Internet in jedem Winkel der Welt Google schießt Satelliten ins All
02.06.2014, 15:56 Uhr
Die O3b-Satelliten wurden mit Sujus-Raketen in die Umlaufbahn befördert.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Um auch in den entlegensten Winkeln der Erde seine Dienste anbieten zu können, plant Google angeblich, eigene Internet-Satelliten ins All zu schießen. Bis zu drei Milliarden Dollar soll der US-Konzern in das Projekt stecken.
In Entwicklungsländern und vielen anderen Regionen der Erde mit schlechter Infrastruktur haben Menschen keine oder nur eine sehr schlechte Internetanbindung. Fast zwei Drittel der Weltbevölkerung sind noch offline. Die Idee, solche Gebiete per Satellit online zu bringen, ist nicht neu, wurde bisher aber nie mit letzter Konsequenz vorangetrieben. Das könnte sich jetzt ändern, denn Google ist angeblich bereit, nicht nur Millionen, sondern Milliarden in ein Satelliten-Netz zu investieren.
Das "Wall Street Journal" berichtet mit Berufung auf Insider, der Internet-Konzern plane zunächst 180 kleinere Satelliten ins All zu schießen, die in einer niedrigeren Umlaufbahn als herkömmliche Telekommunikations-Satelliten fliegen. Projektleiter soll Greg Wyler sein, der das britische Unternehmen O3b Networks gegründet hat. O3b steht für "Other 3 billion" ("Die anderen drei Milliarden), die ungefähre Zahl der Menschen, die weltweit ohne Internetzugang sind. Das Startup-Unternehmen hat im vergangenen Jahr bereits vier Satelliten mit einer russischen Sojus-Rakete vom europäischen Weltraum-Flughafen Kourou in die Umlaufbahn gebracht. Am 10. Juli soll der nächste Start erfolgen.
Die O3b-Satelliten befinden sich rund 8000 Kilometer über dem Äquator, andere geostationäre Trabanten sind fast 30.000 Kilometer weiter entfernt. Laut den FAQs des Unternehmens ermöglicht der geringe Erdabstand Übertragungszeiten von 150 Millisekunden.
Satelliten, Ballons und Drohnen
Greg Wyler soll seinen Chef-Techniker mit zu Google genommen und zwischen zehn und 20 Mitarbeiter haben. Je nachdem, wie viele Satelliten letztendlich zum Einsatz kämen, werde Google zwischen ein und drei Milliarden Dollar in das Projekt stecken, schreibt das "Wall Street Journal". Eine Google-Sprecherin wollte den Bericht nicht bestätigen, sagte lediglich, man wolle hunderte Millionen Menschen online bringen. Ob Google direkt mit O3b Networks zusammenarbeitet, lässt der Bericht offen, auf der Webseite des Unternehmens findet sich kein entsprechender Eintrag.
Um sein ambitioniertes Ziel zu erreichen, will Google nicht nur Satelliten einsetzen. Im Projekt "Loon" testet das Unternehmen Ballons, die mit speziellen Antennen ausgestattet in die Stratosphäre aufsteigen. Im April hat Google außerdem Titan Aerospace übernommen, dessen solarbetriebene Drohnen jahrelang in großen Höhen fliegen können. Das Unternehmen ist damit möglicherweise Facebook zuvorgekommen, das wenige Wochen zuvor die Organisation Internet.org gegründet hatte, die ebenfalls unter anderem mit Drohnen und Satelliten entlegene Regionen fürs Internet erschließen will.
Quelle: ntv.de, kwe