Fußball

Sechs Lehren des 13. Spieltags RB Leipzig wird fies, Reus kurbelt BVB an

Er ist wieder da - und gleich Chef der BVB-Offensive: Marco Reus.

Er ist wieder da - und gleich Chef der BVB-Offensive: Marco Reus.

(Foto: imago/Revierfoto)

Die Rasenballsportler lassen den FC Bayern nicht ran, ergaunern sich aber einen Elfmeter. Die Dortmunder zaubern wieder, Trainer Tuchel wird ganz zahm. Und Draxler will jetzt wirklich weg aus Wolfsburg.

1. RB Leipzig will es um jeden Preis

Emil Forsberg ist ein Mann mit einem feinen Füßchen. Der schwedische Nationalspieler ist im Spiel der Rasenballsportler für den letzten Pass zuständig, acht Tore bereitete er in dieser Saison vor - mehr als jeder andere in der Fußball-Bundesliga. Und nebenbei hat er auch noch fünf Treffer selbst erzielt und somit viel dazu beigetragen, dass RB Leipzig weiter vor dem FC Bayern an der Spitze der Tabelle thront. An diesem 13. Spieltag nun nötigte er beim 2:1 gegen den FC Schalke 04 den Gelsenkirchener Sead Kolasinac mit einem scharf geschossenen Freistoß dazu, den Ball ins eigene Tor zu köpfen. Nach dem Spiel sagte Forsberg mit einem feinen Lächeln: "Das war ein Spiel mit viel Kampf - und vielleicht nicht so viel Fußball."

In der Tat haben die Leipziger gezeigt, dass sie sich im Zweifelsfall auch mit rustikalen Mitteln durchzusetzen vermögen, ihre Zweikampfstärke schien die keineswegs schlechten Schalker jedenfalls so beeindruckt zu haben, dass sie den Gastgebern mit vielen Fehlpässen aus der Abwehr heraus vor allem in der zweiten Halbzeit in die Karten spielten. Dass der mit Brause-Millionen alimentierte Aufsteiger den Erfolg um wirklich jeden Preis will, zeigte sich allerdings schon nach 19 Sekunden, als sich Timo Werner mit einer Schwalbe einen Elfmeter ergaunerte, den unverfroren selbst verwandelte und hinterher sehr lange brauchte, um zuzugeben, dass er betrogen hatte. Das war nicht die feine Art und taugte zum Aufreger dieses Spieltags. Werner war die ganze Sache dann im Nachhinein auch sichtlich unangenehm. Und sein Trainer Ralph Hasenhüttl betonte, dass ihm das nicht gefallen habe. Aber mitgenommen haben sie den Sieg dann doch. Das unterscheidet die Leipziger mutmaßlich nicht von vielen anderen Klubs. Aber die Rasenballsportler sind vielleicht in vielerlei Hinsicht ein bisschen konsequenter. Und im Zweifelsfall ist ihnen jedes Mittel recht - auch wenn das dann ein bisschen fies wirkt.

2. Der FC Bayern wird mit Müller wieder munter

Es bleibt also bei den drei Punkten Rückstand, den die Münchner auf den gnadenlosen Tabellenführer aus Leipzig haben. Und doch sind sie beim FC Bayern nach dem 3:1-Sieg in Mainz zum Auftakt dieses Spieltages wieder besserer Dinge. Was nicht nur, aber in besonderer Weise für Thomas Müller gilt. Der hat zwar wieder kein Tor geschossen, wirkte aber auf dem Rasen beschwingt wie lange nicht, geradezu befreit. Das dürfte daran gelegen haben, dass Trainer Carlo Ancelotti sich dazu entschieden hatte, zum ersten Mal in dieser Saison von seiner 4-3-3-Doktrin abzuweichen, was dann in der Offensive so aussah: Arjen Robben rechts, Franck Ribéry links, Robert Lewandowski in der Mitte - und dahinter zentral der fidele Müller auf seiner Lieblingsposition: "Der Trainer hat alle Freiheiten, aber mir hat es heute sehr viel Spaß gemacht." Und nicht nur ihm und dem Kollegen Roben, auch dem Spiel der Münchner insgesamt hat diese etwas stürmischere Ausrichtung gut getan. Nun dürfen alle gespannt sein, wie Ancelotti die Mannschaft am Dienstag aufstellt, wenn es (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) im letzten Gruppenspiel der Champions League gegen Atlético Madrid geht. Mit Müller in der Mitte, auf der rechten Seite - oder auf der Bank? Dazu hat der Trainer bisher noch nichts gesagt. Nur so viel: "Thomas Müller ist ein sehr intelligenter Spieler und deshalb auch flexibel einsetzbar."

3. Reus kurbelt die Dortmunder Borussia an

So richtig viel falsch gemacht haben kann Thomas Tuchel ja nicht. Da stampft der Trainer des BVB seine Mannschaft nach der Niederlage in Frankfurt verbal in Grund und Boden ("Unsere Leistung war ein einziges Defizit") - und prompt lassen die Gescholtenen ein glanzvolles 4:1 gegen die Namenscousine aus Mönchengladbach folgen. Tuchel war durchaus angetan: "Ich finde, das wir eine sehr kompakte Leistung gebracht haben. Diese Energie, diese Ausstrahlung, die Aggressivität und Kompaktheit konnten wir über 90 Minuten in unserem Spiel halten. Ich denke, dass das der Schlüssel war." Wir denken, dass er gedacht hat: "Siehste, hatte ich doch Recht." Denn er hatte vor einer Woche in Frankfurt auch bemängelt: "Unsere ganze Saison verläuft in einem ständigen Auf und Ab." Das sei sehr unbefriedigend. Aber vielleicht sorgt ja Marco Reus dafür, dass dem Auf gegen Gladbach im nächsten Spiel nicht wieder ein Ab, sondern ein weiteres Auf folgt.

Das ist insofern viel verlangt, als dass der Gegner am Mittwoch in der Champions League Real Madrid heißt. Für die Dortmunder geht es im Bernabéu darum, mit einem Remis im letzten Gruppenspiel die Tabellenführung zu verteidigen. Andererseits ist dieser Reus, kaum genesen, tatsächlich einer, der den Unterschied ausmacht, dem Angriffsspiel des BVB eine Extraportion Wucht und ein Plus an Eleganz verschafft. Beim zauberhaften 4:1 am Samstag servierte er den Kollegen dreimal den Ball zum Torerfolg, so oft wie noch nie in seiner Karriere. Einer der Kollegen war Pierre-Emerick Aubameyang, dem seine Treffer Nummer 14 und 15 in dieser Saison gelangen. Er schwärmte: "Wenn du einen Mitspieler wie Marco hast, ist das fantastisch. Dann musst du nur noch den Ball ins Tor schießen." Und Tuchel? Klang ebenso euphorisch: "Es ist fantastisch, wie Marco zurückgekommen ist, mit welcher Persönlichkeit und Ausstrahlung, das ist ganz einzigartig."

4. Sieh an, die Hertha lässt nicht nach

Weit mehr Aufs als Abs haben die Berliner in dieser Saison zu verzeichnen. Nicht nur, dass sie all ihre sechs Heimspiele gewonnen haben, jetzt siegen sie auch noch in der Fremde, zum zweiten Mal in dieser Spielzeit. Wobei Wolfsburg ja von der Hauptstadt aus, in einer guten Stunde mit dem ICE erreicht ist - sofern er hält. Die Herthaner jedenfalls hatten die Fahrt gut überstanden, glichen zweimal in aller Ruhe einen Rückstand aus - und am Ende stand es im Stadion am Mittellandkanal 3:2 für die Berliner gegen einen kreuzunglücklichen VfL Wolfsburg, der sich stetig in Richtung Abstiegszone verabschiedet. Die Hertha bleibt nach dem besten Bundesligastart der Vereinsgeschichte auf Platz drei der Tabelle, freut sich darüber wie Bolle - und Trainer Pal Dardai sagt: "Jetzt werden wir richtig frech." Schließlich sei es so: "Die Tabelle jetzt lügt nicht, aber das Ende ist noch weit." Also gelte es, bis zur Winterpause weiter fleißig Punkte zu sammeln. Drei Spiele stehen bis Weihnachten noch an, zweimal im Olympiastadion, gegen Bremen und Darmstadt, zwischendrin geht’s zum Tabellenführer nach Leipzig. Die Hertha, so scheint es, ist die stärkste seit langer Zeit.

5. In Wolfsburg herrscht dann mal Tristesse

Apropos Mittellandkanal: Julian Draxler will ja jetzt endgültig weg. Das hatte der deutsche Nationalspieler zwar im Sommer schon erzählt, aber jetzt erzählt er es halt noch einmal. Draxler trägt ja immer noch den Beinamen Weltmeister, und Abstiegskampf in Wolfsburg ist nun wirklich nicht sein Ding. Gegen die Hertha saß er 78 Minuten auf der Bank. Als er dann für Borja Mayoral eingewechselt wurde, pfiffen die Fans des VfL Draxler erst aus, weil sie es immer noch nicht so toll finden, was Draxler da im Sommer erzählt hatte; dann verlor Wolfsburg das Spiel. Und Draxler sagte hinterher, dass er im Sommer bereits gesagt habe, dass er gehen wolle. Nun gehen viele davon aus, dass er beim nächsten Spiel am kommenden Samstag beim FC Bayern nur auf der Tribüne sitzen wird. Dabei galt Draxler mal als Königstransfer eines Klubs, der danach strebte, sich in der nationalen Spitze und in der europäischen Königsklasse zu etablieren. Nun aber heißt der Trainer Valérien Ismaël. Der sagt über Draxler: "Ich habe mit meiner Entscheidung gezeigt, in welche Richtung es für mich geht. Ich nehme keine Rücksicht auf Namen. Ich brauche Spieler, die bereit sind für den Kampf." Wenn sie allerdings in Wolfsburg glauben, all ihre Probleme seien gelöst, wenn sie Julian Draxler nicht mehr mitspielen lassen und dann in der Winterpause verkaufen, könnte sich das sehr schnell als Trugschluss erweisen.

6. Der HSV gewinnt tatsächlich ein Spiel

Von wegen die 13 ist eine Unglückszahl - zwölf Anläufe hatte der ruhmreiche Hamburger SV in dieser Saison unternommen, zwölf Mal war er ausgezogen, auf dass er ein Fußballspiel in der Bundesliga gewinne. Und zwölf Mal hat es nicht geklappt. Doch nun, im 13. Spiel in dieser Saison, ist es den Hamburgern am Sonntag tatsächlich gelungen, mit 2:0 beim SV Darmstadt 98 zu gewinnen. Es war der Sieg einer schwachen Mannschaft gegen eine tatsächlich noch schwächere. Doch weil der FC Ingolstadt am Samstag beim SV Werder Bremen verloren hatte, steht der HSV nach fünf Punkten aus den jüngsten drei Partien nun nicht mal mehr auf dem letzten Tabellenplatz. Und so behauptete Michael Gregoritsch, dem nach einer halben Stunde das erste Tor gelungen war, im Gespräch mit dem Bezahlsender Sky: "Es ist ein Zeichen an die Liga, dass wir leben." Etwas nüchterner formuliere Trainer Markus Gisdol seine Erkenntnisse: Wir haben einen verdienten Auswärtssieg gelandet, der uns gut tut, aber erst der Anfang sein darf." Immerhin sei es so: "Die Mannschaft wächst langsam zusammen." Wenn die Hamburger allerdings jetzt wieder 13 Spieltage warten, bis sie ein Spiel gewinnen, könnte es in dieser Saison selbst mit der Relegation eng werden.

Quelle: ntv.de

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