Keine Bilder bitte! Street View muss nicht sein
23.02.2010, 14:28 UhrKünftig können Internet-Nutzer auch deutsche Straßen im Internet "ablaufen", Google Street View macht's möglich. Für die Nutzer ist das eine schöne Sache, für die Fotografierten nicht unbedingt. Wer nicht will, dass Bilder von Haus oder Auto oder der eigenen Person im Internet auftauchen, kann sich wehren.
Seit 2008 scannen Autos mit Panoramakamera die Straßen von Städten und Gemeinden, noch in diesem Jahr soll Street View auch in Deutschland online gehen. Reisewillige können dann auch hierzulande prüfen, ob der Ferienort tatsächlich so malerisch ist wie angegeben, Wohnungssuchende können checken, ob die vom Makler vorgeschlagene Immobilie überhaupt einen Besuchstermin wert ist und wer sich in einer unbekannten Gegend verabreden will, kann sich schon vorher nach einem geeigneten Treffpunkt umsehen. Eine nützliche Funktion, die allerdings nicht unumstritten ist. Nicht jedem ist es angenehm, wenn sich etwa ein potentieller Arbeitgeber ansehen kann, wo und wie er wohnt. Manch einer möchte es vermeiden, dass Kriminelle auf das teure Auto auf dem Hof aufmerksam werden. Andere möchten einfach nicht als Passanten im Straßenbild zu sehen sein.
Google ist gesetzestreu
Bei allen berechtigten Bedenken - wenn die Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner von "millionenfacher Verletzung der Privatsphäre" spricht, vergisst sie eins: Google handelt nicht gegen das Gesetz. Schon 1989 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass man Fotos von fremden Häusern auch gewerblich weiterverwerten darf, sofern das Bild von einer allgemein zugänglichen Stelle aufgenommen wurde. Google-Autos sind auf öffentlichen Straßen unterwegs, es spricht also rechtlich nichts dagegen, dass sie Bilder von Häusern machen und dass diese auch veröffentlicht werden. Den Persönlichkeitsrechten trägt Google durch die Verschleierung von Gesichtern und Kfz-Kennzeichen Rechnung.
Die Rechte der Abgelichteten
Wer sich Street View-Bilder ansieht, könnte dabei aber trotzdem Bekannte entdecken – die Verschleierungstechnik versteckt zwar die feinen Gesichtszüge, anhand von Kleidung und Gesichtsform lassen sich Personen unter Umständen dennoch identifizieren. Wer sich oder seine Kinder generell nicht bei Street View wiederfinden möchte, kann darauf bestehen, dass Google die entsprechenden Aufnahmen komplett unkenntlich macht, darauf haben sich deutsche Datenschützer mit Google geeinigt. Auch Bilder vom Haus oder Auto kann man löschen lassen. Das geht bereits, bevor die Bilder überhaupt veröffentlich wurden.
Wer also weiß, dass der Google-Wagen kommt oder schon da war, kann der Veröffentlichung per Brief oder Email widersprechen. Das Verbraucherschutzministerium bietet dafür einen entsprechenden Musterbrief an. Künftig will Google auch eine entsprechende Widerspruchs-Funktion anbieten. Entdeckt man sein Haus, sein Auto oder sich selbst erst später bei Street View, kann man das Bild direkt über die Website beanstanden. Die meisten deutschen Städte und Landkreise sind übrigens bereits fotografiert. Wo die Scan-Fahrzeuge in den nächsten Monaten unterwegs sein werden, lässt sich bei Google nachlesen.
Quelle: ntv.de