Machtkampf mit China Google beendet Zensur
23.03.2010, 02:35 UhrDer Internetriese macht seine Ankündigung wahr und beendet die Selbstzensur seines Angebots in China. Hält Peking Wort, fliegt der Konzern dafür aus dem chinesischen Markt.
Der US-Internetriese Google hat seine Selbstzensur in China beendet. "Wir haben heute die Zensur unseres Angebots auf google.cn für die allgemeine Internetsuche, die Nachrichtensuche und die Bildersuche gestoppt", teilte Google-Chefjustiziar David Drummond in einem Internet-Blog mit. Die Besucher der Website google.cn würden nun auf die Seite google.com.hk umgeleitet, in deren Ergebnissen politisch heikle Treffer nicht herausgefiltert werden. Dort stünden Angebote auf Chinesisch zur Verfügung, die sich speziell an Nutzer aus der Volksrepublik richten. Die angesteuerten Server stehen demnach in Hongkong.
Google hatte im Januar nach mutmaßlichen Hackerangriffen aus China damit gedroht, sich vom chinesischen Markt zurückzuziehen und seine chinesische Suchmaschine nicht mehr den Zensurbestimmungen der Volksrepublik zu unterwerfen. Die chinesische Regierung hatte unmissverständlich gewarnt, dass der US-Konzern mit Konsequenzen rechnen müsse, fall er seine Drohung wahrmache.
China ist kompromisslos
Drummond betonte, das Unternehmen hoffe, dass Chinas Regierung den Schritt respektieren werde. "Obwohl wir uns bewusst sind, dass sie den Zugang zu unseren Diensten jederzeit blockieren kann." Die Regierung habe in Gesprächen unmissverständlich klargemacht, dass über eine Aufgabe der Zensur-Regel nicht verhandelt werde.
Der chinesische Internet-Markt gilt als äußerst lukrativ und zukunftsträchtig. Google, mit Abstand der weltweite Marktführer bei Suchmaschinen und Internet-Werbung, hat in ihn jedoch einen schweren Stand. Das Unternehmen startete in China relativ spät und liegt deutlich hinter dem chinesischen Konkurrenten Baidu.com zurück.
Tibet ist tabu
In den vergangenen Wochen hatte es geheißen, Google wolle andere Aktivitäten in China wie sein Forschungszentrum in Peking weiterbetreiben, sei jedoch unsicher, ob die Behörden das zulassen werden.
In China herrscht eine strenge Internetzensur. Auf viele ausländische Seiten wie das Internet-Netzwerk Facebook und das Video-Portal Youtube können chinesische Nutzer nicht zugreifen. Die kommunistische Regierung verlangt von westlichen Internet-Unternehmen, dass sie zum Beispiel Informationen über Tibet oder die blutige Niederschlagung der Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 herausfiltern.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP