Wearables für den Vierbeiner So können Hunde mit uns sprechen
07.12.2015, 20:35 Uhr
Mit den richtigen Wearables können zum Beispiel Lawinenhunde viel effektiver suchen.
(Foto: dpa)
Hunde sind seit Jahrhunderten treue Begleiter des Menschen. Doch verbal ausdrücken können sie sich nicht. Forscher arbeiten daran, die Sprachbarriere zwischen Tier und Mensch zu überwinden.
Dass Hunde viel mehr können, als manch einer ihnen zutraut, wissen längst nicht nur die stolzen Besitzer von Fiffi, Hasso und Bello. Wissenschaftliche Studien bestätigen, wie intelligent die treuen Begleiter des Menschen sind. Sie gehorchen ihren Herrchen und Frauchen aufs Wort und können menschliche Zeichen verstehen, beherrschen eine gewisse Form abstrakten Denkens, erkennen Emotionen und können sich verständlich machen, wenn es drauf ankommt. Nur sprechen können sie bislang nicht. Das könnte sich in Zukunft aber zumindest ein bisschen ändern, denn Forscher arbeiten an Methoden, die Hunden und anderen Tieren in gewisser Weise das Sprechen beibringen.
Direkte verbale Kommunikation zwischen Mensch und Tier können zwar auch Melody Jackson und ihre Mitarbeiter noch nicht möglich machen. Doch mit den Wearables, mit denen die Expertin für Bio-Schnittstellen an der Georgia-Tech-Hochschule in den USA arbeitet, können zum Beispiel Hunde im Notfall einen Menschen aufsuchen und dann an einem Hebel ziehen oder eine Taste drücken, die eine Audionachricht abspielen lässt: "Mein Herrchen braucht Hilfe!"
Unter dem Titel "Was wäre, wenn Hunde sprechen könnten?" stellte Jackson bereits im November 2014 ihre Forschungsergebnisse im Rahmen der TEDx-Talkreihe vor. Das Technik-Magazin "Wired" berichtet jetzt über ihr Projekt "FIDO" (Facilitating interactions for dogs of occupations, zu Deutsch etwa: Interaktionen für Hilfshunde ermöglichen) und über andere Wege, die den Tieren die Kommunikation mit dem Menschen ermöglichen sollen. Alle Arbeiten bewegen sich im Forschungsfeld der Tier-Computer- oder Tier-Maschine-Interaktion, bei der es darum geht, Computersysteme und Maschinen zu entwickeln und zu erforschen, mit denen Tiere interagieren und kommunizieren können.
"Was würden sie uns sagen?"
Jackson und ihre Mitarbeiter denken bei ihrer Arbeit ganz praktisch: Wie können Assistenz- oder Hilfshunde dem Menschen nützlichere Informationen geben? Denn: "Sie alle haben wichtige Informationen, die sie weitergeben müssen - aber sie haben keine Möglichkeit dazu. Was wäre also, wenn wir einen Computer entwerfen würden, mit dem Hunde Nachrichten absenden können? Was würden sie uns sagen?" Jackson und ihr Team entwarfen diverse Wearables, zum Beispiel Hundewesten mit einem integrierten Mikrocomputer, der in der Lage ist, Geräusche abzuspielen, Textnachrichten zu verschicken oder GPS-Daten zu ermitteln und weiterzugeben.
Damit die Hunde diese Wearables auch bedienen können, testen die Forscher verschiedene Aktivierungsmethoden, die sich an den natürlichen Fähigkeiten der Hunde orientieren. Sie experimentieren mit Sensoren, die durch Ziehen mit den Zähnen aktiviert werden, durch Beißen und Festhalten oder durch Kopfbewegungen und Stupser mit der Nase. Erstaunlich war in allen Versuchen, so Jackson, wie schnell die Hunde die entsprechenden Gesten verinnerlicht hatten und umsetzen konnten.
Die Einsatzmöglichkeiten solcher tragbaren hundekompatiblen Sensoren sind vielfältig: Vom Sprengstoffhund, der seinen menschlichen Begleitern sagen kann, welche Art von Sprengstoff er erschnüffelt hat, über den Lawinensuchhund, der im Notfall seine GPS-Koordinaten durchgeben und beim Opfer bleiben kann bis hin zum Epilepsiehund, der bei einem Anfall in den eigenen vier Wänden einen Touchscreen an der Wand berühren und damit den Notarzt rufen kann.
Theoretisch könnten natürlich nicht nur Hilfshunde von der Tier-Computer-Interaktion profitieren. Doch möchte der Mensch sie überall einsetzen, wo es möglich wäre? "Was wäre, wenn Zootiere uns sagen könnten, wie es ihnen geht?", gibt Wired-Autor Clive Thompson zu bedenken. "Stellen Sie sich vor, Hühner, Schweine und Kühe aus industrieller Haltung könnten mitteilen, wie sie sich fühlen." Das, so vermutet Thompson, möchten viele Bauern und Konsumenten lieber nicht wissen.
Quelle: ntv.de, jwa