Härtestes Roboter-Turnier der Welt Googles "Atlas" ist fit fürs Finale
23.01.2015, 15:31 Uhr
"Atlas" soll keine Kampfmaschine, sondern Katastrophenhelfer werden.
(Foto: DARPA)
Er sieht aus wie eine Mischung aus Terminator und Nummer 5: Googles "Atlas" ist einer der besten humanoiden Roboter der Welt. Im Finale eines fast drei Jahre lang dauernden Turniers muss sein neues Modell jetzt zeigen, dass mit ihm im Katastrophenfall zu rechnen ist.
Nicht alle Google-Projekte dienen ausschließlich friedlichen Zwecken, manche können auch militärisch eingesetzt werden. Am deutlichsten sieht man dies an Boston Dynamics, einer Roboter-Schmiede, die der Suchmaschinen-Gigant Ende 2013 geschluckt hat. Hauptkunde des Unternehmens ist das US-Militär, unter anderem die Forschungsbehörde des US-Verteidigungsministeriums Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA). Manchmal können Militärprojekte aber auch Gutes bewirken.
Reaktion auf Fukushima
Die DARPA veranstaltet nämlich auch das Roboter-Turnier DARPA Robotics Challenge (DRC), das seit Oktober 2012 stattfindet. Dabei ballern nicht etwa Terminator-ähnliche Kampfmaschinen aufeinander. Es geht darum, einen Bodenroboter zu entwickeln, der in gefährlichen und schwierigen Umgebungen in der Lage ist, komplexe Aufgaben zu erledigen. Die Idee für den Wettkampf soll durch die Fukushima-Katastrophe entstanden sein, da für die Arbeit in den zerstörten Reaktoren solche Helfer gefehlt haben und immer noch fehlen.

Hier hängt "Atlas" noch an Kabeln, im Wettkampf müssen sich die Roboter komplett frei bewegen.
(Foto: DARPA)
Für den Wettkampf stellt die DARPA Modelle ihres von Boston Dynamics entwickelten Roboters "Atlas" zur Verfügung, die die teilnehmenden Teams mit ihrer Software fit für einen Trip durch ein simuliertes Katastrophengebiet machen müssen. Für das Finale im Juni wurde "Atlas" fast komplett überarbeitet. Unter anderem kommt der Roboter jetzt gänzlich ohne lästige Stromkabel aus. Die Maschine verfügt damit im Gegensatz zum Vorgängermodell über deutlich mehr Bewegungsfreiheit. Die Gewinner des Wettkampfs erhalten 2 Millionen Dollar, die Vize-Meister eine Million, die Drittplatzierten 500.000 Dollar. Die Roboter müssen komplett kabellos arbeiten. Stürzen sie oder bleiben stecken, müssen sie sich alleine wieder aufrappeln oder befreien. Und um die Bedingungen noch etwas realistischer zu machen, unterbrechen die Veranstalter gelegentlich den Funkkontakt zwischen Mensch und Maschine.
Klettert mit Händen und Füßen
"'Atlas' ist ein in höchstem Maße mobiler menschenähnlicher Roboter, der konzipiert worden ist, um sich draußen in schwierigem Gelände zu bewegen", erklärt das zuständige Entwicklerteam von Boston Dynamics. Die Maschine sei eine der fortschrittlichsten ihrer Art weltweit. "Sie kann sich zweibeinig fortbewegen, sodass die oberen Gliedmaßen frei bleiben, um etwas anzuheben oder zu tragen. Gleichzeitig ist 'Atlas' aber auch stark und koordiniert genug, um etwa bei schwierigen Passagen mit Händen und Füßen klettern zu können." Dadurch soll der Robo-Helfer in Zukunft in der Lage sein, selbständig Rettungsmissionen auszuführen.
Die neueste Version des Roboters verfügt gleich über eine ganze Palette neuer Features und Verbesserungen. Laut Angaben von Boston Dynamics wurden gut 75 Prozent der humanoiden Maschine völlig neu entwickelt. Von den einzelnen Bauteilen selbst blieben nur die Beine des alten Modells erhalten. Der neue "Atlas" ist mit 1,88 Metern insgesamt etwas größer und mit 156,4 Kilogramm auch schwerer ausgefallen als sein Vorgänger. Auch die Handgelenke wurden deutlich verbessert, der Roboter kann jetzt beispielsweise auch Türgriffe bewegen, ohne den ganzen Arm einsetzen zu müssen.
Die wohl wichtigste Weiterentwicklung betrifft aber die Stromversorgung der Hightech-Maschine. Sie kommt nun ganz ohne Drähte und Kabel aus und bezieht die Energie für ihren hydraulischen Antrieb stattdessen aus einem Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 3,7 Kilowattstunden. Das ermöglicht dem Hersteller zufolge einen Betrieb von bis zu einer Stunden bei "gemischten Einsätzen", die Aufgaben wie Gehen, Treppensteigen oder die Verwendung von Werkzeugen beinhalten.
Quelle: ntv.de, kwe/pte