Giftiges Ende des Galaxy Note 7 Samsung vernichtet Millionen Smartphones
13.10.2016, 13:24 Uhr
Trauriges Ende: Das Galaxy Note 7 wird wahrscheinlich geschreddert und verbrannt.
(Foto: REUTERS)
Was für eine Verschwendung: Samsung wird wohl alle bereits produzierten Galaxy-Note-7-Smartphones vernichten und auch wertvolle Komponenten nicht neu verwenden. Ein Umwelt-Drama, das ein grundsätzliches Problem der Branche aufzeigt.
Was macht man mit rund 2,5 Millionen Smartphones, die potenziell gefährlich sind und nicht mehr verkauft werden können? Samsung hat sich offenbar dazu entschlossen, alle Galaxy-Note-7-Geräte, die bisher produziert wurden, komplett zu entsorgen. Das Technik-Magazin "Motherboard" schreibt, ein Unternehmenssprecher habe ihm gesagt, die Smartphones würden "sicher entsorgt". Die Handys sollen weder repariert noch aufgearbeitet oder wiederverkauft werden.
Welchen Prozess genau Samsung plant, bleibt wohl das Geheimnis des Unternehmens. Man kann nur hoffen, dass wenigstens so viel wie möglich der wertvollen Metalle, Seltenen Erden und anderen Rohstoffe recycelt werden und nicht auf irgendeiner Müllhalde landen. Das gilt vor allem auch für die vielen giftigen Substanzen, die ein Smartphone enthält. Dazu gehören laut Vodafone unter anderem Arsen, Beryllium, Cadmium, Blei, Quecksilber, Nickel oder bromierte Flammschutzmittel. Allerdings kann laut "Motherboard" lediglich rund ein Dutzend der etwa 50 in einem Smartphone enthaltenen Stoffe recycelt werden.
Seltene Erden gehen verloren
Ein Experte der niederländischen Universität Leiden sagte dem Magazin, die besonders wertvollen Seltenen Erden gingen auf jeden Fall verloren. Das ist besonders kritisch, da sie oft in zentralafrikanischen Krisenregionen abgebaut werden - häufig von Kindern und/oder in Sklavenarbeit. Die daher auch "Krisenmetalle" genannten Rohstoffe sind in so geringen Mengen in den Handys enthalten, dass ihre Rückgewinnung enorm aufwändig ist.
Viele dieser Bestandteile befinden sich auf der Leiterplatte, aber auch in den Displays und Touchscreens der Geräte. Der Super-AMOLED-Bildschirm des Galaxy Note 7 ist laut Displaymate "das bisher beste Smartphone-Display" und soll trotzdem vernichtet werden. Ebenso verbaut Samsung exzellente Prozessoren, hochwertigen Speicher und viele andere Top-Komponenten, die eigentlich viel zu schade sind, um geschreddert und verbrannt zu werden. Doch das sogenannte Upcycling ist eben wesentlich teurer und würde Samsungs wirtschaftlichen Milliardenschaden noch erheblich vergrößern. Es wäre wohl sehr blauäugig, ausgerechnet in einer solchen Situation von dem Unternehmen ein Umdenken zu erwarten. Und so werden aus den mit großem Energie- und Ressourcenaufwand hergestellten Galaxy-Note-7-Geräten rund 420 Tonnen Elektroschrott, wie "Heise online" ausgerechnet hat.
Smartphones zu kurzlebig
Das ist eine unfassbare Verschwendung, doch grundsätzlich ist dies bei fast allen Smartphones und ähnlichen Elektrogeräten der Fall. Das Öko-Institut geht davon aus, dass die durchschnittliche Lebensdauer eines Smartphones nur 2,5 Jahre beträgt. Danach verschwinden viele Gerät für eine lange Zeit in Schubladen oder werden Mobilfunkanbietern oder an anderer Stelle zum Recycling abgegeben.
Das ist zwar immer noch besser, als die alten Handys einfach wegzuwerfen. Aber es ändert nichts daran, dass in Smartphones immer noch viele Rohstoffe aus fragwürdigem Ursprung stecken, die Geräte zu oft gewechselt werden, häufig nur schwer zu reparieren sind und ein umfassendes Recycling kaum möglich ist. Wir lieben schlanke Geräte mit schickem Design, aber wie viel Elektroschrott wäre der Umwelt erspart geblieben, wenn das Galaxy Note 7 einen Wechsel-Akku hätte?
Quelle: ntv.de, kwe