So läuft der 15. Spieltag FC Bayern mit Video-Terror, Klopp grätscht
12.12.2014, 15:05 Uhr
Josep Guardiola
(Foto: AP)
Vorm Topspiel in Augsburg geht der FC Bayern auf Nummer sicher und lässt verstörende Bewegtbilder durchsickern. Der BVB ruft die "Großkampfzeit" aus, Freiburgs Christian Streich motzt mächtig - und Timo Hildebrand wrestlelt nicht mit Tim Wiese.
Wie hoch gewinnen die Bayern?
Haben Sie dieses Video vom Training des FC Bayern gesehen? Wo Josep Guardiolas Münchner einen virtuosen One-Touch-Fußball im Sieben gegen Zwei zelebrieren, scheinbar mühelos, einfach weil sie es können? Plopp, plopp, ploppplopp, plopp, ploppploppplopp, … Und das gegen eine der besten Mannschaften der Welt! Wer von der Bundesliga-Konkurrenz bislang noch nicht demoralisiert war, ist es nach diesem subtilen Video-Terror. Außer, er hat das stoische Gemüt des FC Augsburg. Die Schwaben wechselten einst nach einer Hinrunde mit nur neun Punkten statt des Trainers lieber den Manager. Jetzt spielen sie, um es mit Guardiola'schen Superlativen zu sagen, eine "top top top top top Saison". Als Tabellendritter (super super super!) empfangen die Augsburger den FC Bayern am Samstagnachmittag zum Topspiel. Erstaunlich findet das FCA-Trainer Markus Weinzierl, der mit Augsburg eine ebenso erstaunliche Entwicklung genommen hat: "Dass das am 15. Spieltag ein Spitzenspiel ist, hätte keiner erwartet. Umso schöner."
Die Ziele der Schwaben sind klar umrissen: Träumen verboten, punkten erlaubt. Nach dem 1:0-Coup im April 2014, der die Bayern-Serie von 53 Spielen ohne Niederlage beendete, würden es die Augsburger diesmal auch eine Nummer kleiner machen. Zwar kann Weinzierl nicht verhehlen, dass ihn seine Zeit in der Reservemannschaft des FC Bayern mit dem Siegergen infiziert hat, denn: "Jeder, der über mehrere Jahre beim FC Bayern spielt, wird von der Erwartungshaltung und dem Willen, immer zu gewinnen, geprägt." Gegen seinen Ex-Klub wäre Weinzierl aber auch mit einem Remis zufrieden, schließlich hat sein Hop-oder-top-Team etwas zu beweisen: "Wir können nicht nur gewinnen und verlieren, wollen auch mal unentschieden spielen." Könnte gegen den Rotationskünstler Guardiola sogar klappen. Der ist gewarnt: "Sie sind aggressiv, spielen mit Leidenschaft, haben schnelle Spieler in der Konteraktion. Und sie haben keinen Druck. Sie haben nichts zu verlieren. Deshalb wird es schwer."
Wie läuft die Dortmunder Aufholjagd?
Blendend. Nach dem Sieg gegen Hoffenheim liegt der BVB nur noch drei Punkte hinter dem SC Paderborn und kann damit an diesem Spieltag vorbeiziehen an den aufmüpfigen Ostwestfalen. Eine Paderborner Niederlage beim Tabellenzweiten Wolfsburg, ein Dortmunder Sieg in Berlin - schon wäre es für die Borussia vollbracht. Kleiner Wermutstropfen: Gesamt-Tabellerarisch ist für den BVB maximal ein Sprung auf Tabellenplatz 10 möglich, der Abstand dorthin ist allerdings größer als der Vorsprung auf Platz 18. Zweiter Wermutstropfen: In Berlin erwartet die Dortmunder kein Tête-à-Tête mit gehemmten Schönspielern aus Hoffenheim, sondern knallharter Abstiegskampf. Dortmunds Coach Jürgen Klopp hat nach den Streicheleinheiten beim 1:1 gegen Anderlecht deshalb nicht nur die Torwartfrage zuungunsten von Weltmeister Roman Weidenfeller geklärt, sondern auch den Einpeitscher gegeben: "Für uns ist jetzt Großkampfzeit", stellte er klar. Das heißt: "Es wird viel über Zweikämpfe gehen, darauf muss man vorbereitet sein." Berlins Coach Jos Luhukay erwartet keine Gastgeschenke der auswärts- und abschlussschwachen Dortmunder, will das Duell mit dem punktgleichen BVB aber "mit voller Leidenschaft" angehen - und gewinnen.
Was passiert sonst noch?
Die Bundesliga hat Tränen in den Augen, denn Timo Hildebrand kehrt zurück. Nicht als Wrestler im Tag Team mit Tim Wiese und dem Finishing Move "Trainingsgruppe 2" zur Pausenunterhaltung beim Zweitliga-Kracherspiel Aue gegen Heidenheim. Sondern ins Tor, und zwar in das der Frankfurter - gegen Hoffenheim. Eintracht-Stammtorhüter Kevin Trapp trainiert zwar wieder. Er ist aber noch nicht fit genug, um als Ersatz für seinen maladen Ersatzmann Felix Wiedwald einzuspringen. Deshalb darf also Torwart-Methusalem Hildebrand ran, mehr als ein Jahr nach seinem 298. und bislang letzten Bundesliga-Einsatz. Damals stand der inzwischen 35-Jährige für den FC Schalke im Tor und kassierte in zwölf Minuten drei Gegentore - gegen Frankfurt. Coach Thomas Schaaf ist dennoch guter Dinge: "Ich habe ein gutes Gefühl bei ihm - wie bei allen unseren Torhütern. Er weiß, was er zu tun hat."
Denn sie wissen was sie tun - dieser Slogan gilt so langsam auch für den FC Schalke von Roberto di Matteo. Schön ist es nicht, was die Schalker sich zurechtspielen. Aber nach drei Siegen in Folge ist "Königsblau" jetzt ein offizieller Augsburg-Jäger. Kölns Trainer Peter Stöger erwartet zwar "viel Arbeit" bei den Königsblauen, ist aber überzeugt: "Auch gegen Schalke kann es möglich sein, etwas mitzunehmen." Für das bereits hyperventilierende Umfeld wäre ein Sieg wie ein Sonnenstrahl, der durch eine Wolkendecke bricht, sagte Manager Jörg Schmadtke: "Die Stimmung ist bei einigen wie das derzeitige Wetter, wenn es nicht mehr richtig hell wird", klagte er der "Bild" und kritisierte die Kritiker: "Noch mal für alle: Wir sind Aufsteiger! Das muss man auch mal akzeptieren."
Wo wird's brisant?
In Leverkusen, falls Christoph Kramer im rheinischen Derby mitspielt. Der DFL-Spielplan will es so, dass das Weltmeisterchen aus Gladbach just in jener Woche bei der Werkself antreten muss, in der - Stand jetzt - seine Rückkehr nach Leverkusen bekannt wurde. Jetzt nennen ihn manche einen Umfaller. Warum? Weil er eine Rückkehr nach Leverkusen im Sommer noch kategorisch ausgeschlossen hatte, nun aber das überzeugende Konzept der Werkself lobhudelte. Es wäre interessant gewesen, wie sich der Noch-Gladbacher im Duell mit den Leverkusener Konzeptfußballern geschlagen hätte. Allerdings ist sein Einsatz nach Gladbachs 3:0-Sieg über den FC Zürich in der Europaliga fraglich. Während die Gladbacher nach zwei Siegen in Folge wieder Selbstbewusstsein getankt haben, hadert Bayer-Coach Roger Schmidt mit dem verschenkten Gruppensieg in der Champions League. "Es ist offensichtlich, dass wir unseren Qualitätsansprüchen nicht genügen", meinte Schmidt: "Wir schießen im Moment zu wenige Tore, das kann man nicht wegdiskutieren." Vielleicht sollte er eine Therapiegruppe mit BVB-Coach Klopp bilden.
Keine Therapie, sondern Siege braucht Bremens Trainer Viktor Skripnik. Nach dem 2:5 gegen seinen Lehrmeister Thomas Schaaf erwarten die Bremer nun Hannover 96 zum kleinen Nordderby. "Wo sollen wir denn die Punkte holen, wenn nicht zu Hause?", fragte Skripnik vor der Partie unmissverständlich. Angezählt ist Offensivspieler Eljero Elia, der unter Woche auf Facebook einen Fan beschimpfte und bei Werder nach zwei Verbannungen auf die Tribüne auf Bewährung spielt. Sportdirektor Rouven Schröder stellte klar: "Wenn ein Spieler mit diesen Möglichkeiten nicht im Kader ist, dann passt was nicht. Jetzt hat er noch drei Chancen, nach dem Spiel gegen Dortmund werden wir einen Strich ziehen." Es dürfte ein Schlussstrich sein.
Für welchen Trainer wird es eng?
Angezählt ist Freiburgs Trainer Christian Streich noch nicht. Es gilt als mittelgroßes Wunder, dass der 49-Jährige den SC zwei Jahre in Folge vor dem Abstieg bewahrt und zwischendurch in die Europa League geführt hat. Trotzdem kann Streich nicht verbergen, dass ihm die prekäre Tabellensituation seines Teams zusetzt. Vor seinem 100. Bundesliga-Spiel als SC-Coach präsentierte sich der größte Wutnickel unter den Bundesliga-Trainern so gar nicht in Jubiläumsstimmung, sondern laut SID "patzig, genervt und mit zerzaustem Haar". So sehr schmerzten ihn vor dem Heimspiel gegen Bundesliga-Dino Hamburger SV die Erinnerung an das bittere 1:1 in Paderborn, dass er die Presse schließlich anblaffte: "Man sollte nicht die ganze Zeit nachkarten und in die Wunde stoßen. Jeder soll am Samstag beurteilen, ob es gut war oder mittel oder schlecht. Ich sage nichts zu unserer Ausrichtung, es ist genug geschwätzt." Auch sein Team und sich selbst nahm er in die Pflicht: "Jeder steht auf dem Prüfstand. Wir wollen, dass es nicht saudumm, sondern nun endlich in eine gute Richtung läuft."
Immer ungemütlicher wird es auch in Mainz. Mit 16 Punkten liegt der FSV von Kasper Hjulmand nur noch vier Zähler vorm Tabellenende. Dort steht derzeit der nächste Gegner VfB Stuttgart. Im direkten Duell fordert Hjulmand einen Befreiungsschlag und die Rückbesinnung auf alte Tugenden. Gegen Stuttgart wolle er ein Team mit "guter Ordnung in der Defensive" sehen - und mit "brutalem Umschaltspiel". Amen.
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Geld ist wichtig, um große Titel zu holen." Bayern-Coach Josep Guardiola erklärt das Geheimnis seines Erfolgs - oder doch nicht?
Quelle: ntv.de