Noch vor Ende des GDL-Streiks Bahn-Chef will "nächste Stufe" zünden
08.05.2015, 13:03 Uhr
Rüdiger Grube und Personalvorstand Ulrich Weber.
(Foto: dpa)
Der GDL-Streik wird nun endgültig zur Chefsache: Bahn-Chef Grube will mit aller Macht den Ausstand beenden und hat angeblich einen neuen Plan fast fertig. Allerdings sei dieses Papier "nicht die Lösung", heißt es.
Der Chef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, will im Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL ein zweites Mal innerhalb kurzer Zeit die Initiative ergreifen. Noch vor dem geplanten Ende des Streiks bei der Deutschen Bahn am Sonntagvormittag werde er "die nächste Stufe zünden", sagte Grube laut einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" bei einer Veranstaltung in Esslingen. Die GDL hatte zuvor einen Vermittlungsvorschlag abgelehnt.
Er habe einen "Plan B", sagte Grube - dämpfte zugleich aber die Erwartungen: "Die Lösung wird es nicht sein." Aus Konzernkreisen hieß es, am Freitag und am Wochenende sei keine Pressekonferenz oder andere öffentliche Ankündigung zu erwarten. Offenbar will Grube hinter den Kulissen versuchen, den Gesprächsfaden mit der GDL wieder aufzunehmen.
Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky hatte am Donnerstag klargestellt, seine Gewerkschaft werde sich derzeit nicht an einer Schlichtung oder einem anderen Vermittlungsverfahren beteiligen. Dies gelte, solange die Bahn ihre Bedingung aufrechterhalte, dass am Ende mit der GDL und der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die gleichen Tarifergebnisse erreicht werden müssten.
Die Bahn hatte die GDL am Mittwoch dazu eingeladen, "sehr kurzfristig die Verhandlungen in der Weise wieder aufzunehmen, dass jede Seite von einer unabhängigen Persönlichkeit ihres Vertrauens begleitet wird". Aufseiten der Bahn sollte das der frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck sein.
Die GDL-Lokführer bestreiken in dem Tarifkonflikt zum achten Mal deutschlandweit den Zugbetrieb der Deutschen Bahn. Der Ausstand soll noch bis Sonntagmorgen dauern. Danach will die Bahn möglichst schnell wieder zum Normalbetrieb zurückkehren.
GDL hat ein Mobilisierungsproblem
Nach Informationen der "Bild"-Zeitung mobilisiert die GDL bei ihrem derzeitigen Streik nur eine Minderheit ihrer Mitglieder. Nur rund 6000 der etwa 20.000 Lokomotivführer der Bahn hätten sich an dem seit Montag laufenden Streik beteiligt, berichtete das Blatt.
Im Güterverkehr legte demnach nur jeder fünfte Lokomotivführer die Arbeit nieder. Bei den Lokrangierführern hätten nur rund 150 Beschäftigte und damit weniger als fünf Prozent der Belegschaft mit der GDL gestreikt.
Industrie kommt durch den Streik
Der Streik hat in der Industrie bislang nicht zu größeren Produktionsausfällen geführt. Die besonders vom Schienentransport abhängigen Unternehmen der Auto- und Chemiebranche haben sich nach Angaben ihrer Verbände intensiv auf die Transportprobleme vorbereitet, die von dem Ausstand im Güterverkehr ausgelöst worden sind. Zur Höhe der zusätzlichen Kosten machten die Verbände keine Angaben.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) beklagt die mit jedem Streiktag stärker steigenden Logistikkosten. Vielfach musste kurzfristig von der Bahn auf den Lkw umgestellt werden, zum Teil auch auf Schiffstransporte, erklärte ein VDA-Sprecher in Berlin. Oberstes Ziel war die Aufrechterhaltung der Produktion in den Werken. In Einzelfällen sollen sogar Hubschrauber für den Transport von wichtigen Bauteilen eingesetzt worden sein.
Auch die chemische Industrie ist nach Angaben ihres Verbandes VCI auf andere Verkehrsträger wie Lastwagen oder Binnenschiffe ausgewichen. Hilfreich seien dabei die Erfahrungen aus den vorangegangenen Bahnstreiks gewesen.
Bahn: keine Verschlechterung der Lage mehr
Zum geplanten Ende des Ausstandes am Sonntag wird es im Bahnnetz nach Einschätzung des Konzerns keine Problemstellen geben. "Es ist alles offen und befahrbar", erklärte eine Sprecherin. Die Netzleitzentrale erwarte bis zum angekündigten Streikende auch keine Verschlechterung der Lage mehr.
Streikbedingt stünden einige Züge in Rangieranlagen oder auf wenig genutzten Überholgleisen. Sie behinderten aber den geplanten Wiederanlauf des Normalverkehrs nicht. Auch an den deutschen Grenzbahnhöfen gebe es keine Probleme mit stehengebliebenen Zügen. Die Zusammenarbeit mit den ausländischen Bahnen habe funktioniert.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/AFP