Facebooks neue AGB Noch mehr Daten für Werbekunden
26.01.2015, 13:36 UhrWas vor Monaten angekündigt wurde, wird Ende der Woche Realität: Facebook ändert seine Nutzungsbedingungen. Die Mitglieder werden künftig zwangsläufig mehr von sich preisgeben. Dafür bekommen sie aber auch mehr Kontrolle.

Wer sich ab dem 30. Januar bei Facebook einloggt, stimmt den neuen AGB automatisch zu.
(Foto: imago stock&people)
Am Freitag treten die neuen Nutzungsbedingungen von Facebook in Kraft. Widerspruchs-Bildchen auf der eigenen Pinnwand sind gut gemeint, ändern aber nichts. Wer sich nach dem 30. Januar in dem sozialen Internetnetzwerk einloggt, stimmt den Klauseln automatisch zu. Im Bundesjustizministerium stößt dieses "Ganz oder gar nicht"-Vorgehen auf Kritik. Die Nutzer müssten selbst entscheiden können, ob die neuen Regeln aktiviert werden sollten, sagte der Parlamentarische Staatssekretär Ulrich Kelber dem "Tagesspiegel". Per Voreinstellung sollten die Funktionen auf "aus" gestellt sein.
Facebook hatte die Änderungen im November angekündigt, eigentlich sollten sie bereits ab dem 1. Januar gelten. Nach der Kritik von Datenschützern geht es nun erst einen Monat später los. Die Neuregelung bringt den Nutzern individuellere Werbung, dafür müssen sie mehr Daten liefern. Gleichzeitig sollen sie mehr Transparenz und Kontrolle bekommen.
Was ändert sich bei Facebook?
Die Änderungen betreffen die Nutzungsbedingungen, die Datenrichtlinie und die sogenannte Cookies-Richtlinie. Sie sollen verständlicher werden und neuen Funktionen Rechnung tragen. So wird die Datenrichtlinie kürzer und präziser, weil Facebook wichtige Aspekte zu den Konto-Einstellungen in den Leitfaden "Grundlagen zum Datenschutz" verschoben hat. Hier kann man beispielsweise einstellen, wer welche Postings sehen darf. Außerdem erfährt man unter anderem, wie man Nutzer blockiert oder wie man Markierungen von Fotos entfernt. Das ist alles nicht neu, aber übersichtlicher dargestellt.
Daneben ermöglichen die Änderungen aber auch neue Funktionen. Seit einigen Monaten experimentiert Facebook beispielsweise mit einem "Kaufen"-Button. Über die Schaltfläche kann man Produkte in anderen Shops erwerben, ohne Facebook zu verlassen. In Deutschland ist das aber noch Zukunftsmusik. Außerdem will Facebook langfristig auch Geodaten stärker nutzen. Das bedeutet beispielsweise, dass bevorzugt Infomationen von Freunden aus den Nähe angezeigt werden.
Wie werden die Werbeanzeigen auf meinem Facebook-Profil künftig ausgewählt?
Facebook weiß eine Menge über seine Nutzer. Einige wichtige Details liefert man schon mit den Profildaten. Weitere Hinweise geben die Aktivitäten auf der Plattform, etwa die "Gefällt mir"-Angaben für einzelne Seiten. Künftig erschließt sich Facebook die Interessen auch darüber, welche Apps ein Mitglied nutzt und welche Internetseiten es außerhalb von Facebook besucht. Werbung solle für den Nutzer "relevant und interessant" sein, argumentiert Facebook. "Vor diesem Hintergrund verwenden wir sämtliche Informationen, die wir über dich haben, um dir relevante Werbeanzeigen anzuzeigen."
Wie funktioniert das?
Wer im Internet nach Angeboten für seinen nächsten Urlaub sucht, könnte bei seinem nächsten Facebook-Besuch auf seinem Profil Werbung für Reisen angezeigt bekommen. Bestellt jemand online eine Stereoanlage, werden ihm auf Facebook höchstwahrscheinlich Anzeigen für Lautsprecher oder anderes Zubehör eingeblendet. Technisch ist das durch Cookies möglich. Die kann man zwar ausstellen, geht damit aber das Risiko ein, dass Internetseiten nicht so angezeigt werden oder funktionieren, wie sie eigentlich sollten.
Gibt Facebook meine Daten an Werbetreibende weiter?
Natürlich teilt Facebook mit seinen Werbepartnern Informationen über seine Nutzer. Dabei geht es beispielsweise um die Reichweite und den Erfolg einer Werbung. Diese Angaben enthalten laut Facebook aber keine Informationen, die es erlauben, jemanden persönlich zu identifizieren. Der Name oder gar die E-Mail-Adresse werden nicht ohne Zustimmung weitergegeben.
Wie kann ich beeinflussen, welche Werbung mir angezeigt wird?
Facebook führt eine Funktion ein, mit der Nutzer mehr Kontrolle über die angezeigte Werbung bekommen sollen. Über ein Symbol oben rechts an einer Annonce kann sich der Nutzer anzeigen lassen, warum diese Anzeige für ihn ausgewählt wurde und welchen Zielgruppen er zugeordnet wurde. Diese kann er dann ändern. Trotzdem kann eine eigentlich abgeschaltete Werbung noch einmal erscheinen, wenn das Unternehmen sie noch einmal für eine andere Zielgruppe geschaltet hat - und diese im Werbeprofil noch aktiviert ist. Auf die Anzahl der Werbeanzeigen hat der Nutzer ohnehin keinen Einfluss.
Kann ich die Werbung ausschalten?
Das ist grundsätzlich möglich, aber nicht über Facebook selbst. Facebook verweist unter anderem auf die Plattformen aboutads.info/choices und youronlinechoices.com/de/praferenzmanagement. Sie umfassen mehrere Anbieter, die wie Facebook Werbung auf Grundlage der Internetnutzung erstellen - darunter auch Amazon, Google und Yahoo. Hier kann man sehen, welche Unternehmen bereits nutzungsbasierte Online-Werbung anbieten. Bei einer Deaktivierung bekommt man zwar weiter Werbung angezeigt, sie basiert aber nicht mehr auf vermeintlichen Interessen, die aus dem Surfverhalten abgeleitet wurden.
Was ist mit anderen Anwendungen?
Der Whatsapp-Messenger und die Foto-Community Instagram gehören zwar zu Facebook. Sie sind bislang aber werbefrei. Von den aktualisierten Nutzungsbedingungen sind sie nicht betroffen.
Quelle: ntv.de, ino/AFP