So läuft der 24. Spieltag Ribéry aggressiv, Stevens bangt, Reif hat frei
06.03.2015, 13:39 Uhr
Obacht, Freundchen! Trainer Josep Guariola und sein Spieler Franck Ribéry.
(Foto: imago/ActionPictures)
Der FC Bayern will alles, nur nichts Überraschendes liefern. Schon gar nicht an diesem 24. Spieltag der Fußball-Bundesliga, an dem Marcel Reif nicht im Einsatz ist. Seine Dortmunder Freunde gastieren beim HSV. Und Huub Stevens bangt.
Wie hoch gewinnen die Bayern?
Christian Heidel sorgt sich um die Fußball-Bundesliga. "Wir alle haben vielleicht doch unterschätzt, was es bedeutet, wenn die Bayern kilometerweit vorneweg marschieren. Die Leute diskutieren eben am allerliebsten darum, wer die Schale bekommt." Das hat der Manager des FSV Mainz der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" gesagt. Da könnte was dran sein. Wenn erst einmal alle gemerkt haben, dass der Kampf um die Deutsche Meisterschaft gar keiner mehr ist, verliert das Geschäftsmodell Bundesliga eine Grundlage. Andererseits: So richtig zu stören scheint's die Menschen ja nicht. Wenn der FC Bayern ein Heimspiel hat, ist das Stadion ausverkauft. Und wenn er auswärts spielt, auch. Zum Beispiel in Hannover, wo die Münchner an diesem 24. Spieltag der Fußball-Bundesliga am Samstag antreten - vor 49.000 Zuschauern. Abgesehen davon fußt das Geschäftsmodell der Bayern darauf, so viel Erfolg wie möglich zu haben. Deswegen liegt Heidel auch richtig, wenn er konstatiert: "Das ist in den Leuten drin, dass die Bundesliga nicht mehr so viel Überraschendes liefert."
Das hält Hannovers angezählten Trainer Tayfun Korkut nicht davon ab, im Kampf gegen den Abstieg den Optimisten zu geben. "Man hat immer eine Chance, auch wenn sie minimal ist", sagte er der "Hannoverschen Allgemeinen". Und: "Wir müssen alles dafür tun, um die Chance zu vergrößern." Ob das reicht? Sein Kollege Josep Guardiola jedenfalls kündigte an: "Morgen wird wieder die meiner Meinung nach beste Mannschaft spielen." Ansonsten hatte Guardiola zwar Franck Ribéry nach dem Sieg im Pokal gegen Braunschweig gerüffelt. Der Franzose hatte auf ein rustikales Foul von Benjamin Kessel reagiert und klar ersichtlich in Richtung des Verteidigers der Eintracht getreten. "So ein Spiel ist wie ein Finale, wir müssen da kontrollierter sein", hatte Guardiola direkt nach dem Spiel gesagt. Aber zwei Tage später hörte sich das schon wieder ganz anders an: "Wir brauchen diese Emotionalität von Franck. Ich will diese Aggressivität im Eins gegen Eins. Ohne seine Emotionalität kann er nicht Fußball spielen." Dabei hatte der Trainer durchaus schon das Achtelfinale in der Champions League am kommenden Mittwoch gegen Donezk im Blick: "Die Spieler sind fit. Jetzt kommt es auf die Mentalität und den Kopf an. Wenn du Leidenschaft hast, ist keiner müde."
Wie läuft die Dortmunder Aufholjagd?
Marcel Reif hat ja an diesem Wochenende frei. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass einige Fans des BVB den Kommentator des Bezahlsenders Sky in der vergangenen Woche attackiert hatten. Beim Derby gegen Schalke vor einer Woche rüttelten sie am Auto, in dem Reif vors Stadion fuhr. In Dresden beim DFB-Pokalspiel beschimpften, bespuckten und bespritzten sie ihn mit Bier. "So einen Hass habe ich noch nicht gesehen", sagte Reif. Und schob dem Dortmunder Trainer Jürgen Klopp einen Teil der Schuld zu, weil der über ihn gelästert hatte. Mittlerweile hat sich Klopp entschuldigt. Und völlig unabhängig davon wird Reif dann am übernächsten Samstag wieder nach Dortmund fahren, um dem Publikum die Fernsehbilder von der Partie gegen den 1. FC Köln zu erklären. Allerdings steht zur der Debatte, dass er das in Begleitung von Bodyguards tut. Sein Sender denkt noch drüber nach.
Ansonsten ist die Borussia auf einem guten Weg, der sie am Samstagnachmittag zum Hamburger SV führt. Vier Siegen in Serie soll ein fünfter Erfolg folgen. Auf das alle noch mehr darüber reden, dass es in dieser Saison vielleicht doch etwas wird mit dem BVB und dem Europapokal. Doch der HSV will sich wehren. "Jeder hier ist heiß auf den BVB. Jeder Spieler hat Bock. Der Trainer auch", kündigte Joe Zinnbauer an. Sein Kollege Klopp dürfte nichts anderes erwartet haben: "In den letzten Jahren haben wir dort sehr häufig völlig unnötigerweise Punkte liegen lassen. Im Heimspiel war es ja auch so. Ich glaube, Hamburg hat genug Punkte von uns bekommen. Jetzt brauchen beide Mannschaften die Punkte unbedingt. Deshalb haben wir da schon viel vor." Angreifer Pierre-Emerick Aubameyang, der beim Pokalsieg in Dresden wegen Rückenproblemen aussetzen musste, ist wieder fit. Fraglich ist allerdings der Einsatz des Nationalspielers Marco Reus. Bei ihm habe sich nach einem dynamischen Pferdekuss "der Bluterguss außergewöhnlich farbenfroh über den ganzen Oberschenkel verteilt. Das braucht Zeit. Ob es reicht, kann ich nicht absehen".
Was passiert sonst noch?
Apropos Heidel: Der Mainzer Manager fand im Interview mit der "FAZ" auch einen positiven Aspekt an der Tatsache, dass seine Mannschaft eher am unteren Ende der Tabelle steht: "Abstiegskampf ist eine Emotionalisierung der Menschen, das ist spannend." Am frühen Samstagabend ist nun die Mönchengladbacher Borussia zu Gast, die auf dem dritten Platz steht. Geht es da für den FSV schon um alles? "Es wird zu schnell von Endspielen gesprochen. Das habe ich in den vielen Abstiegskämpfen gelernt. Es gibt erst am Schluss Endspiele, wenn du wirklich im Fall einer Niederlage keine Chance mehr hast."
Folglich ist auch die Partie des FC Schalke 04 gegen die TSG Hoffenheim kein Endspiel um einen Platz im Europapokal. Aber es ist schon so, dass die Gäste im Falle eines Sieges in der Tabelle an den Gelsenkirchenern vorbeiziehen würden. Die haben ja jüngst mit 0:3 in Dortmund verloren. Was Hoffenheims Trainer Markus Gisdol nicht wirklich in den Kram passt: "Wenn Schalke ein Derby verliert, knallt es dort richtig. Die Emotionen werden wieder hoch sein. Das wird spannend für uns." Er muss es wissen, schließlich hat er einst dort unter Ralf Rangnick und Huub Stevens als Assistent des Chefs gearbeitet. Und sonst so? Verteidigt Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking vor dem Spiel beim FC Augsburg seinen Spieler André Schürrle. Der war in der Winterpause für überlieferte 32 Millionen Euro vom FC Chelsea aus London an den Mittellandkanal gekommen. Und hat seither nicht wirklich überzeugt. "Es ist ganz klar, dass er noch eine Anlaufzeit braucht. Die bekommt er auch", sagte Hecking über den Weltmeister, dem bisher kein Tor gelang. "Er versucht viel. Aber es sind auch einige unglückliche Aktionen dabei." Dennoch: "Bei ihm bin ich entspannt".
Das kann Freiburgs Christian Streich nicht immer von sich behaupten. Das Sportgericht des DFB ließ den Trainer nun 8000 Euro zahlen, weil er sich, wie es in der Begründung heißt, bei der Partie am 21. Februar "unsportlich gegenüber den Hoffenheimer Offiziellen" geäußert habe. Was genau Streich nach dem Platzverweis seines Innenverteidigers Marc Torrejon gesagt haben soll, weiß die "Bild"-Zeitung zu berichten: "Ihr Schweine! Jetzt habt ihr es endlich geschafft, ihr Schweine." Wichtiger dürfte für es für den Tabellenvorletzten aus Freiburg allerdings sein, das Spiel gegen den SV Werder zu gewinnen. Die Bremer, das sind die, die am Mittwoch beim Drittligisten Arminia Bielefeld aus dem DFB-Pokal ausgeschieden sind.
Wo wird’s brisant?
Das die Lage beim 1. FC Köln durchaus ernst ist, lässt sich leicht daran erkennen, dass Manager Jörg Schmadtke vor dem Spiel gegen die Frankfurter Eintracht zur Ruhe mahnt. "Du darfst von außen nichts an dich heranlassen. Dass Verunsicherung in den Klub reinkriecht, darf uns nicht passieren", sagte er dem "Kicker". Aber er macht ihm doch Sorgen, dass der Effzeh von bisher elf Heimspielen erst eine einzige Partie gewonnen hat. Diese Bilanz sei " mäßig bis schlecht". Aber wie gesagt, Ruhe ist das oberste Gebot: "Wir waren immer auf Tuchfühlung und haben uns nie vom Abstiegskampf verabschiedet. In der Winterpause waren es zwei Punkte bis zum Relegationsplatz, die sind es jetzt immer noch. Ich verstehe diese Rechnungen nicht." Und dann räumt auch Schmadtke ein: "Ich habe unabhängig vom realen Tabellenstand den Eindruck, dass für das Umfeld ein Sieg gegen Frankfurt enorm wichtig wäre, um wieder mehr Zuversicht zu schaffen." Dagegen scheint die Stimmung bei der Eintracht geradezu frohgemut. Davon, dass die Frankfurter als idealer Aufbaugegner für schlingernde Klubs gilt, will zumindest Manager Bruno Hübner nichts wissen, wie er der "Frankfurter Rundschau" sagte. Zwar sei eine Niederlage in Köln "eigentlich typisch für Eintracht Frankfurt", aber man könne es auch so sehen: "Die Spieler sind sich darüber bewusst, dass wir vorne angreifen können, wenn wir da gewinnen. Das ist eine einmalige Chance, jetzt nachzulegen und dranzubleiben."
Für welchen Trainer wird's eng?
Es gilt mittlerweile als ausgemachte Sache, dass Huub Stevens keine große Zukunft mehr als Trainer des VfB Stuttgart hat. Die Frage ist nur, wann er geht. Oder besser: gehen muss. Schon bald, wenn er heute mit seiner Mannschaft das Spiel gegen die Berliner Hertha verliert? Oder erst im Sommer? Angeblich steht nämlich der frühere Leipziger Alexander Zorniger schon als Nachfolger beim Tabellenletzten bereit.
Seit sieben Partien haben die Stuttgarter nicht gewonnen, der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz liegt bei fünf Zählern. "Nur die Punkte zählen", sagt Sportvorstand Robin Dutt. Das weiß auch Stevens. Und reagiert gereizt auf die Spekulationen um seine Entlassung. "Ich habe in der letzten Woche schon gesagt, dass ich nicht das erste Mal in der Bundesliga arbeite und das Geschäft kenne. Es war früher auch schon so, dass sich bestimmte Leute geäußert haben, der Verein hat gut darauf reagiert." Ansonsten gelte: "Wir konzentrieren uns auf das, was wichtig ist, das ist die Vorbereitung auf das Spiel." Derweil versucht in Hannover vor dem Spiel gegen die Bayern der Präsident, die Gemüter zu beschwichtigen: "Es ist nicht eng. Wir haben keine Trainerdiskussion", sagt Martin Kind. Da ist der, der zuvor über Tayfun Korkut gesagt hatte: "Ich schätze Herrn Korkut sehr. Aber für uns als Verein geht es darum, seine Arbeit und die Ergebnisse seiner Arbeit zu beurteilen. Darüber haben wir noch kein abschließendes Urteil gefällt. Aber es ist nicht die erfolgreichste Arbeit."
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Glaub' mir eins: In meiner aktiven Karriere hatte ich eher ein Beruhigungsmittel nötig und kein Doping." Stuttgarts Trainer Huub Stevens versucht's mit Humor. Der Verein sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre Anabolika für seine Spieler bestellt zu haben.
Quelle: ntv.de