Fußball

Barça demontiert den FC Bayern Guardiola redet wirr, Boateng motzt

Der FC Barcelona nutzt im Halbfinale der Königsklasse sein Herrschaftswissen - und knockt den FC Bayern aus. Der Münchner Trainer Josep Guardiola hat dennoch ein gutes Gefühl. Doch Jérôme Boateng ist richtig sauer.

Josep Guardiola redete wirr. Zumindest klang das, was er sagte, ein wenig befremdlich. Sein FC Bayern hatte gerade das Hinspiel im Halbfinale der Fußball-Champions-League beim FC Barcelona mit 0:3 (0:0) verloren. Und der Trainer sprach an diesem Mittwochabend davon, dass seine Mannschaft nicht viel falsch gemacht habe und er ihr keinen Vorwurf machen könne. Im Gegenteil: "Ich bin sehr stolz auf meine Spieler." Wie bitte? Der FC Bayern hatte in der Tat seine Sache ordentlich gemacht - mit einer kleinen, aber entscheidenden Einschränkung. Nämlich "so lange es 0:0 stand", wie Torhüter Manuel Neuer messerscharf analysierte. Doch dann brachen die Münchner ein. Es muss sie sehr geschmerzt haben, dass das, was in der letzten Viertelstunde auf sie zurollte, im Grunde nicht völlig überraschend war. Und sie es doch nicht verhindern konnten.

FC Barcelona - FC Bayern 3:0 (0:0)

Tore: 1:0, 2:0 Messi (77./80.), 3:0 Neymar (90.+4)

Barcelona: ter Stegen - Alves, Pique, Mascherano (89. Bartra), Alba - Busquets - Rakitic (82. Xavi), Iniesta (87. Rafinha) - Messi, Suarez, Neymar

München: Neuer - Rafinha, Benatia, Jerome Boateng, Bernat - Alonso - Lahm, Schweinsteiger, Thiago - Lewandowski, Thomas Müller (79. Götze)

Zus.: 95.639 Referee: Rizzoli (Italien)
Schüsse: 16:7 Ecken: 2:3 Ballbes: 46:54 %

Alle, wirklich alle, hatten vorher von Barças Wundersturm geschwärmt. Von Lionel Messi, Neymar und Luis Suárez. Und dann schießt dieser Messi mal eben so in der 77. und 80 Minute zwei Tore. Und das zu einem Zeitpunkt, als viele der 95.639 Zuschauer sich - je nachdem, mit wem sie es hielten - damit abgefunden hatten oder darüber freuten, dass die Partie wohl torlos enden würde, weil die Bayern in der Abwehr alles im Griff zu haben schienen; auch wenn sie es nicht schafften, auch nur einmal auf des Gegners Tor zu schießen. Doch es kam noch schlimmer: Weil Neymar in der vierten Minute der Nachspielzeit auch noch traf, sanken die Chancen der Bayern auf das Endspiel am 6. Juni im Berliner Olympiastadion in einen kaum noch messbaren Bereich.

"Ein 0:3 ist immer schwer"

Das weiß auch Guardiola. Nach Barças drittem Treffer verzog er das Gesicht und schüttelte sich kurz, als habe er in diesem Moment sofort begriffen, dass für den FC Bayern nach menschlichem Ermessen wie im vergangenen Jahr das Halbfinale die Endstation ist. Hinterher sagte er: "Es war schade mit dem dritten Tor. Wenn wir mit 0:2 verlieren, haben wir im Rückspiel eine Chance. Aber ein 0:3 ist immer schwer." Ansonsten aber verlasse er das Stadion "mit einem guten Gefühl. Ich gratuliere Barcelona aus ganzem Herzen. Und ich glaube ganz ehrlich, dass wir bis zum ersten Gegentor das Spiel gut kontrolliert haben". Abgesehen davon, dass die Gastgeber auch schon in den ersten 20 Minuten der Partie hätten in Führung gehen können, was fast alleine ein grandioser Neuer im Tor des FC Bayern verhindert hatte, mag das sogar stimmen.

Aber was danach kam, eben nach Messis erstem Tor, war schlecht. Das sah auch Jérôme Boateng so. Der Innenverteidiger war sauer, dass kann man nicht anders sagen: "70 Minuten lang haben wir es sehr gut gemacht. Dann passiert ein blöder Fehler. Fehler passieren, aber es ist sehr ärgerlich, dass wir so einbrechen und das Spiel herschenken. Wir dürfen hier niemals 0:3 verlieren." Und genau darum geht es. Mit einem 0:1 oder auch einem 0:2 wäre die Sache im Rückspiel vielleicht noch zu korrigieren gewesen. Aber sie haben es nicht geschafft. Weil sie bei aller Dominanz in der Bundesliga an diesem Abend auf einen Gegner trafen, der einfach besser und sich im Gegensatz zu den Münchnern der eigenen Stärke bewusst war - und das auch zeigte. Hinzu kommt, dass Barças Trainer Luis Enrique, der einst mit Guardiola in einem Team spielte, seine Mannschaft offenbar an die Tatsache erinnert hat, dass ein Fußballspiel 90 Minuten dauert.

Matthias Sammer ist auch einer, der das weiß. Vielleicht ist er deshalb Sportvorstand beim FC Bayern - obwohl das ja kein Herrschaftswissen ist. Jedenfalls sagte er: "Der Schiedsrichter hätte besser nach 75 Minuten abgepfiffen." Den Gefallen hat der Italiener Nicola Rizzoli den Münchnern aber nicht getan. Und so musste Sammer einräumen: "Wir sind heute sportlich an unsere Grenzen gestoßen." Dabei wirkte er nicht so, als habe er ein gutes Gefühl. "Ich bin Realist und ich weiß, was dieses Jahr passiert ist. Wir müssen uns schütteln und das Ergebnis verdauen." Und was heißt das für das Rückspiel? "Wir sind Bayern München, und das muss man nächste Woche sehen." Und Guardiola? Erläuterte noch einmal, warum er stolz auf seine Mannschaft ist. Die habe es nämlich in dieses Halbfinale geschafft, obwohl Spieler wie Arjen Robben, Franck Ribéry und David Alaba verletzt sind. Sein Fazit: "Trotz allem sind wir sehr zufrieden." Klingt so, als sollten sie beim FC Bayern mal miteinander reden.

Quelle: ntv.de

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