Libyen

In den 80er Jahren verkaufte Deutschland Waffen im Wert von ein paar Milliarden Dollar an den indonesischen Diktator Mohammed Suharto. Das "Unerhört!" einiger deutscher Politiker über die Waffengeschäfte Frankreichs mit Libyen erscheint dadurch merkwürdig, findet Hommy Dara.

Eine Tochterfirma des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS will Raketen vom Typ "Milan" im Wert von 168 Millionen Euro an Libyen liefern.

Das erste Waffengeschäft zwischen Libyen und dem Westen läuft. Der Sohn des libyschen Revolutionsführers Gaddafi, Saif al-Islam, plaudert ein paar Details des Militärabkommens aus, das der französische Präsident Sarkozy in der Vorwoche mit Gaddafi vereinbart hatte. Demzufolge werden die Franzosen für 100 Millionen Euro Panzerabwehr-Raketen vom Typ "Milan" liefern. Frankreich wiegelt ab.

Die geplante Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Libyen auf dem Atomsektor stößt in Deutschland auf scharfe Kritik. Außen-Staatssekretär Erler sagte bei n-tv, es sei eine "europäische Erfahrung, dass wir manchmal etwas überraschende Aktionen aus Frankreich haben". Grünen-Chef Bütikofer würde sich nicht wundern, wenn Präsident Sarkozy "sich bald auch noch hinstellt und sagt: Gaddafi ist ein lupenreiner Demokrat".

Für Libyen ist der Weg für bessere Beziehungen zum Westen nach den Worten von US-Außenministerin Rice frei. Heute machte sich Frankreichs Präsident Sarkozy auf den Weg zum Revolutionsführer Gaddafi.

Frankreichs Staatspräsident Sarkozy will am Mittwoch nach Tripolis reisen, sollte Libyen eine Zusage zur Ausreise der Krankenschwestern geben. Libyen stellte allerdings neue Forderungen.

Die Ausreise der vor der Hinrichtung bewahrten bulgarischen Krankenschwestern aus Libyen steht nach den Worten des Sohnes von Staatschef Muammar el Gaddafi unmittelbar bevor.

Fünf bulgarischen Krankenschwestern wurde ihre Beschäftigung in Libyen zum Verhängnis. Seit 1999 sind sie wegen des Vorwurfs in Haft, Kinder mit Aids infiziert zu haben. In Bulgarien werden die Frauen "Gaddafis Geiseln" genannt.

Bulgarien versucht, die zu lebenslanger Haft verurteilten Krankenschwestern und einen Arzt schnell nach Hause zu holen. Libyen aber spricht von "neuen Umständen", die eine Rückkehr behindern könnten.

Anstellungen für Ärzte und Krankenschwestern in Libyen waren in den Jahren des Kommunismus bei den Bulgaren sehr beliebt.