Genetik-Netzwerk Interdisziplinäres Pilotprojekt
12.01.2003, 17:29 UhrMit Hilfe von Daten aus digitalisierten Kirchenbüchern wollen Forscher aus ganz Europa die Krankheit Alzheimer erforschen. Bei dem grenzüberschreitenden Projekt wollten erstmals in der Alzheimer-Forschung Ärzte, Historiker, Informatiker, Statistiker und Epidemiologen aus sieben europäischen Ländern zusammenarbeiten, sagte Initiator Hans Klünemann in Regensburg der dpa.
Bei dem am Montag beginnenden Treffen wollen die 13 Wissenschaftler ein "Genetik-Netzwerk" gründen. "Unser Ziel ist ein Zusammenschluss mit genügend Finanzmitteln, Arbeitskraft und DNA-Proben, um auf höchstem Niveau forschen zu können", sagte der Gehirnforscher Klünemann von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Regensburg.
Mehrere hundert Familien in ganz Europa sollen bei dem Projekt untersucht werden. "Im Mittelpunkt stehen Alzheimer-Patienten und mehrere Generationen ihrer Verwandtschaft", erklärte Klünemann. Von den lebenden Angehörigen werde Blut untersucht. Im Computer würden dann die genetischen Besonderheiten herausgefiltert, die nur bei den erkrankten Angehörigen zu finden seien. "Diese Gene werden schließlich einzeln untersucht. Auf diesem Weg können die Gen-Defekte gefunden werden, die Alzheimer auslösen könnten", sagte der 38-Jährige.
Mit den digitalisierten Daten aus Kirchenbüchern sollte dann überprüft werden, ob auch Vorfahren des Patienten an Alzheimer erkrankt waren. Eine dieser "Bevölkerungsdatenbanken" werde seit einigen Jahren im Bistum Passau aufgebaut. Allein dort gebe es rund sechs Mio. Datensätze, die bis ins Jahr 1580 zurückreichten. Diese würden nach Angaben über den Geisteszustand der Vorfahren der Patienten untersucht, erklärte Klünemann.
"Dieses komplexe Forschungsvorhaben wird sich vermutlich über viele Jahre hinziehen und viel Zeit und Geld kosten", sagte der Wissenschaftler. Insgesamt rechnet Klünemann mit Kosten in Höhe von mehreren Mio. Euro.
Quelle: ntv.de