Irakischer Informationsminister Kult um el Sahhaf
15.04.2003, 14:21 UhrWochenlang hat Mohammed Said el Sahhaf die Weltöffentlichkeit amüsiert. Mit seinen treuherzig vorgetragenen Siegesmeldungen über die Alliierten im Irak-Krieg wurde der irakische Informationsminister im Westen kaum ernst genommen. Und die arabischen Fernsehzuschauer unterhielt er mit seinem reichhaltigen Vorrat an Beleidigungen.
Seit der Einnahme von Bagdad durch US-Truppen ist El Sahhaf nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Im Internet aber ist er nicht verschwunden, sondern zur Kultfigur geworden. "Wir lieben den irakischen Informationsminister", heißt nicht nur das Motto, sondern auch die endlose Adresse einer Web-Site, auf der die denkwürdigsten Aussprüche des Ministers gesammelt werden. Wegen des starken Andrangs mussten die Seiten am Wochenende für kurze Zeit vom Netz genommen werden, um sie auf einen stärkeren Server zu legen.
Angemeldet wurde die Internet-Adresse von einer Computergrafikfirma in Washington. Die Betreiber der nicht ganz ernst gemeinten Web-Site nennen ihren Helden nur mit den Initialen M.S.S. und schreiben in Klammern dazu: "currently on administration leave" - zur Zeit nicht im Dienst.
Zuletzt erschien El Sahhaf am 8. April in der Öffentlichkeit, einen Tag vor der Einnahme von Bagdad. "Diese Bösewichte werden nicht siegen", sagte er vor Journalisten.
Verärgert sind die Fans des Informationsministers darüber, dass El Sahhaf nicht auch bei einem Kartenspiel mit 55 Mitgliedern des irakischen Regimes dabei ist, das am Wochenende von den US-Streitkräften in Umlauf gebracht wurde. "Die Leute haben ihm gern beim Reden zugeschaut - was er auch immer gesagt hat", meint die Werbeberaterin Mai Hassan in Kairo. Die Web-Site beweise, dass er "ziemlich erfolgreich darin war, die Menschen zu erreichen". Für die richtigen Fans von El Sahhaf werden im Internet T-Shirts und Kaffeebecher mit dem Bild des Ministers angeboten.
Rawya Rageh, AP
Quelle: ntv.de