Die meisten Löschanträge Türkei Nummer 1 bei Twitter-Zensur
10.02.2015, 16:34 Uhr
Die Türkei geht oft gegen Tweets vor, die angeblich Regierungsmitglieder beleidigen.
(Foto: REUTERS)
Kein anderes Land beantragt auch nur annähernd so viele Löschungen von Tweets und Konten wie die Türkei. Deutschland liegt mit 43 Anträgen auf Platz 3, hat aber bessere Gründe.
Behörden und Gerichte in der Türkei verstärken den Druck auf Nutzer des Kurznachrichtendienstes Twitter. Von weltweit 796 Aufforderungen zur Löschung von Twitter-Beiträgen kam in der zweiten Jahreshälfte 2014 mit 477 mehr als die Hälfte aus der Türkei, teilte Twitter mit. Danach folgen Russland und Deutschland mit 91 und 43 Löschforderungen für Inhalte. Bei den meisten Forderungen aus der Türkei ging es laut Twitter um eine angebliche Verletzung von Persönlichkeitsrechten - etwa um Verleumdung von Bürgern oder Regierungsmitgliedern.
Der Kurznachrichtendienst betonte zwar, man sei in 70 Prozent der Fälle juristisch gegen die Löschung vorgegangen. In vielen Fällen sei das aber vergeblich gewesen. Insgesamt gab es aus der Türkei dreimal so viele Anfragen wie im ersten Halbjahr. 62 Accounts und 1820 Tweets löschte Twitter daraufhin. Die Regierung in Ankara war in der Vergangenheit hart gegen den Kurznachrichtendienst vorgegangen. Nachdem Korruptionsvorwürfe gegen den damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Staatschef Recep Tayyip Erdogan kursierten, wurde die Plattform für mehrere Wochen gesperrt.
"Widersteht dem Gift"
Unterdessen hat Erdogan selbst seine erste offizielle Twitter-Nachricht abgesetzt. Anlässlich des nationalen Anti-Tabak-Tags forderte er seine Landsleute zum Nichtrauchen auf. "Reißt euch zusammen und widersteht dem Gift", lautete der Tweet, den Erdogan mit seinen Initialen RTE unterzeichnete.
Bei den Anfragen aus Russland ging es Twitter zufolge häufig um ein Vorgehen gegen friedliche Demonstrationen zum Ukraine-Konflikt sowie angeblichen Drogenhandel. "Wir haben mehrere Anfragen abgelehnt, bei denen es darum ging, Kritik an der russischen Regierung zu unterdrücken", erklärte Twitter in einem Blogeintrag. Die 43 Anfragen aus Deutschland richteten sich demnach vornehmlich gegen Beleidigungen und diskriminierende Inhalte. Im ersten Halbjahr hatte es nur zwei Löschforderungen aus Deutschland gegeben.
Quelle: ntv.de, kwe/dpa/afp