Krisenherde lasten auf Exporten BGA-Experten dämpfen Wachstumsprognose
04.10.2016, 14:51 Uhr
Die BGA-Außenhandelsexperten korrigieren die Wachstumsprognose von 4,5 auf 2,5 Prozent.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auf vielen Märkten haben es deutsche Exporteure schwer - so etwa in Großbritannien, Russland und China. Das schlägt sich auch auf das Wachstum nieder. Dennoch rechnet der Außenhandelsverband BGA mit Rekordumsätzen.
Brexit-Risiken, Türkei-Krise, China-Schwäche: Die deutschen Exporteure rechnen angesichts zahlreicher Unsicherheiten bis auf weiteres nur noch mit einem schwachen Wachstum. Ihr Umsatz lege in diesem Jahr um maximal zwei Prozent zu, 2017 um höchstens 2,5 Prozent, erklärte der Außenhandelsverband BGA in Berlin.
Ursprünglich hatte er in diesem Jahr ein Plus von bis zu 4,5 Prozent angepeilt. "An allen Ecken und Enden der Welt kriselt es, nicht zuletzt vor den Toren Europas", begründete BGA-Präsident Anton Börner die zunehmende Skepsis. "Die Außenhandelsaktivitäten werden sich auf absehbare Zeit weiter abkühlen."
Trotzdem rechnet der BGA mit Rekordumsätzen. In diesem Jahr sollen sich die Auslandseinnahmen auf 1,22 Billionen Euro erhöhen, 2017 auf 1,25 Billionen Euro. Ungeachtet dieser Bestmarken überwiegen bei dem Branchenverband aber die Molltöne. "Das schwierige weltwirtschaftliche Umfeld wird sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen", sagte Börner. "So stehen alleine in Europa zahlreiche Wahlen und wichtige Entscheidungen mit völlig ungewissem Ausgang an, etwa in Italien, den Niederlanden, Frankreich und in Deutschland."
Brexit als große Unbekannte
Hinzu kämen noch Krisenherde wie die Türkei, denn die Wirtschaft sei dem Putschversuch dort massiv verunsichert. "In absehbarer Zeit ist auch nicht damit zu rechnen, dass sich die Märkte in China oder Russland erholen", sagte Börner zu den großen Schwellenländern, die lange den deutschen Exportboom befeuerten. China etwa stünde ein schmerzhafter Umbau der Wirtschaftsstruktur bevor.
Auch bleibe abzuwarten, wie die Weichen beim geplanten EU-Austritt Großbritanniens gestellt würden. Den anderen EU-Ländern empfahl er, mit den Briten hart über den Brexit zu verhandeln. "Wir können nicht anfangen, irgendwelche Sonderregelungen schon im Vorfeld zuzuteilen", sagte der Verbandschef. "Dann haben wir morgen 27 Sonderregelungen, dann gibt es keine EU mehr." Großbritannien ist drittgrößter Abnehmer von Waren "Made in Germany". Eine Krise dort würde deshalb auch die deutsche Industrie hart treffen.
US-Markt macht weniger Sorgen
Weniger Kopfschmerzen bereitet dem BGA derzeit die Tatsache, dass die Exporte auf den wichtigsten Absatzmarkt USA im ersten Halbjahr merklich geschrumpft sind. "Amerika ist in einem Wahlkampf", sagte Börner. "In Amerika selber ist die Unsicherheit der Investoren groß." Hier müsse man abwarten, wer nächster US-Präsident werde und welche Politik dabei herauskomme.
Viele Experten fürchten bei einem Sieg des republikanischen Kandidaten Donald Trump eine wachsende Abschottung der weltgrößten Volkswirtschaft, die auch die hiesigen Exporteure zu spüren bekämen.
Die Importe steigen der Prognose zufolge in diesem Jahr trotz der guten Binnenkonjunktur nur um 0,5 Prozent auf 953 Milliarden Euro. Grund dafür seien vor allem die gesunkenen Rohstoffpreise. 2017 soll es dann ein Plus von 1,5 Prozent auf 967 Milliarden Euro geben.
Quelle: ntv.de, jgu/rts