"Ansammlung von Slums" Ärger in Rio über Google Maps
27.04.2011, 16:13 UhrDie berüchtigten Favelas machen knapp vier Prozent des Stadtgebiets von Rio de Janeiro aus. Doch wer sich die Stadt bei Google Maps ansieht, bekommt den Eindruck, dass halb Rio aus Slums besteht. In Rio sieht man das nicht gern.
Google hat sich in Brasilien Ärger eingehandelt. Grund ist die Google-Maps-Karte von Rio de Janeiro, bei der insbesondere die Elendsviertel der Stadt ins Auge stechen. Zoomt man nicht weiter in die Karte hinein, sind zahlreiche Favelas ausgezeichnet. Einige Touristenattraktionen sowie normale Stadtviertel sind hingegen ausgelassen worden. Rio wirke wie "eine Ansammlung von Slums", heißt es in der Zeitung "O Globo".
Das Stadtplanungsinstitut Pereira Matos wies in dem Bericht darauf hin, dass die Favelas nur 3,8 Prozent des gesamten Stadtgebiets einnähmen. Der Google-Stadtplan vermittle hingegen einen anderen Eindruck. Selbst die winzigsten Armenviertel seien in der Karte eingezeichnet. Auf jeden, der die Stadt nicht kenne, müsse das abschreckend wirken, zitiert das Blatt einen Einwohner von Humaità, einem Gebiet, das bei Google Maps so wirkt, als bestünde es zum Großteil aus Favelas.
Google verspricht Abhilfe
"Google hatte nie vor, Rio zu diffamieren", reagierte der Pressechef von Google in Brasilien, Felix Ximenes, im Interview mit "O Globo" auf die Kritik. Die beanstandeten Markierungen der Favelas von Rio de Janeiro würden innerhalb der nächsten sechs bis zwölf Monate verändert. Die Namen normaler Viertel sollten dann mehr ins Auge stechen als die der Slums.
Etwa ein Drittel der sechs Millionen Einwohner von Rio de Janeiro lebt in Favelas. Die Armenviertel werden wegen der dort verbreiteten Kriminalität und Gewalt von anderen Bewohnern der Stadt oftmals gemieden. 2014 werden in der Metropole Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen, 2016 richtet Rio de Janeiro die Olympischen Sommerspiele aus. Die Stadt hat daher derzeit ein besonderes Interesse an einem makellosen Image.
Quelle: ntv.de, ino/AFP