Fußball

Sechs Dinge, die wir gelernt haben FC Bayern unantastbar, BVB katastrophal

Meisterlich: Arjen Robben, David Alaba, Mario Götze und der FC Bayern.

Meisterlich: Arjen Robben, David Alaba, Mario Götze und der FC Bayern.

(Foto: imago/Team 2)

Von wegen WM-Strapazen: Der FC Bayern zieht in der Fußball-Bundesliga seine Kreise, die Konkurrenz leckt ihre Wunden - vor allem beim BVB. Doch auch Schalke kann nicht froh sein, der HSV sowieso nicht.

1. Der FC Bayern wird Deutscher Meister

Man hätte das ahnen können. Zumindest nach einem kurzen Blick auf den Kader des FC Bayern. Aber die Hoffnung existierte, für einen kurzen Moment, als die ganze Fußballrepublik raunte: Nach großen Turnieren, da geht was. Nun, nach sechs Spieltagen in der Bundesliga, führt der Rekordmeister schon wieder die Tabelle an, mit 14 Punkten und 11:2 Toren. Beim mühelosen 2:0 gegen den 1. FC Köln konnte man sehen, woran das liegt.

Unter anderem an einem körperlich robusten Arjen Robben, der einfach weitermacht, wo er aufgehört hat. An einem Mario Götze, der nicht mehr fremdelt bei den Bayern. Vor allem aber an: Xabi Alonso. Alle 26 Sekunden hatte der Spanier einen Ballkontakt, insgesamt waren es 204. Das ist Bundesliga-Rekord. Und Alonso das neue Zentralgestirn des Südens. Zu alt, zu wenig dem System des Trainers Josep Guardiola verbunden - die Kritik war nicht zu überhören, als die Münchner den Welt- und Europameister an die Säbener Straße lotsten. Und Toni Kroos nach Madrid ziehen ließen. Fakt ist: Die Bayern haben zehn Millionen Euro für einen Spieler ausgegeben, der ihnen sofort durch die schwierige erste Saisonphase hilft. In ein paar Monaten können dann Thiago Alcantara und Bastian Schweinsteiger übernehmen. Wenn sie denn gebraucht werden.

2. Das Ruhrderby hat gar keinen Gewinner

Das meint zumindest unser Kollege David Herten, und zwar mit Fug und Recht. Die Dortmunder mussten nach dem Spiel selbst über ihre tollpatschigen Aktionen vor den beiden Toren schmunzeln. "Ich weiß schon, wie ich das verteidigen muss, mache das aber nicht", sagte Mats Hummels zum 1:0 - und lächelte maliziös. "Wenn wir in jedem Spiel zwei Tore kassieren, das ist eine Katastrophe. Ich spreche dennoch nicht von einer Mini-Krise, sondern von einer schlechten Woche." Jürgen Klopp drückte sich weniger diplomatisch aus: " Das wird ein Scheiß-Abend - ohne Wenn und Aber." Immerhin glaubt er daran, dass seine Schwarz-Gelben bald auch wieder schöne Abende verleben werden. Nur: "Das kann noch einen Moment dauern."

Einen wirklich kurzen Moment kann es eigentlich auch nur noch dauern, bis die Diskussion um Jens Keller wieder anfängt. So segensreich der Derbysieg die königsblaue Seele streichelte, so vehement trieb die zweite Hälfte die Sorgenfalten in das Gesicht des Schalker Trainers. Von einem Topteam sind die Schalker derzeit so weit entfernt wie der HSV von einer Torfabrik. Allein, wenigstens die Ergebnisse stimmten zuletzt. Jens Keller aber weiß, dass auf Schalke die Förderkörbe auch ganz schnell wieder nach unten fahren - und reagierte entsprechend gereizt auf die Anmerkung, er sei quasi unkündbar. " "Vor zwei Wochen war ich noch entlassen. Jetzt soll ich unkündbar sein? Die Ausschläge sind mir zu extrem", sagte Keller im ZDF.

3. Ein Tor ist nicht genug

Das war ein schwarzer Sonntag für den VfL Bochum. Erst gehen sie mit 0:5 in Heidenheim unter. Und dann klaut ihnen der Hamburger SV auch noch den Rekord. Exakt 474 Minuten waren die Bochumer zu Beginn der Saison 1979/80 ohne Tor geblieben. Der HSV brachte es nun auf 507 Minuten, ehe Nicolai Müller in der Partie gegen die Frankfurter Eintracht den Ausgleich erzielte. Und während der VfL damals am sechsten Spieltag 2:2 gegen Borussia Dortmund erreichte, verloren die Hamburger gegen die Eintracht, weil Lucas Piazon in letzter Minute den Ball per Freistoß ins Tor schoss. Beim Tabellenletzten aus Hamburg zeigten sie sich wenig begeistert. "Keine Ahnung, was die für ein Glück gefressen haben, aber es hat gewirkt", sagte Tolgay Arslan. Sein Kollege Matthias Ostrzolek konstatierte: "Das ist eine ziemlich harte Niederlage. Wir waren die bessere Mannschaft. Dann so zu verlieren, tut unheimlich weh. In einer anderen Phase wären wir als Sieger vom Platz gegangen." Doch ein Tor ist halt oft nicht genug. Am Ende der Saison landeten die Bochumer seinerzeit auf Platz zehn. Aber da waren sie ja auch noch unabsteigbar. Das ist, seit 51 Jahren, der HSV ja auch.

Experte für Kragenweiten: Peter Stöger.

Experte für Kragenweiten: Peter Stöger.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Apropos Rekord. Der 1. FC Köln ist ebenfalls nicht besonders gut darin, den Ball in des Gegners Tor zu befördern. Der Aufsteiger hat das seit 416 Minuten nicht mehr geschafft, in fünf der sechs Saisonspiele langte es nicht zu einem Treffer. Auch nicht am Samstag gegen den FC Bayern. Wobei Trainer Peter Stöger das nicht allzu schlimm fand: "Es ging darum, die Mannschaft zu schützen. Es ist etwas anderes, ob du 0:2 verlierst oder 0:5. Mehr war einfach nicht drin. Bayern ist einfach nicht unsere Kragenweite." Münchens Arjen Robben war zwar latent genervt: "Die haben 90 Minuten nur hinten drin gestanden. Die wollten den Ball gar nicht haben." Aber zumindest das dürfte nicht das Problem der Kölner sein. Und bis zum Bundesligarekord - den sie höchstselbst halten - ist noch ein weiter Weg. 1034 Minuten waren es in der Saison 2001/02, ehe Thomas Cichon im Spiel gegen Hertha BSC zum 1:1 traf. Stöger übrigens hat das Problem durchaus erkannt: "Wenn wir mal wieder ein Spiel gewinnen wollen, müssen wir Tore schießen."

4. Der Fall Bobic könnte Schule machen

Wenn's nicht läuft, fliegt der Trainer. So oder so ähnlich läuft's in der Bundesliga. Nicht mit uns, haben sie sich beim VfB Stuttgart gedacht - und Manager Fredi Bobic rausgeschmissen. Schließlich hatten sie Armin Veh erst im Sommer geholt, auf dass alles besser werde. Veh firmiert im Ländle schließlich immer noch unter dem Label "Meistertrainer". Kaum ist Bobic weg, ist die Mannschaft erfolgreich. Einem 2:2 in Dortmund folgte am Samstag der Sieg gegen Hannover. Vier Punkte aus zwei Spielen - wer das vom Start weg durchzieht, landet mit 68 Punkten in der Champions League. Und wenn der VfB ab sofort alle Heimspiele gewinnt und auswärts Unentschieden spielt, reicht es nach dieser Saison locker für die Europaliga. Wahnsinn, oder? Und das alles nur, weil Bobic weg ist. Dieses Erfolgsmodell wird Schule machen. Oder? Veh ist sich da nicht ganz so sicher: "Ich hab' das Gefühl, dass wir die vier Punkte auch mit Fredi geholt hätten." Ach.

5. Kramer wollte ins Tor

So war das also in diesen dunklen Minuten des Finales in Rio, als Christoph Kramer zwar auf dem Platz, aber ansonsten ziemlich neben sich stand. Bis heute kann sich der Gladbacher ja nicht an die Zeit zwischen der 17. und 32. Minute erinnern - also haben drei Kollegen Licht ins Dunkel gebracht. "Eigentlich hat alles damit angefangen, dass er mir die Kapitänsbinde abreißen wollte", sagte Philipp Lahm in einem Video im "Aktuellen Sportstudio". "Das war schon krass. Mich hat er immer mit Gerd angesprochen", ergänzte Thomas Müller. Und Manuel Neuer erinnert sich: "Irgendwann ist er zu mir gekommen: Ey Manu, lass mich ins Tor!" Der Kapitän höchstpersönlich sorgte dann für die Auswechslung: "Als er mit dem Schiri das Trikot tauschen wollte, da habe ich gedacht: Jetzt reicht's." Studiogast Kramer folgte den Erzählungen seiner Mitspieler, lächelte artig, machte den Spaß mit und sagte, er müsse sich wohl noch entschuldigen. Ein kleiner, feiner Scherz unter Weltmeistern. Das ist Christoph Kramer nämlich. Nur so zur Erinnerung.

6. Fairplay ist immer noch der Rede wert

Ist es das wirklich? Da hebt der Paderborner Stefan Kutschke zu einer der schlechtesten Schwalben in der Geschichte der Liga ab, Marco Fritz lässt sich wundersamerweise täuschen - und zeigt Mönchengladbachs Christoph Kramer die Gelbe Karte für ein Foul, das er nicht begangen hat. Vielleicht war das Ganze Kutschke einfach nur peinlich. Jedenfalls ging er zum Schiedsrichter und behauptete, er sei ausgerutscht. Fritz nahm die Karte zurück. Und alle Welt feiert Kutschke für seine Fairness. Viel Lärm um Nichts? Schließlich hat es Kutschke selbst gesagt: "Das ist doch selbstverständlich." Damit sind wir beim Kern der Sache. Ist es nämlich nicht. Kramer war da ganz aufrichtig: "Ich glaube, ich hätte das umgekehrt nicht getan." Schließlich sei er einer, der stets gewinnen wolle. Darin unterscheidet er sich nicht von den meisten seiner Kollegen. Und eben drum schließen wir uns aufrichtig den Worten des Mönchengladbacher Trainers an. Lucien Favre sagte nämlich: "Das war klasse von beiden Spielern und vom Schiedsrichter. Klasse, klasse, einfach klasse."

Quelle: ntv.de

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