Appell an die Fed IWF plädiert für spätere Zinserhöhung
05.06.2015, 09:34 UhrDie Zinserhöhung in den USA in diesem Jahr galt bisher als klare Sache - auch für den IWF. Doch der internationale Krisenhelfer zieht die Notbremse und ruft die US-Notenbank zum Stillhalten auf. Wie reagiert die Fed nun?
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die US-Notenbank Federal Reserve aufgerufen, ihre geplante Zinserhöhung auf das kommende Jahr zu verschieben. Das Risiko, die globale Wirtschaft mit einer vorzeitigen Anhebung in Probleme zu stürzen, sei derzeit zu groß, heißt es in einem Bericht von IWF-Experten nach Beratungen mit der US-Regierung, der am Donnerstag in Washington veröffentlicht wurde. "Der Wirtschaft würde es mit einer Erhöhung Anfang 2016 besser gehen", sagte IWF-Chefin Christine Lagarde.
Die Fed sollte zunächst auf ein Anziehen der Löhne und der Inflation in den USA warten, meinte Lagarde. Momentan herrsche noch eine zu große Unsicherheit über die künftige Entwicklung der amerikanischen Konjunktur. Aufgrund des Rückgangs des Bruttoinlandsproduktes Anfang des Jahres und anderer Faktoren wie dem starken US-Dollar senkte der IWF seine Prognose für die weltgrößte Volkswirtschaft von 3,1 auf 2,5 Prozent in diesem Jahr.
Für 2016 hielt der IWF hingegen nahezu an der bisherigen Prognose fest. Er rechnet mit einem Plus von 3,0 Prozent. Die Voraussetzung für eine anhaltend gute Entwicklung sei gegeben. Der Arbeitsmarkt sei stark, dem Staatshaushalt gehe es besser, und der niedrige Ölpreis verhelfe zu einer dynamischen Entwicklung, sagte Lagarde. Die zuletzt schwachen Daten zeigten wahrscheinlich eine vorübergehende Schwäche.
US-Wirtschaftsdaten unerwartet schwach
Eine große Gefahr sei, dass eine überhastete Zinserhöhung den Kapitalmärkten zu schnell Liquidität entziehen und die Konjunktur zum Erliegen bringen könnte. Das könne weit über die US-Grenzen hinaus negative Konsequenzen haben, die schlimmer sein und länger anhalten könnten als derzeit erwartet. Die Fed könne dann gezwungen werden, die Zinsen schnell wieder zu senken. Derzeit liegt der Leitzins auf einem historischen Tiefstand zwischen null und 0,25 Prozent.
Zuletzt hatte eine Mehrheit von Finanzexperten erwartet, dass die Fed im Herbst die Zinsen erhöht. Der IWF hatte diesen Zeitpunkt bislang unterstützt. Unerwartet schwache US-Wirtschaftsdaten in den vergangenen Wochen und eine weiterhin sehr niedrige Inflation haben die Meinung des Krisenhelfers geändert. "Die Zinserhöhung kann ein bisschen warten", sagte Lagarde. Die nächste Zinsentscheidung der Fed fällt am 17. Juni.
Quelle: ntv.de, wne/dpa