Technik

Live-Show aus dem Kinderzimmer Wie gefährlich ist YouNow?

Anschauen kann sich die Livestreams auf YouNow jeder, eine Anmeldung ist dafür nicht nötig. (Screenshot)

Anschauen kann sich die Livestreams auf YouNow jeder, eine Anmeldung ist dafür nicht nötig. (Screenshot)

YouNow ist eine Online-Plattform, die bei Jugendlichen und Kindern immer beliebter wird. Sie präsentieren sich dort in Livestreams vor der Kamera und chatten mit den Zuschauern. Viele der jungen YouNow-Nutzer sind viel zu leichtsinnig. Das wissen auch Pädophile.

Während sich ihre Eltern auf Facebook über wichtige und unwichtige Dinge aufregen, lustige Videos und Fotos ihrer Mahlzeiten teilen, suchen sich die Kinder neue Online-Plattformen, auf denen sie sich austauschen und austoben können. Whatsapp steht ganz hoch im Kurs, das wissen auch Mama und Papa. Doch es gibt einige andere Social-Media-Angebote, die Jugendliche in Scharen anlocken und von denen viele Eltern noch nie etwas gehört haben. Eine dieser Plattformen ist YouNow. Nutzer können sich dort ganz einfach via Webkamera oder Smartphone live präsentieren und mit Nutzern chatten, die sich ansehen, was die "Broadcaster" zu bieten haben.

Die angesagtesten Themen und Livestreams stellt YouNow in einer Live-Tabelle dar und viele der fast ausschließlich jungen Nutzer sind bereit, sehr viel zu tun, um zu den "Trending People" zu gehören. Besonders beliebt bei den Zuschauern sind Streams mit dem Hashtag #deutsch-girl. Angefeuert von lüsternen Kommentaren und Fragen, zeigen hier viele der topplatzierten Mädchen weit mehr als ihr Gesicht, einige nennen ihren echten Namen, geben Telefonnummer oder Anschrift preis.

Ein Kinderspiel

Anschauen kann sich die Livestreams auf YouNow jeder, eine Anmeldung ist dafür nicht nötig. Man muss nicht viel Fantasie haben, um sich vorstellen zu können, dass #deutsch-girl oder #girl auch bei Pädophilen ein Renner ist. Wer Livestreams zeigen oder chatten will, muss sich zwar registrieren, was aber keine größere Hürde darstellt. Schon das in den Nutzungsbedingungen festgesetzte Mindestalter ist mit 13 Jahren sehr niedrig angesetzt, bei Minderjährigen müssen die Eltern einverstanden sein. Doch nichts hindert jüngere Kinder wirklich daran, YouNow zu nutzen. Sie benötigen lediglich ein Konto bei Facebook, Google+ oder Twitter, wo ebenfalls das tatsächliche Alter nicht verifiziert wird. Die Nutzung von YouNow selbst ist dann ein Kinderspiel: den grünen Go-Live-Button klicken und los geht's.

Private und intime Details preiszugeben oder gar zum Sexting-Opfer zu werden, ist aber nicht die einzige Gefahr bei YouNow, vor der Jugendschützer und Anwälte warnen. Wenn in Livestreams andere Personen ohne ihr Wissen zu erkennen sind, kann dies für die Broadcaster beziehungsweise ihre Eltern auch rechtliche und finanzielle Konsequenzen haben. "Dies ist ein Verstoß gegen das Recht am Bild und kann kostenpflichtig abgemahnt werden", schreibt Rechtsanwalt Tobias Röttger. Sein Kanzlei-Kollege Karsten Gulden weist außerdem darauf hin, dass für Musik, die bei einem Livestream im Hintergrund läuft, sehr wahrscheinlich GEMA-Gebühren fällig sind. "Das kann teuer werden."

Die Anwälte wollen YouNow aber nicht verteufeln, es sei eine tolle und leicht bedienbare, neue soziale Kommunikationsform, schreiben sie. Aber sie halten es für äußerst wichtig, dass die jugendlichen Nutzer über die Gefahren aufgeklärt werden. Dafür sei es zwar gut, dass Youtube-Stars wie LeFloid YouNow  thematisierten. Aber auch Eltern und Lehrer seien in der Pflicht, schreibt Röttger. "Um Aufklärungsarbeit bei ihren Kindern und Schülern leisten zu können, müssen sich diese frühzeitig mit den hippen Diensten auseinandersetzen und nicht erst dann, wenn sie die Ü30-Generation erreicht haben. Denn dann sind die Kinder schon wieder weitergezogen."

Quelle: ntv.de, kwe

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