Technik

Die nackte Wahrheit Sexting ist ein gefährlicher Trend

Beim Sexting wird oft mehr als ein harmloses Bikini-Foto verschickt.

Beim Sexting wird oft mehr als ein harmloses Bikini-Foto verschickt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Immer mehr Menschen verschicken intime Selbstporträts oder Nachrichten mit ihren Smartphones - einige auch an den falschen Empfänger. Doch das sogenannte Sexting kann nicht nur peinlich, sondern vor allem für Jugendliche auch sehr gefährlich werden.

Das Senden von Textnachrichten oder Bildern mit sexuellem Inhalt via Smartphone, sogenanntes Sexting, nimmt unter Jugendlichen offenbar immer mehr zu, wie eine aktuelle Erhebung der australischen La Trobe University zeigt. Wissenschaftler der Uni hätten dafür landesweit 2000 Schüler im Alter zwischen 16 und 19 Jahren zu ihrer "sexuellen Gesundheit" befragt, berichtet "pressetext".

54 Prozent der Befragten gaben an, schon eine sexuell explizite Nachricht erhalten zu haben. Ein Viertel der Schüler hat bereits selbst ein erotisches Foto von sich oder einen intimen Text verschickt. Bei sexuell aktiven Jugendlichen ist Sexting noch weiter verbreitet: 84 Prozent haben schon erotische Nachrichten erhalten, 72 Prozent waren Absender. Die Hälfte hat Nackt-Fotos oder -Videos von sich verschickt, mehr als zwei Drittel hat welche erhalten.

Peinlich und gefährlich

Einer britischen Umfrage zufolge sind iPhone-Nutzer die eifrigsten Sexter. Mehr als 30 Prozent von ihnen hätten bereits unanständige Fotos oder Texte an ihre Partner geschickt, berichtet "Sky News". Bei Blackberry-Besitzern sind es 21 Prozent, 17 Prozent der Samsung-Nutzer haben schon mal "gesextet". 19 Prozent der Befragten gaben an, das Foto oder die Nachricht schon mal an einen falschen Empfänger geschickt zu haben. In vier Prozent der Fälle soll dies die Schwiegermutter gewesen sein.

Sexting ist aber nicht nur lustig oder peinlich. Wie gefährlich es sein kann, zeigt der Fall einer 15-jährigen Schweizerin, die über die Vermittlung einer Chat-Freundin einem Unbekannten erotische Fotos von sich schickte. Mit der Drohung, die Bilder ihren Eltern zu geben, erpresste der Mann das Mädchen, ihm weitere, noch intimere Fotos zu schicken. Innerhalb von drei Monaten habe er von der 15-Jährigen rund 700 Bilder und 100 Videoaufnahmen bekommen und sie schließlich auch zum Beischlaf gezwungen, berichtete kürzlich der "Tagesanzeiger".

Eine besonders problematische Form ist das Sexting über den Messenger Kik, der es auch minderjährigen Nutzern erlaubt, mit völlig Fremden anonym in Kontakt zu treten. Auf Instagram kann man Fotos öffentlich posten und andere mit "Kik me" zu einem privaten Chat einladen. Dabei muss der Kontakt nicht unbedingt direkt stattfinden. Der Blogger "HighTechDad" berichtet beispielsweise, dass seine Tochter von einem Unbekannten via Kik aufgefordert wurde, ihm Nacktfotos von sich zu schicken. Der Mann hatte den Kik-Nutzernamen der Halbwüchsigen von ihrer Freundin in einem privaten Chat erfahren.

17-Jähriger begeht Selbstmord

In Schottland hat sich ein 17-Jähriger im vergangenen Jahr das Leben genommen, der Opfer einer von den Philippinen aus international agierenden Sexting-Erpresserbande wurde. Eines ihrer Mitglieder hatte sich im Internet als attraktives Mädchen aus den USA ausgegeben und den jungen Mann dazu gebracht, sich vor seiner Internetkamera auszuziehen. Wenig später kam die Drohung, das schlüpfrige Bildmaterial online zu verbreiten.

Interpol gelang es zwar, 58 Mitglieder der Bande festzunehmen. Die aufgedeckten Strukturen sind aber nach Einschätzung der Fahnder nur die Spitze des Eisberges. Interpol hat Anhaltspunkte dafür, dass die Erpresser nicht nur von Asien, sondern auch von Afrika aus agieren. Hunderttausende Internetnutzer, die auf der Suche nach Beziehungen oder sexuellen Abenteuern waren, sollen schon in die Fänge von Kriminellen geraten sein und Dutzende Millionen Dollar an "Schweigegeld" gezahlt haben.

Die Täter arbeiten nach Angaben von Interpol mittlerweile zum Teil in Call-Center-ähnlichen Büros und werden in Lehrgängen für das schmutzige Geschäft geschult. Wer seinen Job besonders gut macht, kann Boni wie Bargeld-Prämien, Extraurlaub oder ein neues Handy erhalten.

Quelle: ntv.de, kwe/pte/dpa

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