Entrüstung über Battlefield-3-Spionage EA schreckt zurück und säuselt
01.11.2011, 08:40 Uhr
Der Shooter Battlefield 3 konkurriert mit Modern Warfare 3.
(Foto: Electronic Arts)
Electronic Arts reagiert auf die massive Kritik an den Nutzungsbedingungen für Origin - eine Software, ohne die der Videospiel-Blockbuster Battlefield 3 nicht auf PC spielbar ist. "Origin ist keine Spyware", teilt EA Deutschland mit. Doch: Noch immer prüft die Software im Hintergrund auf eventuelle Raubkopien. Das könnte das Unternehmen und seinen brandneuen Shooter im Rennen mit Modern Warfare 3 einiges kosten.
Origin heißt die Software, die derzeit die Gemüter vieler PC-Spieler erregt. Die Plattform von Electronic Arts soll sicherstellen, dass etwa der neu veröffentlichte Blockbuster Battlefield 3 nicht raubkopiert wird. Mit schier unglaublichen Lizenbedingungen schreckte der Branchenriese, der etwa 4 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz erzielt, viele potenzielle Käufer ab. Beim Amazon straften Tausende Kunden den Shooter mit einer Durchschnittswertung von einem Stern ab, in den Kommentaren hagelte es Kritik.
"Vernünftige Internetsurfer kaskadieren ihre Firewalls (Soft- und Hardware), installieren Virenscanner, Rootkitjäger und Prozessverhaltensforscher, um auch das geringste Fehlverhalten ihrer Installation im Keim zu ersticken - nur um jetzt das größte Publisher-Backdoor zu installieren und das auch noch schriftlich zu akzeptieren?", fragt etwa Christian C. in den Kommentaren des Online-Versands. Über 2600 Kunden haben sich bereits in Form einer "Rezension" der PC-Version von Battlefield 3 geäußert.
"Origin ist keine Spyware"

Origin ist die eigene Download-Plattform von Electronic Arts - ein Pendant zu Steam.
(Foto: Screenshot n-tv.de)
Offenbar selbst überrascht von der Aufmerksamkeit schreckte Electronic Arts zurück, änderte kurzerhand den Lizenzvertrag und strich umstrittene Passagen. Eine davon hätte EA dazu berechtigen können, den kompletten PC des Kunden nach raubkopierter Software zu durchsuchen und die Daten darüber an "Partner" weiterzugeben – ohne Wissen des Besitzers, im Hintergrund. Diverse Videos dokumentieren, wie sogar schon vor der Installation Daten übertragen wurden.
Electronic Arts säuselt in einer Pressemitteilung nun mit "Unklarheiten", betont die Besonnenheit im Umgang mit den Nutzerdaten und kontert die Einschätzung des Rechtsanwalts Thomas Schwenke. Der Jurist hatte Origin für das Spielemagazin "Gamestar" unter die Lupe genommen und als Spionagesoftware eingestuft. "Origin ist keine Spyware", stellte das Unternehmen lapidar fest. Die erhobenen Daten haben demnach nur mit Software von EA zu tun, würden zudem anonym erhoben und dienten dazu, "Inhalte und Software-Updates direkt auszuliefern". Andere Informationen sammle das Programm nicht.
Diese Darstellung ist jedoch falsch. Gilt die verlinkte Version der Lizenvereinbarungen, überträgt Origin noch immer Daten im Verborgenen. So heißt es in der aktualisierten Fassung: "Sie bestätigen und stimmen zu, dass die Anwendung automatisch Lizenzrechte für einige oder alle EA-Produkte prüfen kann, ohne Sie separat darüber zu benachrichtigen." Darin erwähnt Electronic Arts einen "anonymen" Geräte-Identifikationscode, der mit Hilfe von "Informationen über Ihren Computer, Ihre Hardware und Ihr Betriebssystem" erstellt wird. Der Zweck: "Lizenzrechte prüfen" und die "Anwendung aktualisieren".
"Branchenübliche Datenschutzerklärungen"
Der Geschäftsführer von EA Deutschland, Olaf Coenen, verspricht sich von den überarbeiteten Lizenbedingungen trotzdem "deutlich mehr Klarheit". Das Unternehmen bietet sogar an, mit Behörden zusammenzuarbeiten – damit sicher ist, dass Origin auch gesetzeskonform ist. Ohne einen Seitenhieb kommt die Erklärung aber nicht aus. Die Vereinbarungen entsprächen "branchenüblichen Datenschutzerklärungen, wie sie von vielen anderen populären Web Services verwendet werden", heißt es darin.
Ein Grund für die prompte Reaktion dürfte auch das brancheninterne Duell mit Activision Blizzard sein. Der Software-Vertrieb veröffentlicht Anfang kommender Woche mit Modern Warfare 3 den neuen Teil der bestverkauftesten Videospielserie aller Zeiten. Battlefield 3 sollte ihm eigentlich die Stirn bieten. Unter dem Titel "EA - es reicht!" gibt es einen Blog, der den Sturmlauf gegen die Software-Plattform dokumentiert. Die radikalste Forderung kommt aus Freiburg: In einer Online-Petition haben sich bislang über 7500 Personen für einen Verkaufsstopp von Battlefield 3 in Deutschland ausgesprochen.
Quelle: ntv.de