Entwicklerkonferenz in San Francisco Google stellt auf I/O Weichen
24.06.2014, 17:07 Uhr
Google wird auf seiner Entwicklerkonferenz I/O zeigen, was für das Unternehmen "the next big things" sind.
(Foto: Screenshot)
In San Francisco beginnt in Kürze Googles Entwicklerkonferenz I/O. Hardware, die gezeigt wird, ist nur Mittel zum Zweck. Es geht um "Design, Entwicklung & Verteilung" - und um ein immer größer werdendes Imperium.
Die jährliche Google I/O ist ein Fixpunkt im Google-Universum. "I/O" steht für "Input/Output", und damit meint Google nicht nur einen Fachterminus aus der Informatik, sondern die Kommunikation mit der Community. Hier werden Software-Neuerungen vorgestellt. Hier umgarnt der Konzern die App-Entwickler, die eine Smartphone-Plattform erst attraktiv für Nutzer machen. Hier werden Zukunftspläne sichtbar.

Die Thermostate der teuer gekauften Firma Nest können andere Geräte und Dienste darüber informieren, ob die Nutzer daheim sind.
(Foto: Nest Labs Inc.)
Bei der vergangenen Auflage im Mai 2013 stellte sich Google-Chef Larry Page ausgieb ig Fragen aus dem Publikum und versuchte sich auch an grundsätzlichen Statements. Er rief auf, nicht in allem einen Konkurrenzkampf zu sehen, sondern an Innovationen für eine bessere Welt zu arbeiten. Er sorgte aber auch für Verstimmung mit dem Vorschlag unregulierter Freiräume für Forschung - viele "aufregende Sachen" könne man derzeit nicht ausprobieren, weil sie illegal seien.
Seitdem hat sich Google immer weiter ausgebreitet. Der Konzern präsentierte inzwischen den Prototypen seines selbstfahrenden Autos. Gekauft wurden ein Drohnen-Entwickler und ein Hersteller von Satelliten, die sehr detailreiche Aufnahmen der Erdoberfläche machen können. Das größte Aufsehen verursachte aber die Übernahme des Thermostate- und Rauchmelder-Herstellers Nest für 3,2 Milliarden Dollar. In den USA vor allem wegen den Möglichkeiten, die sich dem Unternehmen dadurch eröffnen, in Deutschland und anderen europäischen Ländern stand die Angst vor "Big Brother im Schlafzimmer" im Vordergrund. Fakt ist, dass die Nest-Geräte Schnittstellen bekommen, um sich mit anderen Teilnehmern am "Internet der Dinge" zu vernetzen. So bietet Mercedes an, dass Autos automatisch die Ankunftszeit an die Nest-Systeme übermitteln, damit die Heizung zu Hause bei Bedarf vorsorglich aktiv wird. Lampen der Firma LIFX blinken bei Rauchalarm.
Nest will kein Teil der Google-Maschine sein
Nest-Mitbegründer Matt Rogers sagte in einem Interview, Google werde einige seiner Apps mit Nest verbinden. Sie könnten dann beispielsweise die Temperatur im Haus per Sprachbefehl über ihr Smartphone regeln oder der allwissende Assistent Google Now erledigt dies automatisch. Dies sei aber keine Voreinstellun g, Nutzer müssten sich erst anmelden. "Wir werden kein Teil der großen Google-Maschine", zitiert das "Wall Street Journal" Rogers. Gerüchte, Nest-CEO Tony Fadell würde Googles Hardware-Abteilung übernehmen, hat Apples ehemaliger "iPod-Vater" persönlich auf Twitter dementiert.
Anscheinend perfekt in das Bild von Google als Datenkrake passt, dass seine Tochter Nest den Überwachungskamera-Anbieter Dropcam übernehmen wird. Das erst 2009 gegründete Unternehmen stellt aber nicht die großen Kameras her, die an Zäunen, Fabrikeingängen oder Haltestellen angebracht sind. Dropcams sehen aus wie Videochat-Kameras, überwachen vor allem Wohnräume und übermitteln ihre Bilder auf iOS- oder Android-Geräte.
Android Wear im Mittelpunkt
"Design, Develop & Distribute" ist das Motto der I/O 2014. Was darf man sich davon erwarten? Sicher ist, dass Google in San Francisco mehrere Smartwatches mit seinem angepassten Betriebssystem Android Wear vorstellen wird. Dazu gehören die G Watch und die runde Moto 360, die LG beziehungsweise Motorola bereits auf Webseiten anpreisen. Möglicherweise zaubert auch Samsung eine weitere Gear aus dem Hut. Auf jeden Fall dürfte hier das Thema "Design" eine große Rolle spielen. Denn Google wird versuchen, Apps und andere Elemente auf allen Geräten möglichst gleich aussehen und funktionieren zu lassen.
Zwei Tage vor Beginn der I/O hat "Android Police" zwei Screenshots veröffentlicht, die aus dem nächsten großen Android-Update stammen sollen. Aber ob Google Version "L" bereits jetzt vorstellt, ist zweifelhaft. Zu wenig ist bisher bekannt und eigentlich wird es frühestens im vierten Quartal erwartet. Vielleicht gewährt Google aber ein paar Ausblicke auf das System, das "Lollipop" heißen könnte.
Fit und reif fürs Streaming
Als sehr wahrscheinlich gilt die Premiere von "Google Fit". Der Dienst wird ähnlich wie Apples Health Gesundheits- und Fitnessdaten unter einem Dach sammeln, verwalten und auswerten. Dabei liefern sicher nicht nur Googles Smartphones und Wearables Inhalte. Interessant wird sein, ob Google bereits große Partner präsentieren kann.
Vielleicht stellt Google auch "Android TV" vor, eine Streaming Box, die in einem Artikel von "The Verge" stark an Amazons "Fire TV" erinnert. So sollen Nutzer über Googles Gerät ganz einfach Filme, Serien oder Musik aus dem Play Store oder Apps von Partnern streamen können. Neben einer Fernbedienung soll es auch Controller für Spiele geben.
Sollte Google die Streaming-Box vorstellen, dürfte sie neben den Android-Wear-Uhren und ein paar neuen Glass-Modellen die einzige Hardware der I/O 2014 sein. Ein neues Nexus-Smartphone oder Tablet gilt als sehr unwahrscheinlich, auch das seit einiger Zeit durchs Internet geisternde "Nexus 9" soll erst Ende des Jahres herauskommen.
Quelle: ntv.de, kwe/dpa