Mobilfunkanbieter im Datenstau Wer hat das beste Netz?
28.07.2011, 15:31 Uhr
Das Smartphone ist längst alltäglicher Begleiter der deutschen Mobilfunkteilnehmer.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
37 Stunden telefonierte der durchschnittliche Deutsche im Jahr 2010 mit dem Handy - doch darauf sind die Anbieter vorbereitet. Eine Belastungsprobe ist der Datenverkehr, der im letzten Jahr auf rekordverdächtige 70 Millionen Gigabyte anstieg. Die Stiftung Warentest nimmt jetzt die Leistungsfähigkeit der deutschen Mobilfunknetze unter die Lupe.
Zwei Wochen lang war die Stiftung Warentest mit einem Spezialfahrzeug, vollgepackt mit Messgeräten, im ganzen Land unterwegs. Um die Handynetze der großen deutschen Mobilfunkanbieter Telekom, Vodafone, O2 und E-Plus zu prüfen, legten die Tester rund 4000 Kilometer auf Deutschlands Straßen zurück, quer durch alle Regionen, Ballungsräume, Randgebiete, Kleinstädte und über Land.
Das Ergebnis: Wenn es rein ums Telefonieren geht, liegen die Netze in Sachen Sprachqualität und Verfügbarkeit auf gleicher Höhe. Teils gravierende Unterschiede machten die Tester dafür in der rasant wachsenden Sparte des Datentransfers aus. Durch die Inflation von Smartphones und mobilem Internet sind die Mobilfunknetze zum Teil extremen Belastungen ausgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Datenverkehr in 2010 auf 70 Millionen Gigabyte mehr als verdoppelt. Bezogen auf die Leistungsfähigkeit zeigen sich dabei sowohl im Vergleich von Stadt und Land als auch zwischen den einzelnen Anbietern teils enorme Unterschiede.
Zum Telefonieren taugen alle
Bei Telefongesprächen bietet das Netz der Telekom die beste Verfügbarkeit, der Abstand zur Konkurrenz ist jedoch gering. So scheitern bei E-Plus auf dem Land knapp über drei Prozent aller Anrufversuche, bei der Telekom sind es unter zwei Prozent. In den Ballungsräumen schnitt O2 mit zwei Prozent fehlgeschlagener Verbindungen knapp am schlechtesten ab, die Telekom hat mit nur einem Prozent Ausfallquote auch hier die Nase vorn. Ursache für die meisten Verbindungsfehler waren übrigens nicht Funklöcher, sondern eine Überlastung der Netze durch zu viele Anrufe.
Kam die Verbindung zustande, konnten hinsichtlich der Sprachqualität alle Netze ein gutes Ergebnis verzeichnen. Die Tester empfehlen aber, bei einem Wechsel des Anbieters zu überprüfen, ob nicht ausgerechnet der Wohnort oder die Arbeit in einem der seltenen Funklöcher liegt. Ansonsten kann, wer mit dem Handy ausschließlich telefonieren möchte, bei der Wahl des Anbieters schlicht den Preis entscheiden lassen.
Große Unterschiede bei Datenübertragung
Bei der Nutzung von internetfähigen Handys, die eine UMTS-Verbindung nutzen, ergaben sich sowohl regionale als auch anbieterbezogene Unterschiede. So sind die Ergebnisse in Städten bei allen Anbietern besser als auf dem Land - was allerdings nicht schwer zu erklären ist, da die Mobilfunkbetreiber ihre Netze eher dort ausbauen, wo sie mehr Kunden erreichen.
Nutzer, die per Handy große Datenmengen aus dem Internet herunterladen wollen, fahren erneut mit der Telekom am besten. Mit einer Übertragungsrate von 3,4 Megabit pro Sekunde in Ballungsgebieten sowie 2,5 Megabit pro Sekunde auf dem Land liegt das Telekomnetz klar vor Vodafone (2,8/1,9 Mbit/s) und O2 (2,1/1,5). Deutlich abgeschlagen auf dem vierten Platz liegt E-Plus mit 0,9 bzw. 0,5 Megabit pro Sekunde.
E-Plus klar abgehängt
Geht es dagegen nicht um umfangreiche Downloads, sondern um das reine Surfen im Netz, heißt der Sieger Vodafone. Um eine Website vollständig zu laden, braucht das Vodafone-Netz auf dem Land im Schnitt zehn Sekunden, bei O2 und Telekom muss der Nutzer dagegen 16 Sekunden warten. Das Schlusslicht heißt auch hier E-Plus, das auf dem Land schlappe 37 Sekunden und selbst in Ballungsräumen noch 24 Sekunden benötigt, um eine Seite vollständig aufzubauen.
Die Leistungsfähigkeit der UMTS-Verbindungen entscheidet zudem darüber, ob sich ein Mobilfunknetz auch für Laptops empfiehlt: Erwartungsgemäß schneiden hier in Sachen Geschwindigkeit ebenfalls Vodafone und Telekom am besten ab. Doch auch das etwas langsamere O2-Netz genügt durchaus den Anforderungen und ist dabei sogar etwas günstiger. Eine 5-Gigabyte-Datenflatrate gibt es hier schon für 25 Euro monatlich. Bei Vodafone müssen dafür 30 Euro, bei der Telekom gleich 40 Euro auf den Tisch gelegt werden. Die preiswerteste Datenflatrate bietet die E-Plus-Marke Base mit 20 Euro im Monat. Allerdings ist es angesichts der ermüdend langsamen Übertragungsraten fraglich, ob sich Sparen hier wirklich lohnt.
Unterm Strich bestehen Telekom und Vodafone den Vergleich gemeinsam mit dem besten Ergebnis und erhalten die Gesamtnote "gut" (2,4). O2 erhält mit einer Durchschnittsnote von 2,6 die Bewertung "befriedigend". Abgeschlagen auf Platz vier liegt E-Plus mit einer Durchschnittsnote von 3,2, kassierte für seine miese Datenübertragung gar nur ein "ausreichend".
Quelle: ntv.de