"Sicherheitslücken" Experten warnen vor De-Mail
21.07.2010, 13:36 UhrDie Bundesregierung plant die Einführung des elektronischen Briefs zum nächsten Jahr. Doch noch weist das Verfahren offenbar deutliche Sicherheitslücken auf. Mehrere Computerexperten und Verbandsvertreter hätten davor gewarnt, die sogenannte De-Mail wie geplant einzuführen, berichtet die "Frankfurter Rundschau". Sorge mache vor allem, dass die elektronische Post bei der Weiterleitung durch das Internet nicht durchgängig verschlüsselt sei.
"Die Sicherheitslücken sind nicht zu übersehen", sagte Thomas Lapp, Anwalt und IT-Experte der Bundesrechtsanwaltskammer der Zeitung. Auf den Servern würden die Mails aus technischen Gründen kurz entschlüsselt und sofort wieder verschlüsselt. In diesen Momenten sei es theoretisch möglich, die De-Mail zu kopieren oder zu manipulieren, wenn es - wie in der Vergangenheit schon vorgekommen - Hackern gelänge, in die Server der Anbieter einzudringen. Das System funktioniere wie ein Brief, der bis zu zweimal unterwegs geöffnet und in ein neues Kuvert gesteckt werde, sagte Lapp. "Das Versprechen, so sicher wie ein Brief zu sein, wird damit nicht eingehalten."
Die Deutsche Telekom bestätigte, dass De-Mails kurz geöffnet werden. "Im De-Mail-System werden die Mails für den Bruchteil einer Sekunde auf den Servern der Provider entschlüsselt und sofort wieder verschlüsselt und dann weitergeschickt", so Gert Metternich, Projektleiter der Telekom. Dies geschehe aber auf Servern, die staatlich überprüften Sicherheitsstandards entsprächen und abgeschottet seien. "Insofern haben wir überhaupt keine Bedenken, dass die De-Mails nicht sicher sind." In Konkurrenz zu De-Mail hatte die Deutsche Post Mitte Juli einen eigenen "E-Postbrief" vorgestellt, nachdem sie aus dem von der Bundesregierung unterstützten Projekt nach anfänglicher Mitarbeit ausgestiegen war.
Quelle: ntv.de, AFP