Echt virtuell Film mit künstlichen "Schauspielern"
11.07.2001, 16:15 UhrWelche Rechte haben virtuelle Schauspieler? Der Science-Fiction-Film "Final Fantasy - Die Mächte in Dir" arbeitet als erster mit vollständig am Computer erzeugten, lebensecht wirkenden "Schauspielern". In Hollywood hat der Streifen heftige Debatten über die Zukunft des Kinos und des Schauspielerberufes ausgelöst.
Die virtuelle Heldin wirkt wie ein Mensch aus Fleisch und Blut - nicht nur wenn sie läuft, kämpft oder sich durch die Haare streicht. Geradezu "unheimlich " fanden US-Kritiker die Blickkontakte mit ihr und den anderen "Darstellern", die im Gegensatz zu den meisten sonstigen Trickfiguren den Eindruck einer tatsächlich vorhandenen Intelligenz vermittelten. "Die Augen sind das wichtigste ", erklärte Regisseur Andy Jones
Ein Hollywood-Reporter forderte scherzhaft die Schauspielergewerkschaft SAG auf, sich nun Gedanken über die Eintreibung von Beiträgen unter den digitalen Kollegen zu machen. Er schlug "1.000 Megabit pro Monat " vor. Ansonsten aber wird das Thema erstaunlich ernsthaft diskutiert. "Ich bin sehr beunruhigt", sagte der zweifache Oscar-Preisträger Tom Hanks.
Computer-Experten weisen zwar darauf hin, dass es noch viele Jahrzehnte dauern werde, bis Produzenten auf Superstars weitgehend verzichten könnten. Doch so manchem treibt eine schon heute realistische Vorstellung Angstschweiß auf die Stirn: Nachdem das Gesicht, der Körper und charakteristische Bewegungen eines Menschen dreidimensional eingescannt sind, können Hochleistungscomputer ihn auf der Leinwand lebensecht agieren lassen - egal ob bei einem Banküberfall oder im Bett.
Die Vorreiter einer Welt, in der die Oscars möglicherweise an menschenähnliche Star-Roboter verliehen werden, haben sich gar nicht erst in Hollywood niedergelassen. Am Harbor Place, mitten in der gemütlichen Downtown von Honolulu, tüfteln hoch bezahlte Informatiker in der Filmabteilung der Videospiel-Firma Square Productions am neuen cineastischen Menschenbild. Dort entstand unter strenger Kontrolle des Spielerfinders Hironobu Sakaguchi die Kino-Version von "Final Fantasy".
Für so manchen Produzenten im letztlich profitgesteuerten Hollywood muss die Vorstellung vom Schauspieler als Cybersklaven verlockend sein: Stars aus Pixeln, die keine Gagen verlangen, nicht zickig sind und bei jeder noch so doofen Werbekampagne mitmachen.
In Deutschland läuft der nach einem beliebten Videospiel entstandene Film übrigens Ende August an.
Quelle: ntv.de