Technik

Angriff auf Google Cloud-Version von Office

Bisher konzentriert sich Microsoft auf Software-Produkte, die individuell auf einzelnen Computer installiert sind. Mit Office 365 gibt es einen Strategiewechsel.

Bisher konzentriert sich Microsoft auf Software-Produkte, die individuell auf einzelnen Computer installiert sind. Mit Office 365 gibt es einen Strategiewechsel.

(Foto: REUTERS)

Cloud Computing ist derzeit "in" in der IT-Branche. Auch der Windows-Riese Microsoft, der bisher lokal installierte Software propagierte, ist unterwegs in Richtung Internet-Wolke. Jetzt gibt es den wichtigsten Gewinnbringer Office aus dem Netz - und das bedeutet: mehr Kunden, weniger Gewinn.

Microsoft unternimmt seinen größten Schritt in die Welt der Internet-Dienste. Firmenchef Steve Ballmer stellte eine Cloud-Version der Bürosoftware Office vor, die bislang einen Grundpfeiler des Microsoft-Erfolgs darstellt. Mit dem neuen Office 365 können Kunden auf ihre E-Mail-Kontakte, Word-Dokumente, Excel-Tabellen und Präsentationen überall in der Welt zugreifen, wo es Zugang zum Internet gibt. Der weltgrößte Softwarekonzern will damit insbesondere den Rivalen Google angreifen, der nach eigenen Angaben bereits 40 Millionen Nutzer seiner entsprechenden Cloud-Dienste hat.

Aktien im Plus

Microsoft-Aktien schlossen im Plus. Sie hatten schon am Vortag von der bevorstehenden Einführung profitiert und mit einem Plus von 3,7 Prozent geschlossen.

Der Begriff "Cloud" leitet sich von der Gewohnheit der Informatiker ab, in Diagrammen das Internet als Wolke darzustellen. Bei derartigen Diensten sind die Daten nicht auf dem eigenen Rechner gespeichert, sondern auf Servern in Datenzentren. Der Anbieter übernimmt dabei in der Regel viele der Aufgaben, die sonst bei einem PC-basierten Programm anfallen wie Updates oder Backups.

Google bleibt gelassen

Ballmer argumentierte bei der Vorstellung von Office 365 in New York mit Einsparungen für den Kunden und auch mit dem Umweltschutz. Nach einem Probebetrieb gehe beispielsweise ein Kunde davon aus, "Reisekosten sparen und den Kohlendioxid-Ausstoß um 30 Prozent senken zu können", sagte er. Dabei werde davon ausgegangen, dass 60 Server stillgelegt würden. Unternehmenskunden können seit Jahren einzelne Office-Programme in der virtuellen Welt ansiedeln.

Bisher konzentriert sich Microsoft auf Software-Produkte, die individuell auf einzelnen Computer installiert sind. Mit Office laufen die Geschäfte für Microsoft weiterhin prächtig - allein im abgelaufenen Quartal waren es mehr als drei Milliarden Dollar. Nach Informationen der Marktforschungsfirma comScore nutzen weltweit 750 Millionen Menschen das Programmpaket in irgendeiner Form.

Mehr Kunden, weniger Gewinn

Mit der Online-Version fährt der Konzern nun eine andere Strategie. Er strebt niedrige Gewinnmargen, dafür aber eine noch größere Kundenbasis an. Der Grundsätzlich E-Mail-Dienst soll nach der Ankündigung 2 Dollar pro Benutzer und Monat kosten und dann bis zu 27 Dollar für fortgeschrittene Funktionen.

Bei Google liegt der Preis dagegen bei 50 Dollar je Benutzer und Jahr. Der Internet-Konzern zeigt sich zuversichtlich, den Angriff von Microsoft abwehren zu können. "Verglichen mit dem, was sie bislang gemacht haben, können sie sich nur verbessern", sagte vor einigen Tagen Dave Girouard, bei Google für die weltweite Business-Sparte zuständig. "Nach unserer Ansicht sind wir ihnen Jahre voraus, was den Aufbau einer lebensfähigen Cloud-Lösung angeht, die einfach nur funktioniert."

Derzeit versuchen alle Größen der Technologiebranche einen Fuß in den rasant wachsenden Markt für internetbasierte Dienste zu bekommen. So hat Apple jüngst eine Cloud-Anbindung seiner iTunes-Musiksoftware und weitere Internet-Dienste angekündigt.

Quelle: ntv.de, rts

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