Ungebremster Preisverfall Brent-Öl ist so billig wie seit 2009 nicht
08.12.2015, 16:25 Uhr
Der Ölpreis scheint derzeit keinen Boden zu finden. Nach einem Stabilisierungsversuch purzeln die Preise für Brent und WTI weiter. Psychologisch wichtige Marken werden gerissen.
Die Ölpreise haben ihre Talfahrt weiter fortgesetzt. Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent rutschte erstmals seit März 2009 wieder unter die Marke von 40 Dollar und pendelte dann um dieses Niveau. Am späten Nachmittag mussten für ein Fass Brent 40,16 Dollar gezahlt werden, 1,4 Prozent weniger als noch am Montag. Der WTI-Preis gab um weitere 1,8 Prozent auf 36,98 Dollar nach.
Auslöser der jüngsten Schwäche am Ölmarkt war das Opec-Treffen am vergangenen Freitag. Dort wurden nicht nur keine Fördersenkungen beschlossen, sondern erstmals seit langem auch das Thema der Förderobergrenzen gar nicht erörtert, wie Teilnehmer sagten. Gerade mit Blick auf das wieder auf den Ölmarkt drängende Angebot aus dem Iran belastet dies das Sentiment. Damit scheint eine anhaltende Überversorgung des Marktes sicher, was die Preise im Keller halten dürfte.
Eine steigende Nachfrage aus China, wo die Ölimporte im November um 7,6 Prozent gestiegen sind, hatte den Preisverfall am Morgen nur kurzzeitig gestoppt. "Die Daten lagen im Rahmen der Erwartungen", so Analyst Barnabas Gan von OCBC. Zudem sind die chinesischen Exporte im November stärker als erwartet gesunken, was erneut Konjunktursorgen für das Reich der Mitte schürt und damit auch Befürchtungen in Bezug auf die dortige Ölnachfrage aufkommen läßt.
Opec-Ölflut
"Die deutlichen Abgaben am Ölmarkt haben sich nach der Opec-Sitzung noch weiter verstärkt, da sich die Investoren nun erst mit der neuen Realität einer anhaltenden Ölflut seitens der Opec anfreunden müssen", so die Analysten von ANZ. "Die klar ersichtlichen Differenzen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran haben die Aussicht auf eine steigende Fördermenge aus Saudi-Arabien erhöht, wenn die Exporte des Iran deutlicher steigen als erwartet", hieß es weiter. Die Opec will erst zu Beginn des kommenden Jahres die "Lage am Markt erneut überprüfen", so Opec-Präsident Emmanuel Ibe Kachikwu am Freitag. Der Iran rechnet mit einer Fördermenge von rund 500.000 Barrel pro Tag, sobald die Sanktionen gefallen sind.
Die Opec ist in zwei Lager gespalten, die von Saudi-Arabien und vom Iran angeführt werden. Die Länder um Saudi-Arabien wollen die Förderung nur kürzen, wenn andere Staaten wie Iran und Venezuela ebenfalls ihre Produktion zurückfahren. Dazu sind diese Länder, die einen Großteil ihrer Haushalte aus dem Ölverkauf bestreiten, aber nicht bereit.
Super-Zyklus zu Ende?
Anleger fürchteten, vor einer zügellosen Wettproduktion zwischen den Staaten innerhalb und außerhalb der Opec zu stehen, sagte CMC-Markets-Analyst Jochen Stanzl. "Opec hat die Kontrolle über den Markt verloren", fügte sein Kollege Michael Hewson - ebenfalls von CMC Markets hinzu. Nunmehr seien die während der Finanzkrise 2008 erreichten Tiefstände das nächste Ziel. Bei Brent wäre das die Marke von 36,20 Dollar.
Das war so wenig wie zuletzt im Juli 2004 - zu Beginn des Super-Rohstoff-Zyklusses. Dieser endete mit der Finanzkrise im Sommer 2008, als Brent mit 147,50 Dollar je Barrel sein Rekordhoch markierte und dann abstürzte."Die Hoffnung einiger, dass die Opec es doch noch einmal richten könnte, ist vom Tisch", erklärten die Experten von JBC Energy.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts