers Guardiola für Mittelfeldspieler sind es die beiden Angreifer, die derzeit den Unterschied ausmachen.

3. Alex Meier ist tatsächlich so etwas wie ein Fußballgott

  Alexander Meier hat einen Zopf. Pardon, er hat sogar zwei Zöpfe. Er sieht damit ein bisschen so aus wie diese clubmatetrinkendenundimmervorkunstausstellungstehenden (kleine Lesehilfe: Club-Mate-trinkenden-und-immer-vor-Kunstausstellung-stehenden, kurz: CMTUIVKS) Berliner Szene-Eumel. Und dieser Zopf, er beschäftigt tatsächlich ganz schöne viele Menschen. In den Medien wird der Super-Zopf groß gefeiert. Und die Fans der Frankfurter Eintracht, für diesen Klub spielt der CMTUIVKS, haben die kunstvoll geschnürten Haare in ihren Alex-Meier-Fußballgott-Fangesang eingebaut. Alles offenbar völlig normal, für den einen Spieler, der gar nicht normal ist. Der eigentlich sogar unnormal ist, wie sein Trainer sagt. Und deswegen alles normal erscheinen lässt, was eigentlich völlig unnormal ist. So, können Sie noch folgen?

Nein? Nun dann, bringen wir mehr Licht ins Dunkel. Alexander Meier ist 32 Jahre alt. Er war jahrelang ein ziemlich unterschätzter Bundesligaspieler. Bis, ja bis zur vergangenen Saison, da brachte der Offensivmann der Eintracht die Torjägerkanone vom Krankenbett aus ins eigene Trophäenregal. Die Spieltage 28 bis 34 konnte er wegen einer Knieverletzung nicht mitkicken. Nun ist er zurück. Nach fünf Monaten. 88 Minuten steht er bei seinem Comeback gegen aus SGE-Sicht angenehm überforderte Kölner auf dem Feld. Er schießt beim 6:2-Erfolg der Frankfurter drei Tore. Zum ersten Mal überhaupt in einem Bundesligaspiel. Es sind seine Treffer 104, 105 und 106 im Oberhaus. Ein Grund zu feiern natürlich! Und wie gestaltet man das so als gebürtiger Niedersachse? Nordisch kühl natürlich. "Für den Anfang war das schon sehr gut." Nun, falsch liegt er damit wohl nicht.

4. Die Aufsteiger sorgen für Furore

Hat offenbar funktionert, zumindest bei Stefan Kießling: "Du schreibst auch manchmal scheiße." Das ließ der Leverkusener Stürmer einen Journalisten wissen. Der wiederum hatte wissen wollen, wie Bayer denn gegen Darmstadt verlieren konnte. Nun, da der Kollege mit dieser seriösen Kießling-Einschätzung vermutlich nicht viel anfangen kann, leisten wir gerne Amtshilfe. Also: Warum hat Bayer verloren? Ganz einfach: Weil Darmstadt nervt und das - frecherweise - auch noch cool findet: "Es macht Spaß, wenn der Gegner die Nerven verliert und ihm nichts mehr einfällt." So zumindest sieht es Stürmer Marco Sailer. Und wie einfach das geht!

So einfach geht das: Und schon ist der Ball im Leverkusener Tor.

So einfach geht das: Und schon ist der Ball im Leverkusener Tor.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Achte Minute, Freistoß, Kopfball von Aytac Sulu, Tor, dann mauern, gut antizipieren und kämpfen – zack, bumm, fertig, erster Bundesligasieg seit 33 Jahren. Und so erklärte Lilien-Coach Dirk Schuster stolz: "Wir wollten uns so teuer wie möglich verkaufen und Bayer den Nachmittag so ein bisschen versauen. Das haben wir ganz gut hingebracht." So ähnlich hätte das auch Ralph Hasenhüttl sagen können, Trainer des zweiten Aufsteigers FC Ingolstadt. Doch der Österreicher entschied sich in seinem Fazit nach dem 0:0 daheim gegen den VfL Wolfsburg für eine etwas nüchterne Wortwahl: "Es war ein tolles Spiel gegen einen Champions-League-Teilnehmer, der um die deutsche Meisterschaft spielt. Wir waren mutig, der Punkt ist goldwert." Und wie sieht's Hasenhüttls Pendant Dieter Hecking? "Defensiv ganz ordentlich, nach vorne viel Stückwert." Klingt genervt, oder? Ist aber auch doof, so ein langweiliges 0:0 am eigenen 51. Geburtstag und dem 70. des Klubs. Diese Aufsteiger, für keinen Spaß zu haben.

5. Die gute Borussia wird zur schlechten Borussia

Was haben wir alle im vergangenen Winter ungläubig auf die Tabelle der Bundesliga geschaut. Da ist Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund LETZTER! Gibt's doch nicht, haben wir alle gesagt. Stimmt aber nicht: Gibt's doch. Und das eigentlich Unglaubliche, droht sich nun zu wiederholen. Diesmal trifft's allerdings die andere Borussia. Auch sie ist LETZTER. Und wie sich die Geschichte ähnelt. Mit begeisterndem Fußball haben sich die Fohlen durch die Spielzeit 2014/2015 gedribbelt. Und nur eine Sommerpause später? Alles verlernt? Ja, irgendwie schon. Nix ist mehr mit schnellem Umschaltspiel, kaltschnäuzigem Abschluss und defensiver Stabilität. Wer sich auf heimischem Geläuf drei Tore des immer noch nicht für Offensivspektakel bekannten Hamburger SV einfängt und dabei selbst keinen Treffer erzielt, bei dem knirscht's, nicht nur in der Viererkette. Das weiß auch Trainer Lucien Favre: "Wir verlieren zu schnell die Geduld und spielen zu kompliziert. Das ist zu leicht für den Gegner. Wir müssen jetzt Lösungen finden." Und das recht fix, denn die nächsten Aufgaben haben's in sich: Erst gibt's am Dienstag die Champions-League-Premiere - in Sevilla. Und am Samstag kommt's zum heißen Rheinderby beim 1. FC Köln.

6. Die Schalker feiern die Jugend

Trainer André Breitenreiter kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. "Wir haben in den ersten 30 Minuten ein wahres Feuerwerk abgebrannt. Die Abläufe waren hervorragend. Wir sind zu vielen klaren Torchancen gekommen. Das Spiel hätte in der ersten Halbzeit entschieden sein müssen. Ich denke, in Zukunft werden wir uns noch mehr belohnen. Wichtig war erst mal das Erfolgserlebnis. Egal, wie. Das war über weite Strecken der Fußball, den ich mir vorstelle." Was war geschehen? Ach so: Der FC Schalke 04 hat am Sonntag sein Bundesligaspiel mit 2:1 gegen den FSV Mainz gewonnen. Es war die Begegnung Nummer eins nach dem Wechsel von Julian Draxler, 21 Jahre alt, zum VfL Wolfsburg - und daher rührt auch die nahezu euphorische Spielbewertung Breitenreiters. Und daher, dass nach starkem Beginn der Gelsenkirchener und einem verschossenen Elfmeter Klaas-Jan Huntelaars die Partie auch hätte unentschieden ausgehen können. Ist sie aber nicht. Und das kam auf Schalke in jüngster Zeit nicht allzu häufig vor. Nun hoffen sie, dass Max Meyer, 19 Jahre alt, und der ehemalige Bochumer Leon Goretzka, 20 Jahre alt, auch in Zukunft so prima den Ex-Kollegen Draxler im zentralen Mittelfeld ersetzten. Dann macht Fußball in Gelsenkirchen auch den Fans wieder Spaß.

Quiz-Elf zum 4. Bundesliga-Spieltag
Welche Rekorde haben Thomas Müller und Klaas-Jan Huntelaar am 4. Bundesliga-Spieltag aufgestellt? Wann hat Fabian Lustenberger zuletzt ein Bundesligator geschossen und Darmstadt im Oberhaus gewonnen? Die Quiz-Elf härtetestet Ihre Formkurve.

 

Quelle: ntv.de

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