Zahlungsverkehr wieder aufgenommen Erste Bank arbeitet wieder mit dem Iran
01.03.2016, 14:10 Uhr
Stadtautobahn in Teheran.
(Foto: dpa)
Die Handelsbeziehungen zwischen dem Westen und dem Iran normalisieren sich weiter. Die Europäisch-Iranische Handelsbank (Eihbank) beginnt mit Überweisungen und Zahlungen. Bundeswirtschaftsminister Gabriel ist das noch zu wenig.
Nach dem Fall der Sanktionen gegen den Iran bietet wieder eine deutsche Bank Zahlungsdienstleistungen mit dem Iran an. Seit Dienstag können Kunden bei der Europäisch-Iranischen Handelsbank (Eihbank) aus Hamburg wieder Geld in das Land überweisen oder Zahlungen aus dem Iran erhalten.
Das Geldhaus verfügt über eine deutsche Banklizenz, gehört aber dem iranischen Staat. Iranische Kaufleute hatten das Institut Anfang der 1970er Jahre gegründet, um den Handel zwischen Europa und dem Iran zu unterstützen. Für fünf Jahre befand sich die Bank im Dornröschenschlaf, weil sie auf die Sanktionsliste geriet. Der Westen wollte mit den Strafmaßnahmen verhindern, dass das Mullah-Regime eine Atombombe baut.
Das Embargo traf die iranische Wirtschaft hart. In der Folge musste auch ein Großteil der Eihbank-Mitarbeiter gehen, das Vermögen der Bank war eingefroren. Seit Mitte Februar ist sie nun wieder an das internationale Zahlungsabwicklungssystem Swift angeschlossen und nimmt jetzt ihren Betrieb wieder regulär auf.
Deutsche Banken bleiben in der Defensive
Die deutsche Wirtschaft erhofft sich von der Rückkehr des Iran auf die Weltbühne ein blühendes Neugeschäft und das Anknüpfen an alte Zeiten, als die Bundesrepublik wichtigster Lieferant war. Doch die Unternehmen müssen dabei bis auf die eine Ausnahme bisher auf die Unterstützung der deutschen Banken verzichten. Nicht einmal simple Überweisungen sind möglich, ebenso werden keine Kredite für das Iran-Geschäft gewährt.
Die Institute sind gebrannte Kinder und fürchten, erneut in das Visier der US-Behörden zu geraten. Denn ein Teil der US-Strafmaßnahmen besteht weiter, zum Beispiel wegen der Finanzierung des internationalen Terrorismus. Die Branchengrößen Commerzbank und Deutsche Bank wurden in der Vergangenheit zu hohen Strafen verdonnert und agieren äußerst defensiv.
Gabriel schickt seinen Staatssekretär in den Iran
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel ist die Zurückhaltung der Kreditwirtschaft dennoch ein Dorn im Auge. Er will vermeiden, dass Deutschland den Anschluss verpasst. In vertraulichen Gesprächen lässt er seinen Staatssekretär Matthias Machnig die Vertreter der Geldhäuser beackern. Bisher ohne Erfolg.
Machnig wird am kommenden Wochenende in Teheran auf einer großen Finanzkonferenz sprechen, zu der unter anderem auch der iranische Zentralbankgouverneur Valiollah Seif und Transportminister Abbas Ahmad Akhoundi eingeladen sind. Organisiert wird die Konferenz von Nader Maleki, dessen gleichnamige Firma vor allem für die Ausrichtung der Euro Finance Week in Frankfurt bekannt ist. Maleki stammt aus dem Iran, lebt aber seit Ende der 60er Jahre in Deutschland. Ihm ist es eine Herzensangelegenheit, dass beide Länder wieder enger zusammenrücken. "Deutschland ist in Europa der Wunschpartner Nummer 1 für den Iran", erklärt der Geschäftsmann.
Maleki arbeitet an Clearing-Hub in Frankfurt
In zwei Monaten will er in Frankfurt einen Clearing-Hub zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs mit dem Iran auf die Beine gestellt haben. Maleki versteht die Zurückhaltung der Banken, was das Thema Iran angeht. Er glaubt aber, dass sie ihre Meinung schon in wenigen Monaten ändern werden. "Die Banken werden ihren Kunden folgen", ist er sich sicher.
Maleki warnt davor, den rollenden Zug im alten Persien zu verpassen. "Nach der Euphorie am Anfang ist jetzt etwas Ernüchterung eingekehrt", meint der Deutsch-Iraner mit den guten Drähten in die Heimat. Mit Sorge hat er beobachtet, dass der iranische Staatspräsident Hassan Ruhani jüngst Rom und Paris besuchte, nicht aber Berlin. Maleki will deshalb dafür werben, dass auch die Bundesregierung Ruhani zum Deutschland-Besuch einlädt.
Wegen der Sanktionen waren die deutschen Exporte in den Iran auf ein Niveau von 2,5 Milliarden Euro pro Jahr gesunken. Wirtschaftsverbände erwarten jedoch einen Anstieg auf bis zu 10 Milliarden in fünf Jahren. Der Iran könnte damit in der Krise der großen Schwellenländer die leuchtende Erfolgsgeschichte werden.
Quelle: ntv.de, Christian Grimm, DJ