Samsung baut bessere Smartphones Nexus S ein Lückenbüßer?
04.04.2011, 15:41 UhrDas Nur-Android-Smartphone Nexus S ist zweifellos ein gutes Gerät. Aber wer braucht es? Samsungs Galaxy S ist im Prinzip genauso leistungsstark und sein Nachfolger mit Doppelherz steht bereits in den Startlöchern.
Wäre das Samsung Nexus S im vergangenen Herbst auf den Markt gekommen, hätte es ein Verkaufsschlager werden können. Jetzt ist es dafür vermutlich zu spät. Das liegt nicht etwa daran, dass das Google-Smartphone schlecht wäre. Nein, es ist einfach ein Produkt, dessen Nische zu klein geraten ist, um erfolgreich zu sein. Und das liegt nicht zuletzt an der Konkurrenz aus dem eigenen Stall.
Amazon bietet das Nexus S für rund 450 Euro an. Dafür bekommen Nutzer ein solides Smartphone mit Samsungs bewährtem Hummingbird-Prozessor, der mit 1 Gigahertz getaktet ist. Der Chip ist auch ohne Doppel-Kern kräftig genug, um alle Aufgaben ohne zu zucken zu erledigen. Und auch die Grafikleistung kann bisher von keinem Spiel ernsthaft auf die Probe gestellt werden. Der Arbeitsspeicher (RAM) ist mit 512 Megabyte ebenfalls noch standesgemäß.
Preiswerte Alternative: Samsung Galaxy S
Das gleiche Innenleben hat aber auch Samsungs Erfolgs-Smartphone Galaxy S, das bei Amazon inzwischen schon für rund 350 Euro zu haben ist. Und bisher wird das Gerät immer noch mit einem 4 Zoll großen Super-AMOLED-Display angeboten.
Vorgestellt wurde Ende 2010 auch das Nexus S mit Super-AMOLED-Billdschirm, aber in Deutschland und anderen europäischen Ländern hat das Google-Handy nur ein Super Clear LCD. Das ist zwar recht gut, kann aber im direkten Vergleich gegen das Super-AMOLED-Display des Samsung Galaxy S nicht bestehen. Die Farben sind blasser, der Kontrast schwächer und auch die Leuchtkraft des Super Clear LCD lässt zu wünschen übrig
Mit 140 Gramm ist das Nexus S außerdem deutlich schwerer als das 119-Gramm-Leichtgewicht Galaxy S. Auch die Wulst am unteren Teil der Rückseite ist beim Google-Spezialisten wesentlich üppiger. Das Nexus S misst 125 x 63 x 11,5 Millimeter, das Galaxy S 122 x 64 x 9,9 Millimeter. Trotz seiner XXXL-Maße liegt das Android-Flaggschiff aber extrem angenehm in der Hand und der leicht nach innen gewölbte Bildschirm fühlt sich gut am Ohr an.
Beide Samsung-Geräte sind sehr gut verarbeitet. Obwohl der Akku-Deckel aus Plastik ist, wirken sie auch nicht billig. Samsung hätte dem Nexus S aber ruhig eine Abdeckung für den Micro-USB-Eingang gönnen können. Gewöhnungsbedürftig ist auch, dass die Klinkenbuchse für den Ohrhörer an der Unterseite sitzt.
Da fehlt was
Wie das Galaxy S hat das Nexus S eine VGA-Frontkamera für Videotelefonie. Auf der Rückseite haben beide 5-Megapixel-Kameras, die Fotos mit 2560 x 1920 Pixel machen. Das Nexus S hat zwar ein Fotolicht, das beim Galaxy S fehlt, nimmt aber Videos nur mit kümmerlichen 720 x 480 Pixeln auf. Das ältere Modell bietet eine HD-Auflösung mit 1280 x 720 Pixel.
Ein weiteres Manko des Nexus S ist der fehlende SD-Karten-Steckplatz. 16 Gigabyte sind zwar nicht unbedingt wenig, aber MP3-Songs und Videos können die interne SD-Karte des Telefons doch sehr schnell an seine Grenzen bringen. Was Google sich dabei gedacht hat, ist schleierhaft.
Eine Besonderheit des Nexus S ist der Chip für Near Field Communication (NFC). Damit kann das Handy über kurze Distanzen ohne Berührung Daten austauschen. Künftig soll damit vor allem eine sichere Bezahlung ohne Kredit- oder Bankkarte möglich sein. Die Betonung liegt auf "künftig". Denn zur Zeit spielt NFC praktisch keine Rolle.
Flotter Purist

E-Mails lassen sich auf der Gingerbread-Tastatur des Nexus S sehr gut schreiben. Das liegt auch am sehr präzise reagierenden Touchscreen.
(Foto: kwe)
Was bleibt, ist Android 2.3 ("Gingherbread") und die Gewissheit, dass auch die kommenden Aktualisierungen des Google-Betriebssystem schnell aufs Nexus S kommen. Das Fehlen einer aufgesetzten Benutzeroberfläche lässt das Nexus S nicht nur sehr fix hochfahren, sondern macht die Bedienung des Smartphones insgesamt sehr flüssig. Hier kann das Galaxy S nicht mithalten - schon gar nicht beim Start.
Gingerbread steht zwar auch in Kürze für das Galaxy S (inoffiziell kann es bereits installiert werden) bereit, ob Samsung weitere Updates für das Telefon veröffentlichen wird, steht aber in den Sternen. Und selbst wenn es sie gibt, werden Nutzer sehr lange darauf warten müssen.
Das Nexus S ist also vor allem für Nutzer interessant, die immer das aktuellste Betriebssystem haben möchten. Sparfüchse sollten dagegen eher zum Galaxy S greifen, was für deutlich weniger Geld fast die gleiche Performance und das bessere Display bietet.
Neue Galaxy-Klasse läuft aus
Technikbegeisterte dürften ein Auge auf das Samsung Galaxy S II geworfen haben, dass Amazon ab dem 2. Mai für rund 575 Euro anbietet. Es hat im ultraflachen Gehäuse mit 4,3 Zoll großen Superm AMOLED-Plus-Bildschirm unter anderem einen Doppelkernprozessor und eine 8-Megapixel-Kamera stecken. Aber auch andere Android-Hersteller graben dem Nexus S mit Dual-Core-Smartphones das Wasser ab. Das LG Optimus Speed ist gerade in den deutschen Handel gekommen und kostet bei Amazon rund 460 Euro.
Sollte das Nexus S nicht bald deutlich günstiger angeboten werden, wird es vermutlich wie sein Vorgänger ein Flop auf hohem Niveau. Samsung hat aber wahrscheinlich kein Interesse, den Stapellauf seines neuen Flaggschiffs Galaxy S II durch ein günstiges Nexus S zu verderben. Es sieht daher für das Nexus S nicht gut aus. Schade, dass es offenbar keinen Android-Puristen geben kann, der auf dem neuesten Stand der Technik veröffentlicht wird.
Quelle: ntv.de