So läuft der 22. Spieltag Nervöser Ancelotti will sich zügeln
24.02.2017, 14:47 Uhr
Neulich in Berlin: Carlo Ancelotti außer Rand und Band.
(Foto: imago/ActionPictures)
Carlo Ancelotti führt zwar kein Büchlein, hat vor dem Schützenfest in der Fußball-Bundesliga am 22. Spieltag gegen den HSV aber alles im Blick. Der BVB blickt derweil nach Paris, RB Leipzig zur Uefa - und wir blicken auf ein Zwillingsduell.
Feiert der FC Bayern ein Schützenfest?
Es wird spannend. So spannend wie seit fünf Jahren nicht mehr in der Fußball-Bundesliga. Diese Erkenntnis speist sich aus der Tatsache, dass der FC Bayern vor diesem 22. Spieltag tatsächlich nur mit fünf Punkten vor dem Tabellenzweiten aus Leipzig an der Spitze steht. Geringer war der Abstand zwischen den führenden Teams vor dem 22. Spieltag zuletzt im Februar 2012. Seinerzeit hatten die Dortmunder zwei Punkte mehr als die Münchner - und feierten am Ende mit acht Zählern Vorsprung die Meisterschaft. Was das alles bedeutet, das hat Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl gut zusammengefasst: "Wenn nicht komplett verrückte Dinge passieren, wird Bayern heuer wieder Meister." Das ist also geklärt, kommen wir zum designierten Schützenfest des designierten Meisters am Samstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gegen den Hamburger SV.
Die jüngsten sieben Partien im Stadion zu Fröttmaning gewann der FC Bayern mit 37:3 Toren. Allein in den letzten beiden Gastspielen kassierte der HSV 13 Treffer, Thomas Müller gelang jeweils ein Doppelpack. Hamburgs Vorstandschef Heribert Bruchhagen weiß das: "Die letzten Ergebnisse waren desaströs." Aber: "Ich denke, dass diese Zeiten vorbei sind." Und Trainer Markus Gisdol kündigte an, "auf jeden Fall die bestmögliche Mannschaft auf den Platz zu bringen. Für uns kann es nur heißen: Vollgas". Derweil baut sein Münchner Kollege Carlo Ancelotti wieder auf Franck Ribéry: "Er ist bereit. Er hat sehr gut trainiert diese Woche. Ich denke, dass er auf der Bank startet." Für Ancelotti wird das Spiel sein 1000. auf der Bank sein - wer auch immer das ausgerechnet hat. "Ich führe kein Büchlein über meine Spiele, aber ich erinnere mich an jede Partie. Nach wie vor bin ich vor jedem Spiel aufgeregt und nervös - man hofft, dass man seiner Mannschaft die richtige Strategie gegeben hat." Und er hat, nachdem er nach dem 1:1 bei der Berliner Hertha den Fans den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt hatte, einen guten Vorsatz gefasst: "Ich hoffe, dass ich morgen meine Emotionen besser kontrollieren kann. Gegen Hertha war es ein Fehler." Kurzum: "Es ist das letzte Mal gewesen, dass jeder meinen Finger sehen konnte." Unser Tipp: 3:0.
Der BVB schaut gen Paris, RB Leipzig zur Uefa
Vor dem Gastspiel das BVB Schwarzwaldstadion am Samstagnachmittag wappnet sich der SC Freiburg zunächst einmal verbal: "Wenn bei uns alles passt, können wir Dortmund die Stirn bieten", sagte Trainer Christian Streich. "Wesentlich für uns sind wir. Wir wollen unseren Stil durchbringen. Erst dann schauen wir auf Dortmund." Und wohin schauen sie dort? Angeblich nach Paris, wie die französische Sporttageszeitung "L'Equipe" berichtete. Angeblich ist sich der BVB mit dem 18 Jahre alten Jean-Kévin Augustin über eine Anstellung einig, und er ist angeblich bereit, PSG für das Sturmtalent acht Millionen Euro zu überweisen. Weil Agustin angeblich in der kommenden Saison Pierre-Emerick Aubameyang ersetzen soll, der angeblich im Sommer geht. Ganz bestimmt aber geht es für den BVB in Freiburg darum, Tabellenplatz drei erfolgreich zu verteidigen.
Einen Rang davor stehen immer noch die Rasenballsportler aus Leipzig, die zur selben Zeit im Zentralstadion gegen den 1. FC Köln antreten. Was das alles wert ist, wird sich erst nach der Saison zeigen. Dann entscheidet die Uefa die nicht unspannende Frage, ob die Leipziger, sollten sie sich wie erwartet für die Champions League qualifizieren, dort auch mitspielen dürfen. Es geht darum, dass Red Bull nicht nur den Bundesligisten alimentiert, sondern auch den Schwesterklub in Salzburg. Der führt die Tabelle der österreichischen Liga an und wäre damit zumindest in der Qualifikation zur Königsklasse dabei. Die Regularien der Uefa besagen, dass kein Verein, der an einem ihrer Wettbewerbe teilnimmt, direkt oder indirekt "auf irgendeine Art und Weise Einfluss auf die Führung, die Verwaltung und/oder die sportlichen Leistungen eines anderen an einem Uefa-Clubwettbewerb teilnehmenden Vereins nehmen" dürfe. In Leipzig geben sie sich gelassen: "Glauben Sie mir, es gibt bei RB Leipzig keine Nervosität und auch die vermeintlichen Signale der Uefa gibt es nicht. Sofern wir uns sportlich dafür qualifizieren sollten, gäbe es keinen Grund, daran zu zweifeln, dass wir nächstes Jahr auch international spielen", sagte Vorstandschef Oliver Mintzlaff. Und Trainer Ralph Hasenhüttl will sich nur mit dem Sportlichen beschäftigen: "Wenn sich vier Mannschaften qualifizieren und die Uefa hergeht und sagt, den wollen wir nicht dabei haben, dann lassen Sie die Mal entscheiden. Schaun mer ma, was passiert." Tipp: RB gewinnt mit 2:0 gegen Köln - und spielt demnächst in der Champions League.
War sonst noch was?
VfL Wolfsburg - SV Werder Bremen (Freitag, 20.30 Uhr): Die Älteren erinnern sich: Der Sportverein Werder war vier Mal Deutscher Meister - zuletzt 2004. Valérien Ismaël, der nun Wolfsburg trainiert, war dabei: "Wir haben super Fußball gespielt, das Stadion war voll, wir waren erfolgreich und haben Titel geholt. Werder war mein Karrierehöhepunkt." Nun berichtet die "Wolfsburger Allgemeine Zeitung", dass Ismaël seine Job los ist, wenn er heute verliert. Tipp: 2:1.
TSV Bayer 04 Leverkusen - FSV Mainz (Samstag, 15.30 Uhr): Während sie in Leverkusen die Abreibung gegen Atlético im Achtelfinale der Champions League verdauen müssen, rufen sie in Mainz mitten in der Fassenacht den Abstiegskampf aus. "Unsere nächsten Spiele sind nicht wichtig, sie sind hoch-wichtig", sagte Trainer Martin Schmidt. Helau! Tipp: 2:0.
Hertha BSC - Eintracht Frankfurt (Samstag, 18.30 Uhr): Die Hertha hatte ja jüngst gegen den FC Bayern ein wenig Pech, nun kommt mit der Frankfurter Eintracht ein Klub ins Olympiastadion, der ebenfalls nur allzu gerne in der kommenden Saison im Europapokal spielen würde. Klingt spannend, wird es bestimmt auch. Tipp: 1:1.
FC Ingolstadt - Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 15.30 Uhr): Den Gladbachern ist mit ihrem Trainer Dieter Hecking in der Europaliga eine Überraschung gelungen, das 4:2 in Florenz war furios. "Das ist unglaublich. Das sind nur Glücksgefühle", sagte Patrick Herrmann. Im Achtelfinale geht's nun nach Gelsenkirchen - und am Sonntag nach Oberbayern. Tipp: 1:0.
FC Schalke 04 - TSG Hoffenheim (Sonntag, 17.30 Uhr): Apropos Euphorie: Die Gelsenkirchener sind auch ganz glücklich, dass sie im Achtelfinale stehen und träumen heimlich davon, die Europaliga zu gewinnen und dann in der kommenden Saison in der Champions League zu spielen. Aber erst einmal geht's gegen Hoffenheim. Tipp: 1:1.
Der n-tv.de Geheimtipp
Blicken wir aufs Böllenfalltor. Dort treffen sich der SV Darmstadt 98 und FC Augsburg, um gegen den Abstieg zu spielen. Wobei die Lage der Gäste ungleich besser ist, schließlich haben sie doppelt so viele Punkte auf dem Konto wie der Tabellenletzte. Was diese Partie aber so interessant macht, ist die Tatsache, dass am Samstagnachmittag die mutmaßlich bekanntesten Zwillinge Gelsenkirchens mit ihren 34 Jahren noch einmal gegeneinander spielen: Hamit Altintop hat im Januar nach viereinhalb Jahren bei Galatasaray gekündigt und läuft nun für Darmstadt auf. Halil Altintop kickt seit dreieinhalb Jahren für Augsburg - im Sommer laufen die Verträge der beiden aus.
Hamit hat es, gemessen an namenhaften Klubs und Titel, weiter gebracht als sein Bruder, gewann er doch mit dem FC Bayern München, Real Madrid und eben Gala Pokale und Meisterschaften, bestritt 82 Länderspiele für die Türkei. Halil kommt immerhin auf 38 Länderspiele. Und er ist mit 339 Partien und 64 Toren der erfolgreichste türkische Bundesligaspieler und Torschütze. Für den FC Schalke 04 bestritten die beiden 27 Bundesligaspiele gemeinsam. Und nun? Halil, der Augsburger sagt: "Ich wünsche Hamit viel Glück, dass er mit Darmstadt seine Ziele erreicht und gemeinsam mit uns den Klassenerhalt schafft." Hamit sagt, er würde sich "freuen, wenn ich nach dem Spiel das größere Grinsen im Gesicht habe, wenn wir dann zusammen abends essen". Ihre Mutter wird übrigens nicht am Böllenfalltor sein. "Ganz am Anfang, als wir noch für Wattenscheid spielten, war sie einmal im Stadion. Aber das hat ihr gereicht", sagte Halil der "Sport Bild". "Sie kam nicht damit klar, dass ihre Söhne in Zweikämpfen verletzt werden könnten. Seitdem war sie nie wieder bei einem Spiel vor Ort." Tipp: 1:0.
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Klar, der Fußball bringt viel Cooles mit sich, am Ende ist es aber doch eine Unterhaltungsbranche, und es gibt irgendwie noch sinnvollere Sachen im Leben." Marco Hartmann, 28 Jahre alt und Kapitän des Zweitligisten SG Dynamo Dresden, im Stadionmagazin "Kreisel" über seine Zukunft und das Fußballgeschäft.
Quelle: ntv.de