Apple-Chef kündigt "Unglaubliches" an Cook redet viel und sagt nichts
30.05.2012, 09:45 Uhr
Apple-Chef Tim Cook ist ein talentierter Geheimniskrämer.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Apple-Chef Tim Cook gibt ein ausführliches Interview, in dem er "unglaubliche Dinge" ankündigt, aber in bester Firmentradition nicht mal andeutet, wie sie aussehen oder wann sie vorgestellt werden könnten. Nur in zwei Punkten wird er konkret: Die Sprachsteuerung "Siri" und die Integration von Facebook sollen verbessert werden.
Apple-Chef Tim Cook weiß, was sich in seiner Position gehört. Auf dem vom Wall Street Journal veranstalteten Branchentreff "D: All Things Digital Conference" schürte er die Vorfreude auf neue Geräte des weltgrößten Technologiekonzerns. Sein Unternehmen bereite die Veröffentlichung "unglaublicher" neuer Produkte vor, sagte Cook in einem Interview. Mehr wollte er nicht verraten und damit auch nicht, ob ein kleineres iPhone entwickelt wird oder ein Apple-Fernseher. Stattdessen gelobte er, "doppelt so stark" auf die Geheimniskrämerei um künftige Apparate zu achten.
"Wir stehen voll im Saft"
Cook, der zum ersten Mal an der Konferenz teilnahm, nachdem er im August das Amt vom verstorbenen Steve Jobs geerbt hatte, will dessen Werk fortführen. Apple werde die Innovationen weiter vorantreiben. "Wir stehen voll im Saft, und einige unglaubliche Dinge werden kommen", verkündete er.
Der 51-jährige Manager gab gleichzeitig die seltene Gelegenheit, die Unterschiede seiner Amtsführung im Vergleich zu seinem Über-Vorgänger zu erahnen. Dessen Erbe beinhaltete eine Unternehmenskultur, die Geheimhaltung in allen Bereichen wertschätzte.
Cook versprach, künftig transparenter in sozialen Fragen sein zu wollen. Dazu zählt er auch die Arbeitsbedingungen in China, wo das Verhalten von Apple starke Aufmerksamkeit erfährt. Der Konzernchef will in Zukunft mehr Teile in den USA herstellen lassen. Er verwies auf den Prozessor und die Glasfassung des iPhones, die schon jetzt dort produziert werden und sagte: "Wir werden so viele davon so machen, wie wir können." Im Vergleich zu Jobs verwende er weniger Zeit auf Designfragen und Marketingthemen, sagte Cook. Der Apple-Gründer hatte sich in seiner Zeit den Ruf erworben, besondere Leidenschaft selbst für Detailfragen in diesen Gebieten aufzubringen.
iTV eine Frage der Kontrolle
Nur wenig sagte er zu dem Thema, bei dem die Fachwelt auf glühenden Kohlen zu sitzen scheint: Ob Apple plant, ein Fernsehgerät anzubieten beziehungsweise eine neue Art des Fernsehens entwickeln zu wollen. Wie schon bei früheren Gelegenheiten wehrte Cook die Frage unter Verweis auf die schon existierende TV-Box ab, die es für 99 US-Dollar zu kaufen gibt. Er bezeichnete das Gerät, das immer noch eher ein Nischenprodukt ist, als "einen Bereich von intensivem Interesse für uns".
Man werde dort weitermachen und "sehen, wohin es uns führt", sagte er lediglich. Apple prüfe bei der Frage einer eventuellen weitergehenden Beschäftigung, ob das Unternehmen "die Schlüsseltechnologie kontrollieren" könne. Wie weit man damit in Cupertino ist, sagte er nicht.
iPad mini ist möglich
Ein Angebot unterschiedlich großer iPhones und iPads schloss Cook nicht aus. "Es gibt keine Regel oder Anweisung, dass es jeweils nur eine geben muss. Wenn wir herausfinden, dass wir mehrere machen können, ist das großartig." Eine Priorität benannte er klar. Siri, der Assistent zur Spracheingabe beim aktuellen iPhone-Modell, soll nach der Kritik an Funktionsmängeln verbessert werden. "Es gibt mehr, was Siri tun kann. Ich denke, Ihr werdet wirklich entzückt sein, was Ihr in den nächsten Monaten erleben werdet", kündigte er Fortschritte an.
Cook riet dem Publikum auch, "dranzubleiben" in der Frage, wie sich Apple mit Facebook zusammentun konnte. Bislang ist das soziale Netzwerk ins iPhone noch wenig sinnvoll eingebunden. Die Beziehung zwischen den Riesen ist Gegenstand des Gespötts im Silicon Valley, vor allem, da Apple eine solche Zusammenarbeit mit dem Kurznachrichtendienst Twitter schon besiegelt hat. "Ich denke, wir können mehr mit ihnen machen", sagte Cook mit Blick auf Facebook.
Die anhaltenden Patentstreitigkeiten mit Samsung und anderen Smartphone-Herstellern sind für den Apple-Chef nach eigener Aussage Grund für Frust. Den Standpunkt seines Unternehmens verteidigte er, indem er auf die Schutzbedürftigkeit der eigenen kreativen Arbeit hinwies. Die Klagen der anderen Unternehmen sind in seinen Augen dagegen ungerecht, wenn sie Apple die Verletzung von Patenten vorwerfen, die für die Produktion von Telefonen nach industrieüblichen Standards notwendig seien.
Normalerweise gewährten Inhaber von so genannten Standardpatenten eine Lizenz dafür unter fairen, vernünftigen und nicht diskriminierenden Bedingungen. "Es gibt da einiges, was einen schier verrückt macht", klagte Cook.
Quelle: ntv.de, DJ