Technik

Richterin verliert die Fassung Samsung läuft die Zeit weg

Die Samsung-Anwälte im kalifornischen Patentprozess gegen Apple hätten vielleicht etwas häufiger auf die Uhr schauen müssen. Sie haben kaum noch Zeit und müssen im letzten Akt des Verfahrens die Bühne vor den Geschworenen der Gegenseite überlassen. Derweil zeichnet sich an anderer Stelle ab, dass Apple, Google und Co. des Patentkriegs müde sind.

Gerichtszeichnung von der Prozesseröffnung am 31. Juli. Die Anwälte der beiden Seiten hatten jeweils 25 Stunden Redezeit.

Gerichtszeichnung von der Prozesseröffnung am 31. Juli. Die Anwälte der beiden Seiten hatten jeweils 25 Stunden Redezeit.

(Foto: Reuters)

Apple wird in dem Patentprozess gegen Samsung in Kalifornien weitgehend freie Hand auf der Zielgeraden haben: Die Anwälte der Südkoreaner haben fast ihr gesamtes Zeitbudget verbraucht. Von den jeweils 25 Stunden, die Richterin Lucy Koh den beiden Seiten zu Beginn eingeräumt hatte, blieb Samsung nach der Verhandlung am Donnerstag nur noch eine gute Dreiviertelstunde übrig. Apple verfügt dagegen noch über ein Zeitbudget von fast vier Stunden, um weitere Zeugen aufzurufen und sie vor den Geschworenen fast ohne Gegenwehr von Samsung zu befragen.

Richterin Koh zeigte laut US-Medienberichten wenig Mitleid mit der Lage von Samsungs Anwälten: Sie hätten schließlich selbst entschieden, einen großen Teil ihrer Zeit für Kreuzverhöre der von Apple aufgerufenen Zeugen zu nutzen. Auch die Apple-Anwälte schafften es gestern allerdings, die zunehmend genervte Richterin aus der Fassung zu bringen. Sie legten eine Liste mit rund 20 Zeugen vor, die Apple noch aufrufen will. Koh spottete daraufhin, sie könnten nur glauben, das Programm in der verbleibenden Zeit noch schaffen zu können, wenn sie die Droge Crack rauchten. Ein Anwalt entgegnete, die Auftritte seien durchgerechnet - und tatsächlich hielt Apple die Zeugenbefragungen kurz.

Samsung legte am Donnerstag erste Schadenersatzforderungen von mehr als 400 Millionen Dollar gegen Apple vor. Bisher hatte nur der US-Konzern Anspruch auf mehr als 2,5 Milliarden Dollar von Samsung erhoben.

Apple wirft Samsung vor, Design und Software-Elemente von iPhone und iPad kopiert zu haben. Samsung behauptet im Gegenzug, der US-Konkurrent habe eigentlich nichts Neues erfunden und bezichtigt Apple zugleich, mehrere technische Patente zu verletzen. Der Prozess im kalifornischen San Jose ist der bisherige Höhepunkt des auch in Deutschland ausgetragenen Streits.

Keine Bieterschlacht bei Kodak

Unterdessen gibt es Anzeichen dafür, dass Apple das Patentkriegs-Schlachtfeld nicht noch weiter ausweiten möchten: Das erwartete Bietergefecht mit Google um Patente des insolventen Foto-Pioniers Kodak könnte ausbleiben. Die beiden Technik-Riesen haben sich nach Informationen des "Wall Street Journal" zu einem Bieterbündnis zusammengefunden, um die Fotopatente zu einem günstigen Preis aufzukaufen. Auch Samsung, LG und HTC sollen sich der Allianz angeschlossen haben. Durch den gemeinsamen Ankauf könnten die Konzerne weitere teure Patentklagen verhindern.

Kodak wäre in diesem Fall allerdings der große Verlierer: Der angeschlagene Fotokonzern braucht das Geld aus dem Verkauf der 1100 Patente dringend für einen geplanten Neuanfang als Druck-Spezialist. Anfang des Jahres hatte Kodak den Wert des Pakets noch auf bis zu 2,6 Milliarden Dollar (2,1 Mrd. Euro) geschätzt. Nach Informationen des "Wall Street Journal" deuten die bisherigen Gebote aber eher auf einen Preis von gut 500 Millionen Dollar hin. Kodak hat die Frist für das Ende der Auktion bereits auf unbestimmte Zeit verschoben.

Quelle: ntv.de, dpa

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