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Platz im Vorbereitungskader fix DFB-Trainerin macht "Mama" Leupolz WM-Hoffnung

Leupolz spielte bei ihrem Comeback wegen eines Nasenbeinbruchs mit Maske.

Leupolz spielte bei ihrem Comeback wegen eines Nasenbeinbruchs mit Maske.

(Foto: IMAGO/Zink)

Gerade einmal sechs Monate nach der Geburt ihres ersten Kindes gibt Melanie Leupolz ihr Comeback im DFB-Team. Ihr Sohn ist immer mit dabei, doch die 28-Jährige setzt klare Prioritäten. Ihre Hoffnung, gemeinsam zur WM nach Australien zu reisen, nährt die Bundestrainerin.

Die 64. Spielminute der Partie zwischen Deutschland und Brasilien ist überraschend unspektakulär verlaufen. Dabei standen da gleich zwei Frauen an der Seitenlinie, deren Einwechslung mehr Tamtam verdient gehabt hätte. Dzsenifer Marozsán betrat den Rasen im Nürnberger Max-Morlock-Stadion zu ihrem 112. und letzten Länderspiel. Der Jubel der 32.587 Fans war groß als die 30-Jährige für Lena Oberdorf in die Partie kam, doch beim Spielstand von 0:2 und wenig Grund zum Feiern ebbte dieser auch schnell wieder ab. Noch unprätentiöser verlief das Comeback von Melanie Leupolz. In Marozsáns Schatten kam die 28-Jährige aufs Feld - erstmals nach der Geburt ihres Sohnes vor einem halben Jahr.

Leupolz wandelt damit auf den Spuren ihrer Trainerin, Martina Voss-Tecklenburg war in den 90er-Jahren die erste Mutter im DFB-Team. Tochter Dina machte sie kurz vor der Europameisterschaft im vergangenen Jahr zur Oma. 2021 dann folgte ihr Torhüterin Almuth Schult, die Zwillinge zur Welt gebracht und sich zurück ins Nationalteam gekämpft hatte. Inzwischen ist die frühere Nummer eins, die ihren Stammplatz nicht von Merle Frohms zurückerobern konnte, erneut schwanger.

Leupolz hat mit "mehr Widerstand von meinem Körper gerechnet"

Leupolz legte ein gehöriges Tempo vor: Bekanntgabe ihrer Schwangerschaft im März 2022, daher keine EM-Teilnahme im Sommer, Geburt im Oktober 2022, Comeback bei ihrem Klub FC Chelsea Ende Januar 2023, Nominierung für die DFB-Auswahl Ende März 2023, jetzt das Comeback. "Ich habe sehr viel während der Schwangerschaft trainieren können - glücklicherweise. Das ist von Frau zu Frau unterschiedlich", sagte sie bei Sky und betonte die Relevanz ihrer Situation beim FC Chelsea: "Ich hatte da eine sehr gute Betreuung, was Trainerinnen, Physiotherapeuten und Beckenboden-Spezialisten betrifft." Allerdings bekannte sie auch selbst: "Ich habe mit mehr Widerstand von meinem Körper gerechnet - aber der hat super mitgemacht."

Ihre Rückkehr ins DFB-Team hätte schon am Karfreitag im Spiel gegen die Niederlande (1:0) stattfinden sollen, doch ein Nasenbeinbruch aus dem Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen die Titelverteidigerinnen von Olympique Lyon führte zur kurzen Zwangspause. "Es war ein kleiner Schockmoment, aber ich habe es gut verkraftet", sagte sie. Schon beim Nationalteam in Deutschland wurde die Nase, die nach einem unabsichtlichen Schlag mitten ins Gesicht von Gegenspielerin Danielle van de Donk heftig blutete, operativ gerichtet, ihr wurde eine Maske angepasst - und mit der konnte sie nun gegen Brasilien zurückkehren in den Kreis der Nationalspielerinnen.

Voss-Tecklenburg lobt Leupolz

"Wir wissen, was wir an der Melli haben. Sie wird ihren Weg gehen", sagte Voss-Tecklenburg nach dem Spiel. "Jetzt ist sie etwas eingeschränkt gewesen mit ihrer Gesichtsmaske, das hat man in der einen oder anderen Situation gemerkt. Sie konnte nicht so zum Kopfball, wie sie wollte." Engagiert, aber nicht glücklicher als ihre Mitspielerinnen konnte Leupolz das Spiel nicht entscheidend beeinflussen und die Niederlage nicht verhindern.

An ihren guten Chancen, bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland dabei zu sein, ändert das nichts. "Sie hat im Training eine gute Qualität gezeigt", so Voss-Tecklenburg, "Melli wird jetzt weiter in den Rhythmus kommen, ihre Spiele bei Chelsea auf sehr hohem Niveau haben." Und dann, so verspricht es die Bundestrainerin: "Wenn sie gesund bleibt, das kann ich jetzt schonmal sagen, wird sie im Vorbereitungskader für die WM dabei sein."

Leupolz ist Fußballerin - und zudem Mutter

Leupolz hatte bereits angekündigt, um den Stammplatz, den sie bis zu ihrem bis dato letzten Länderspiel im November 2021 gegen Portugal hatte, kämpfen zu wollen. Nicht, um mal eben nach Australien reisen zu können. "Hauptsache dabei sein gibt es nicht. Aber wenn wir reisen, werden wir auch zusammen reisen, dann kommt er mit", hatte die 28-Jährige bei Sky gesagt. Im vergangenen Sommer hatte bereits Schult ihre Zwillinge mit zur EM genommen und im Vorfeld dafür gesorgt, dass der DFB sich Gedanken machen musste um Familienzimmer und Kinderbetreuung. Bei der aktuellen Trainingswoche war Leupolz gemeinsam mit ihrem Sohn angereist.

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Das sei, so Voss-Tecklenburg, schon spannend, weil es andere Gesprächsthemen für das Team gebe. Auch die Wahl-Londonerin sagte bei Sky: "Die Mädels haben sich gefreut, mich wiederzusehen. Aber natürlich auch den Nachwuchs zu sehen. Es ist total spannend, hier zu sein. Ich kannte das schon aus dem Trainingslager mit Chelsea, den Kleinen dort mit dabei zu haben und jetzt hier das erste Mal - mega schön."

Die Prioritäten bei Leupolz sind klar, sie werde bei der WM "dann trotzdem Fußballerin" sein. Voller Einsatz, so wie schon beim EM-Titel 2013 und dem Olympiasieg 2016. Und vielleicht ist ihre Einwechslung daher genau richtig verlaufen. Melanie Leupolz ist Fußballerin, darum geht es auf dem Feld und im DFB-Team. Dass sie auch Mutter ist, spielt für die Dauer ihrer Einsätze nur eine untergeordnete Rolle.

Quelle: ntv.de

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