G-8 Digitale Kluft überwinden
17.07.2001, 12:08 UhrDer 22-jährige Alex Njau arbeitet in einem Cybercafe in Nairobi. Er verdient sein Geld mit der Erstellung von Web-Seiten. Während die meisten seiner Landsleute keine Arbeit haben und von umgerechnet einer Mark am Tag leben müssen, hat Njau gleich drei Arbeitgeber. Ohne sein Computerwissen, sagt er, "wäre das Leben echt hart".
Dank der Internetverbindung überwindet Njau die so genannte digitale Kluft, die zwischen den mit Computerkenntnissen ausgestatten Reichen und der Masse der Armen klafft. Njau verdankt sein Wissen der African Virtual University (Afrikanische Virtuelle Universität) aus der US-Hauptstadt Washington, die ihre Kurse in 15 afrikanische Länder sendet.
G-8-Treffen: Überbrückung der digitalen Kluft
Die Führer der sieben führenden Industriestaaten und Russlands (G-8) kommen am Freitag in Genua zusammen und beraten darüber, wie sich der Erfolg des Programmierers aus Kenia am besten milliardenfach wiederholen lässt.
Auch wenn die G-8-Führer einen Aktionsplan zur Überbrückung der digitalen Kluft verabschieden werden, unstrittig ist dieses Thema keineswegs. Denn es geht dabei um mehr, als ein paar PC in die Dritte Welt zu schicken. Mehr als ein Drittel der Menschen haben keinen Strom, viele haben noch nie ein Telefon benutzt, und die meisten könnten einen Internetanbieter nur erreichen, wenn sie den Tarif für Ferngespräche bezahlen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass viele Menschen gar nicht lesen können.
Vorschläge von DOT Force umstritten
Im vergangenen Jahr wurde die Arbeitsgruppe DOT Force ins Leben gerufen, sie sollte Vorschläge zur Überwindung der digitalen Kluft erarbeiten.
Die DOT Force erklärte, die armen Länder könnten ihre Bevölkerung nicht ernähren, wenn sie sich nicht gleichzeitig für die neue Informationstechnik öffneten und Fortschritte in der Produktivität und im Lebensstandard machten. "Die globale Wirtschaft ist gnadenlos bei der Wahl der Gewinner und Verlierer", sagt Mark Malloch Brown, der Leiter des UN-Entwicklungsprogramms.
Der DOT-Force-Bericht fordert deshalb die Deregulierung der Telekommunikationsmärkte und den Aufbau billiger Kommunikationsnetze, Computerkurse für die, die lesen können, und für Analphabeten den verstärkten Einsatz von Sprachererkennungssoftware.
Proteste von Globalisierungsgegnern
Gegen die DOT Force gab es heftige Proteste von Globalisierungsgegnern. Sie verbrannten Computer und erklärten, die Armen bräuchten keinen PC, sondern etwas zu essen. Unterstützung erhielten sie dabei unter anderem von Microsoft-Gründer Bill Gates, der sagte, mit Technik, die den Menschen sauberes Wasser, Strom und medizinische Versorgung bringe, wäre ihnen mehr gedient.
Die DOT-Force-Vertreter befürchten, das ihre Vorschläge von den Globalisierungsgegnern nur als Pläne zur Förderung der Absatzchancen für die Hard- und Softwarefirmen der reichen Länder abgetan werden. Sie verweisen deshalb darauf, dass in dem Gremium arme und reiche Länder, Firmen und Hilfsorganisationen gleichberechtigt vertreten sind. Damit hätten auch diejenigen eine Stimme, die sonst nicht gehört würden.
Quelle: ntv.de