Technik

Exklusive Kindle-Edition Pädophilen-Ratgeber bei Amazon

In den USA verkauft Amazon für seinen e-Book-Reader Kindle einen Pädophilen-Ratgeber. Der Online-Buchhändler verteidigt das Angebot mit dem Recht auf Meinungsfreiheit. Nachdem Medien darüber berichten, stürmt das Machwerk in die Top 100 der Kindle-Bücher und wird schließlich aus dem Katalog entfernt.

eBook-Reader wie der Kindle ermöglichen es, Bücher anonym zu kaufen.

eBook-Reader wie der Kindle ermöglichen es, Bücher anonym zu kaufen.

(Foto: dpa)

"Der Pädophilen-Leitfaden zu Liebe und Vergnügen" heißt ein eBook, das Amazon in den USA für seinen Reader Kindle verkauft. Verkauft hat, muss es genauer heißen. Denn inzwischen hat Amazon das Machwerk mit Anleitungen für den Sex mit Kindern aus seinem Shop entfernt. Trotzdem wird in den USA über den "Fall Amazon" weiter heftig diskutiert.

Denn zunächst war der Pädophilen-Ratgeber bei Kindle-Nutzern noch höchst unbekannt. Erst als "TechCrunch" und andere Medien darüber berichten, nehmen die Downloads rapide zu und das Buch stürmt auf Platz 65 der Kindle-Charts.

Nutzer sind schockiert, rufen zum Boykott von Amazon auf. Der Internet-Buchändler reagiert zunächst gelassen, beruft sich in einer Stellungnahme gegenüber TechCrunch auf die Meinungsfreiheit. Ein Buch nicht zu verkaufen, weil man der Meinung ist, es sei anstößig, wäre Zensur, teilt Amazon mit. Hass oder strafbare Handlungen wolle man keinesfalls unterstützen. Jeder habe aber das Recht, sich seine eigene Meinung zu bilden. Letztendlich knickte Amazon aber doch ein und nahm das eBook aus seinem Kindle-Angebot.

Soll, darf oder muss man darüber berichten?

Damit könnte die unappetitliche Geschichte eigentlich zu Ende sein. Doch jetzt wird in den USA darüber gestritten, ob es richtig war, über das Pädophilen-Buch zu berichten. Die eine Gruppe argumentiert, dass das Machwerk überhaupt erst durch die Berichterstattung bekannt geworden sei. Dieser Standpunkt wird durch ein Interview des Buchautors bestätigt, in dem er behauptet, vor dem Medienwirbel lediglich ein Exemplar verkauft zu haben.

TechCrunch-Autor Paul Carr hält entgegen, dass es dadurch die Berichterstattung keinen Pädophilen mehr oder weniger gebe. Carr hält auch die "Zensur" des Buches aus dem gleichen Grund für wenig sinnvoll. Im Übrigen habe Amazons Entscheidung, den Ratgeber aus seinem Shop zu werfen nichts mit Zensur zu tun. Das Unternehmen habe lediglich die rationale Entscheidung getroffen, dass ein geschäftsschädigender Boykott abgewendet werden muss.

Quelle: ntv.de, kwe

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